Wie in Hintertupfingen

BERNKASTEL-KUES. Die Internationale Tourismusbörse in Berlin war für Stadtbürgermeister Wolfgang Port keine Reise wert. Dem aufgestauten Ärger will er in der Ratssitzung am 6. April Gehör verschaffen.

Die Internationale Tourismusbörse (ITB) in Berlin ist schon seit einigen Wochen Geschichte. Im Stadtrat Bernkastel-Kues wird sie aber am Donnerstag, 6. April (18 Uhr, Rathaus), noch einmal aktuell werden. Hintergrund ist die Präsentation der Stadt bei dieser Tourismus-Messe. Klar ist: Hätte es nicht eine bestimmte Vorgeschichte geben, wäre die Stadt damit zufrieden gewesen, sich mit einem Prospektständer einem internationalen Publikum präsentieren zu dürfen. Zur Vorgeschichte: Mehrfach berichtete der TV 2005 darüber, dass die Stadt bei der ITB 2006 mit einem eigenen Stand vertreten sein könne, wenn die Qualitätsoffensive den Erfolg zeige. Das war kein Problem. Weit mehr als die erforderlichen 80 Frauen und Männer ließen sich zum Service-Coach ausbilden. Alles klar also für den von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH (RPT) versprochenen großen Auftritt in der Hauptstadt? Mitnichten! Bereits im Frühjahr 2005 war offensichtlich klar, dass die Stadt sich zwar präsentieren kann, aber nur am RPT-Gemeinschaftsstand. Damals gab es ein Gespräch, an dem Viktor Hess, Vorsitzender der Entwicklungsagentur Bernkastel-Kues, Agentur-Mitarbeiterin Martina Wolff, Mosel-Gäste-Zentrum-Leiterin Sylvia Westermann und RPT-Geschäftsführer Achim Schloemer teilnahmen. Es sei darum gegangen, ein Missverständnis aus der Welt zu räumen, erklärt Schloemer auf TV-Anfrage. Die RPT habe der Stadt nie einen eigenen Stand in Aussicht gestellt. Ein Stand koste zwischen 6500 und 9500 Euro. Nicht bezahlbar, sagt Schloemer. Ein anderer RPT-Mitarbeiter habe vorher die Zusage für einen eigenen Stand gegeben, heißt es weiter von den beteiligten Vertretern aus Bernkastel-Kues. Es ist müßig zu streiten, ob es diese Zusage gab, oder ob ein Missverständnis vorlag. Fakt ist, und das bestätigen Hees und Westermann, dass Ende April/Anfang Mai 2005 Klarheit bestand, dass die Stadt keinen eigenen Stand bekommt. Im Laufe des Jahres wurde aber so diskutiert, als ob diese Chance weiter bestehe. "Da war wohl eher der Wunsch der Vater des Gedankens", sagt Westermann. Es scheint aber auch eine Kommunikationslücke gegeben zu haben. Stadtbürgermeister Wolfgang Port glaubte bis in den Spätherbst an den eigenen Stand. Erst im Vorfeld der Sitzung des Tourismusausschusses im November sei er eines Besseren belehrt worden. Allerdings gab es auch in dieser Sitzung keine klare Aussage zur Präsentationsmöglichkeit in Berlin. Trotzdem fuhr Port zur ITB. Er hakt auch nicht wegen des Standes nach. Doch er ärgert sich, dass die Qualitätsanstrengungen der Stadt weder in Publikationen noch in RPT-Pressemeldungen auftauchten. Auch sei Minister Hans-Artur Bauckhage bei seiner Pressekonferenz nicht auf diese Anstrengungen eingegangen. Port: "Ich kam mir vor, als käme ich aus Hintertupfingen und nicht aus einer der bedeutendsten Fremdenverkehrsorte in Rheinland-Pfalz." Deshalb soll am 6. April über das Thema und mögliche Konsequenzen gesprochen werden.

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