Wie ein lauer Sommerabend

ZELTINGEN-RACHTIG. (mbl) Mit Orgelglanz und Saitenklang beeindruckten der Organist Josef Thiesen und das Ensemble Camerata Cusana mit ihrem Leiter Wolfgang Lichter die Musikfreunde in der Rachtiger Pfarrkirche St. Marien. Stehende Ovationen galten den Musikern für ein brillantes Konzerterlebnis.

Erst vor 14 Tagen hatte die neue König/Weimbs-Orgel in Rachtig im Zusammenspiel mit Trompetenklang ihren ersten großen Konzert-Auftritt im Rahmen der Mosel Festwochen gehabt. Mit ihrer prachtvollen Klangfülle konzertierte sie in "Orgelglanz und Saitenklang" mit der Camerata Cusana. Als sei es für den herrlichen Sommerabend ausgesucht, brachten Organist Thiesen und die 13 Musiker ein Konzert zu Gehör, das mit seinem heiteren, unbeschwerten Charakter verzauberte. Da hatten sogar die Sommerboten - Kuckuck und Nachtigall - ihre Singstimme im Spiel. Der Organist Josef Thiesen und die Camerata Cusana mit zwölf Streichern sowie Cembalist und Leiter Wolfgang Lichter spielten Werke aus der Zeit vor 1800, Kompositionen von Jean Marche, Georg Friedrich Händel, Karl Stamitz, Tomaso Albinoni und Wolfgang Amadeus Mozart. Schon bei Händel deutete sich mit Hervorkehren der "Melodie" der Übergang in eine neuere Musikzeit an. Heitere Melodik in großer disziplinierter Ausführung zeichnete die Darbietungen aus. Neben den solistischen Stücken für Orgel oder Orchester traten die "Königin", Streicher und Cembalist in einen wunderbaren musikalischen Dialog, den die hervorragende Akustik des Kirchenraums zu einem brillanten Klangerlebnis werden ließ. Und wie war das mit dem Kuckuck und der Nachtigall? In Händels Orgelkonzert "Kuckuck und Nachtigall" haben die beiden Singvögel ihren ganz speziellen Part. Die Orgel lässt den Kuckuck rufen und die Nachtigall trällern - ein concerto, als wär's für die Rachtiger Orgel komponiert. Dies macht ein ganz besonderes Register im "Nachtigallen-Sound" möglich, das der Orgelbauer Weimbs als spezielle Zugabe in die Rachtiger Orgel eingebaut hat. Da fehlte nur noch, dass der kleine Vogel hoch oben auf der linken Ecke des Orgelpositivs seine Flügel ausgebreitet hätte und jubilierend durch den Kirchenraum geflogen wäre.Spürbare Freude an der König/Weimbs-Orgel

Das Orgelkonzert von Händel, der selbst ein exzellenter Orgelspieler gewesen und dem technische Schwierigkeiten fremd waren, stellte das Rachtiger Instrument unter dem virtuosen Spiel von Thiesen seine prächtige Klangfülle unter Beweis. Thiesens Spiel ließ die Freude am hervorragenden Instrument hörbar werden. Dann hatte das Orchester wieder das musikalische Sagen und glänzte mit Stamitz Quartetto Concertante G-dur, in dem ein Streichquartett als solistische Gruppe dem Orchester gegenübersteht. Mit Albinoni/Giazottos berühmtem, gefühlsbetonten Adagio g-moll und zwei Mozart-Sonaten endete ein Konzert - unbeschwert und heiter, rein und klar wie ein Sommerabend - das die Besucher wahrhaft genossen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort