Wie eine "Butt" mit Trauben eine Suppe verfeinert

Kröv · 150 Zuschauer sind am Sonntag beim Mundartabend in Kröv gewesen. Ein Mix aus Anekdoten und Erinnerungen sind "verzelt" worden. Organisatorin Gudrun Hüls-Beth hat 25 Jahre lang alle Veranstaltungen dieser Reihe moderiert, so auch in diesem Jahr.

 82 Jahre und kein bisschen müde: Gudrun Hüls-Beth moderiert den Mundartabend. Im Hintergrund das Musikduo Nochääs. TV-Foto: Christoph Strouvelle

82 Jahre und kein bisschen müde: Gudrun Hüls-Beth moderiert den Mundartabend. Im Hintergrund das Musikduo Nochääs. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Kröv. Mundart ist und bleibt aktuell. Der Beweis: Die vielen Zuschauer, die zum moselfränkischen Mundartabend in die Reichsschenke Zum Ritter Götz nach Kröv gekommen sind. Sie erlebten einen gelungenen Mix aus humorvollen Anekdoten, besinnlichen Erzählungen und Liedern auf Kröver Platt.
Seit 25 Jahren findet der Mundartabend statt und wird ununterbrochen von der inzwischen 82-jährigen Gudrun Hüls-Beth geleitet. "Du bist die Seele, der Motor und die Initiatorin dieses Abends", würdigt Bernward Helms-Derfert, Beigeordneter der Verbandsgemeinde Kröv, die Verdienste der Moderatorin. Ohne sie würde es den Abend gar nicht geben. "Der Mundartabend war sofort ein Erfolg gewesen, weil er den Nerv der Leute getroffen hat", sagt Hüls-Beth. Zuschauer kämen von der Mittelmosel und aus der Eifel. Die Autoren seien sogar schon von der Saar nach Kröv gefahren, denn auch dort werde Moselfränkisch gesprochen. Dabei zahle man den Autoren kein Honorar.
Hüls-Beth hat während ihrer Zeit als Lehrerin sogar Vorteile bei ihren ehemaligen Schülern festgestellt: "Die Kinder, die Platt gesprochen haben, waren die besten Aufsatzschreiber."
Während des vierstündigen Programms haben die Besucher 20 Vorträge, die unter dem Motto "Dat wol ich imma äs verzele" gestanden haben, genossen. Da erzählt Ewald Werland aus Zeltingen-Rachtig von dem Patienten, der statt zwei Liter Wein am Tag lieber halb Wein, halb Wasser trinken soll, dem Arzt dann aber mitteilt, dass er nach den zwei Litern Rebensaft kein Wasser mehr runterbekommt. Die Näi Sonja Müller aus dem Verkehrsamt erinnert sich, wie sie als Kind den Pfarrer mit einem Lied verblüfft hat, und Edmund Becker aus Rachtig berichtet anschaulich, wie eine "Butt" mit Trauben eine Suppe verfeinert hat.
Der 85-jährige Oswald Raach aus Trier erklärt, wie man Huflattich und Kuhflatsch als Zutaten für die Suppe verwechseln kann.
Politik und ein Resümee


Soll man eine Messe in Moselfränkisch halten? Das Evangelium ist schwer zu übersetzen, sagt der Reiler Rudolf Hochscheid. "Kann man statt Vater unser wirklich uuse Vatter bete?" Auch aktuelle politische Themen wurden angesprochen. Ignaz Rieth sieht mit der Gebietsweinkönigin aus Kröv gar die Geburtsstunde für ein neues Kröver Reich gekommen. "Do kinnt dä Simon vom TV jed Wooch drei Seite iwwer us schreibe."
Bei seinem Rundgang durch das touristische Kinheim zieht Rieth ein Resümee: "So ochsig sein mir gar net." cst

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