Wie eine Wiedergeburt im Westen

Petra Stähr kam 1976 aus der DDR in die Bundesrepublik. Die staatlich geprüfte Sekretärin arbeitete in vielen Bereichen: als Übersetzerin und Ghostwriterin, Bäuerin, Kinderbuch-Autorin und Malerin. Vor sechs Jahren wurde die Mittelmosel ihre neue Heimat.

 Hat an der Mosel ihre neue Heimat gefunden: die Malerin und Buchautorin Petra Stähr.TV-Foto: Marita Blahak

Hat an der Mosel ihre neue Heimat gefunden: die Malerin und Buchautorin Petra Stähr.TV-Foto: Marita Blahak

Bernkastel-Kues. Die Theodor-Heuss-Brücke in Frankfurt und die Brooklyn-Bridge in New-York reihen sich in die Runde der Fachwerkhäuser auf dem Bernkasteler Marktplatz.

Die Künstlerin Petra Stähr hat ihre großformatigen Gemälde fürs Presse-Foto auf den Stufen des Michaelsbrunnens platziert. "Ich liebe kräftige ausdrucksstarke Farben", erklärt die Mittsechzigerin, die seit 2004 in Bernkastel-Kues lebt und künstlerisch tätig ist. Stähr stammt aus Arnstadt/Thüringen. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zum Zeichnen, Malen und auch zum Schreiben. In der damaligen DDR blieb ihr der Wunsch, Kunst zu studieren, leider verwehrt. Auch das Studium der Germanistik und der Geschichte gab sie später aus familiären und politischen Gründen auf. "Meine Familie gehörte nie zu den Mitschwimmern des Regimes." So ließ sie sich zur Fremdsprachensekretärin ausbilden und stellte mehr als zwölf Ausreiseanträge. Nach hartem Ringen konnte sie 1976 mit Ehemann und den beiden Töchtern ausreisen. Nach fünf Jahren in der Großstadt, zogen sie aufs Land nahe der luxemburgischen Grenze und wurden Hobby-Bauern. Nebenbei war Stähr als Übersetzerin, Ghostwriterin und TV-Mitarbeiterin tätig. Sie schrieb Kinderbücher und verfasste eine dreiteilige Dokumentation über die Wende. Nach dem Umzug an die Mosel widmete sich Stähr nun verstärkt der Malerei und ließ sich bei Rolf Hölter in klassischer Ölmalerei und bei Hans-Dieter Jung in Acryl- und Aquarellmalerei ausbilden. "Meine Bilder entstehen nach Eindrücken in Natur und Gesellschaft", sagt Stähr. Außerdem liebt sie die moderne Darstellung von Städteansichten und Bauwerken, die sie gern als Nachtbilder malt. Neben Ölfarbe und Pinsel kommen als bevorzugte Techniken auch Spachtel und Strukturpaste zum Einsatz.

"Die Ausreise aus der e DDR war wie eine Wiedergeburt", blickt Stähr zurück. So hat sie jüngst ihr Lieblingsbild fertiggestellt: ein Gemälde, das das Brandenburger Tor im Freudenfeuerwerk zeigt. Die Aufarbeitung ihrer schlimmsten DDR-Jahre hat Stähr in ihrem Buch "Neunzig Schüsse an der Mauer" verarbeitet, das sie im Herbst bei einer Lesung vorstellt. Die nächste Gemäldeausstellung ist am Samstag, 12.Juni um 18 Uhr im Weinhotel "Winzerhof" in Piesport.

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