Wie lange blasen die Schneekanonen noch?

Erbeskopf · Die Wintersportanlage am Erbeskopf ist für die Saison bereit. Betriebs- leiter Klaus Hepp warnt aber: Eine Modernisierung steht an. Noch ist unklar, wer die Rechnung übernimmt.

 Wenn das Wetter mitspielt, nutzen Skifans aus der Region und dem benachbarten Ausland die Pisten am Erbeskopf. TV-Archivfoto: Klaus Kimmling

Wenn das Wetter mitspielt, nutzen Skifans aus der Region und dem benachbarten Ausland die Pisten am Erbeskopf. TV-Archivfoto: Klaus Kimmling

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Erbeskopf Für den ersten größeren Schneefall sind die Verantwortlichen für die Wintersportanlage am Erbeskopf gerüstet. Wie Betriebsleiter Klaus Hepp erklärt, seien alle Vorbereitungen getroffen. "Wir sind grundsätzlich bereit. Die große Pistenraupe steht zwar noch in der Werkstatt, aber da fehlt nur noch ein Ölwechsel. Für Lift 2 sind 20 neue Schleppgehänge bestellt, die kommen am 28. November, dann kann es losgehen." In der vergangenen Saison 2016/17 gab es eine schwarze Null. Damals liefen die Skilifte an 26 Tagen, 60 000 Skifahrer hatten die Anlage besucht. Dass die weiße Zeit auf den Januar 2017 fiel, war damals von Vorteil, denn nach dem Weihnachtsrummel hatten die Menschen mehr Zeit zum Skifahren, (der TV berichtete). Schwieriger war die Saison 2015/16 mit nur 13 Tagen Liftbetrieb - ein Zusatzgeschäft, so Hepp. Besonders erfolgreich war wiederum die Saison 2014/15 mit 47 Tagen Skiliftbetrieb. Dieser Phase gingen wiederum zwei Jahre voraus, in denen die Winter so warm waren, dass Skibetrieb nicht möglich war (der TV berichtete mehrfach). Damit die Anlage wirtschaftlich läuft, braucht es aber mindestens 40 Tage Skiliftbetrieb pro Jahr. Die Anlage besteht aus drei Liften und einer Beschneiungsanlage. Diese Schneekanonen werden durch einen Teich gespeist und kommen zum Einsatz, sobald die Temperaturen längerfristig unter zehn Grad minus liegen. Die Liftanlagen sind bereits mehr als 40 Jahre alt, im Januar steht die nächste Tüv-Prüfung bevor. "Mir macht der Klimawandel Sorgen. Wir können im Moment noch beschneien, aber wie lange noch? Die Maschinen sind auch schon 17 Jahre alt und müssen irgendwann ersetzt werden. Unsere Technik ist nicht unendlich haltbar," mahnt Hepp. Der Wintersport am Erbeskopf sei zwar ein teures, aber auch ein lohnendes Geschäft. "Viele Leute aus Holland, dem Frankfurter Raum oder Belgien kommen im Winter und lernen so unsere Gegend kennen. Außerdem ist die Anlage auch für Familien wichtig. Denn viele können sich keinen Winterurlaub in den Alpen leisten. Hier kann man günstiger Skifahren lernen," sagt Hepp. Wie sieht der Zweckverband die Zukunft des Erbeskopfes? Marc Hüllenkremer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thalfang, ist Sprecher des Zweckverbandes, in dem die angrenzenden Kommunen Malborn, Hilscheid, Thalfang, Gräfendhron, Deuselbach, die Verbandsgemeinde Thalfang, die Einheitsgemeinde Morbach und der Landkreis Bernkastel-Wittlich beteiligt sind. Hüllenkremer bestätigt, dass Modernisierungsbedarf besteht, da die Anlagen aus den Jahren 1969, 1970/1971 und 1973/1974 stammen, Verschleißteile werden regelmäßig erneuert und die Anlage werde regelmäßig vom Technischen Überwachungsverein (Tüv) abgenommen. Es bestehe aber "grundsätzlicher Modernisierungsbedarf". Wer das bezahlt, ist noch nicht geklärt. Hüllenkremer: "Wer gegebenenfalls die Kosten einer Modernisierung der Skilifte tragen soll, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht bestimmen. Die Liftanlage, bestehend aus drei Skiliften, ist zwar modernisierungsbedürftig, jedoch bislang voll funktionsfähig. Sollte die Erneuerung von Verschleißteilen nicht mehr möglich oder vertretbar sein, so wäre dies eine dann zu treffende Einzelfallentscheidung. "Hüllenkremer weist auf die hohe Bedeutung der Anlage hin, die in dieser Art in Rheinland-Pfalz einzigartig sei: "Im langjährigen Durchschnitt bei witterungsbedingten Schwankungen kommen rund 80 000 bis 100 000 Menschen pro Jahr und alleine wegen des Wintersports an den Erbeskopf." Das Wintersportangebot sei für den Tourismus bedeutsam und damit auch für die Verbandsgemeinde Thalfang ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Hüllenkremer: "Bei rund 100 000 Übernachtungen sowie 300 000 Tagestouristen, darunter zahlreiche in der Wintersaison, ergibt sich ein Umsatz einschließlich Mehrwertsteuer von rund 15 000 000 Euro pro Jahr. Hiervon dürften mindestens ein Drittel auf die Wintersportsaison entfallen. Ähnlich positive Wirkungen dürfte der Wintersport am Erbeskopf auch auf die übrigen angrenzenden Regionen haben." Eine mögliche Privatisierung des Wintersportgebietes mit seinen Liftanlagen steht immer noch im Raum, so Hüllenkremer. Damit habe sich der Zweckverband in den vergangenen Jahren mehrfach befasst. Das ist allerdings ein aufwendiger und komplexer Vorgang, bei dem viele gesetzliche Bestimmungen und Vorgaben einzuhalten seien. Deshalb sei ein erster Versuch im Jahr 2012/13 gescheitert. Da der Erbeskopf mit dem Hunsrückhaus zwischenzeitlich zum Nationalpark Hunsrück-Hochwald gehört, habe man die Frage der Privatisierung des Wintersports im Zweckverband zurückgestellt. Daneben sei der Zweckverband aktuell in konkreten Gesprächen mit privaten Investoren, die darauf hinzielen, die Aufenthaltsqualität am Erbeskopf insgesamt und ganzjährig auszubauen. Dies werde unter anderem dazu führen, dass die Liftanlage auch außerhalb der Wintersportsaison genutzt wird, so Hüllenkremer. Darüber werde dann in den Gremien beraten.KommentarMeinung

