"Wie konnte dies alles geschehen?"

Gründonnerstag 1944 wurden 44 Kinder jüdischen Glaubens auf Befehl von Klaus Barbie, Gestapochef von Lyon, im Kinderheim des kleinen südfranzösischen Ortes Izieu verhaftet, auf Lastwagen verladen, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Eine Ausstellung, die zur Zeit im Kreishaus in Wittlich zu sehen ist, zeichnet ihren Leidensweg nach.

 Zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger kamen zur Ausstellungseröffnung ins Kreishaus. Foto: Mike-D. Winter/Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich

Zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger kamen zur Ausstellungseröffnung ins Kreishaus. Foto: Mike-D. Winter/Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich

Wittlich. (red) "Die Ermordung der Kinder von Izieu macht uns sprach- und fassungslos. Wie konnte dies alles geschehen? Was können wir tun, damit es nie wieder zu solchen Verbrechen kommt? Wir müssen erinnern. Wir dürfen nicht vergessen. Wir müssen wachsam bleiben!", appellierte Landrätin Beate Läsch-Weber zur Ausstellungseröffnung.

Auf Initiative der Gedenkstätte Maison d'Izieu und mit Unterstützung des deutsch-französischen Jugendwerkes folgten Oberstufenschüler aus Mannheim und Lyon 2001/2002 gemeinsam den Spuren der vier jüdischen Kinder aus Mannheim. Hierfür besuchten die Schüler im Rahmen des als deutsch-französische Begegnung konzipierten Geschichtsprojektes verschiedene Orte. Gemeinsam arbeiteten sie, unterstützt von ihren Lehrern, in Mannheim, Izieu, Rivesaltes und Auschwitz.

Die Ausstellung "Mannheim - Izieu - Auschwitz" folgt dem Weg der vier jüdischen Kinder im Alter von fünf bis 15 Jahren, Sami Adelsheimer, Max Leiner, Fritz Löbmann und Otto Wertheimer. Die ersten Ausstellungstafeln zeigen das alltägliche Leben der jüdischen Kinder und ihrer Familien in Mannheim vor 1933 sowie während der NS-Zeit. Ferner wird ihre Ausweisung und Deportation ins französische Internierungslager Gurs im Oktober 1940 dargestellt. Die Internierung in Frankreich wird vor dem Hintergrund der antisemitischen Politik und Kollaboration des Vichy-Regimes betrachtet. Im Besonderen wird dabei auf die Lager Gurs und Rivesaltes, in denen die Kinder interniert waren, eingegangen.

Als im Sommer 1942 die Vichy-Regierung beabsichtigte, auch jüdische Kinder unter 16 Jahren zu deportieren, bemühte sich das Kinderhilfswerk O.S.E. um ihre Rettung und errichtete ein entsprechendes Netzwerk. Mit dessen Hilfe fanden Sami, Max, Fritz und Otto und andere Kinder, getrennt von ihren bereits deportierten Eltern, im Haus von Izieu ein neues Zuhause, wo seit Mai 1943 ein Kinderheim bestand. Nach ihrer Festnahme am 6. April 1944 wurden die vier Kinder ins Durchgangslager Drancy bei Paris gebracht. Von dort wurden sie nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurden. Die deutsch-französische Ausstellung endet mit Eindrücken und Reflexionen während der gemeinsamen Spurensuche und Erinnerungsarbeit.

Die Ausstellung im Kreishaus ist Teil der Veranstaltungsreihe zur 70. Wiederkehr der Pogromnacht (9. November 1938) "Erinnern für die Zukunft" und ein Kooperationsprojekt der Kreisjugendpflege und des Kulturamtes der Stadt Wittlich. Zu sehen ist sie bis zum 6. Februar montags bis donnerstags von 7 bis 18 Uhr und freitags von 7 bis 15 Uhr.

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