Über Alternativen nachdenkenDer Wintersport am Erbes kopf hat eine lange Tradition und wird auch in Zukunft fortgeschrieben. Die Frage ist allerdings: In welcher Form? Um die Skiliftanlage langfristig in Schuss zu halten, ist offensichtlich nicht genug Geld da. Die öffentliche Hand hat in erster Linie dringendere Aufgaben zu erledigen, als eine Skiliftanlage zu finanzieren, die im Schnitt nur an 32 Tagen im Jahr in Betrieb ist - das ist eigentlich ein purer Luxus für Wintersportfreunde. Sollte sich mittelfristig kein privater Investor finden, der dem Zweckverband diese Bürde abnimmt, dann wird das Angebot nach und nach drastisch reduziert werden müssen. Hier wäre Eigeninitiative seitens der Wintersportler gefragt. Vielleicht gründet sich ja ein Verein, der Wintersport, wenn auch in einem kleineren Rahmen, weiterhin möglich machen kann. Wer einmal den verschneiten Erbeskopf besucht hat und die schöne winterliche Stimmung auf dem höchsten Berg von Rheinland-Pfalz erlebt hat, wird das verstehen. hp.linz@volksfreund.deExtra: WINTERSPORT AM ERBESKOPF

Mit 816 Metern ist der Erbeskopf der höchste Berg in Rheinland-Pfalz. Aufgrund seiner Höhenlage zieht der Berg bereits seit mehr als 100 Jahren Wintersportler an. Zunächst entstanden zwei kleine Abfahrtsschneisen im Wald. 1955 ließ eine Initiative aus Privatleuten und Gastronomen die erste Abfahrtspiste mit einem Sechs-Personen-Schlepplift anlegen. Heute finden die Wintersportler zwei jeweils 800 Meter lange Abfahrtspisten mit einer Höhendifferenz von 120 Metern vor. Drei Lifte sorgen für den Aufstieg.

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