Wie Phönix aus der Asche - Insolvenzverfahren eröffnet: Käufer für Drahtwerke Horath gesucht - 150 Jobs vorerst gesichert

Trier · Die Drahtwerke Horath haben schon viele Höhen und Tiefen erlebt. Heute wurde nun das Insolvenzverfahren für das Unternehmen eröffnet - dennoch bedeutet dies für die rund 150 Mitarbeiter eine große Hoffnung.

 Im Drahtwerk Horath werden Baustahlmatten hergestellt. Foto: privat

Im Drahtwerk Horath werden Baustahlmatten hergestellt. Foto: privat

Die Stahlbranche durchlebt schwere Jahre. Auch die französische Sotralentz Gruppe, zu der die Drahtwerke Horath gehören, hat diese Erfahrung machen müssen. Mit weitreichenden Folgen für ihre deutsche Tochter. Am 16. September wurde ein vorläufiges Insolvenzverfahren für das Unternehmen eröffnet. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Trierer Rechtsanwalt Professor Thomas B. Schmidt bestellt. Nach wenigen Wochen geht der Betrieb weiter. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens sollen die Drahtwerke wieder rentabel weitergeführt werden. Professor Schmidt: "Es ist uns in kürzester Zeit gelungen, die Auftragslage zu stabilisieren und die Belieferung mit Walzdraht sicherzustellen. Notwendige Restrukturierungsmaßnahmen sind bereits nahezu abgeschlossen. Die Betriebe arbeiten wieder rentabel."

Positiv, vor allem für die Mitarbeiter: Der Betrieb an den beiden Standorten in Horath und Trier läuft mit insgesamt 150 Arbeitnehmern seit September weiter. Die Lohnzahlungen wurden im Rahmen einer Insolvenzgeldvorfinanzierung durch den Insolvenzverwalter sichergestellt. Schmidt setzt auf die Zukunft der Drahtwerke: "Unser Ziel ist es, für die Betriebe in Horath und Trier Investoren zu finden, damit sämtliche Arbeitsplätze erhalten bleiben. Wir sind guter Dinge, noch in diesem Jahr eine Lösung präsentieren zu können." In dem Investorenprozess wird der Insolvenzverwalter durch das Trierer Unternehmen Mentor AG unterstützt.

Über die Entwicklung in den letzten Wochen sind auch die Mitarbeiter zufrieden. "Wir haben einen sehr guten Zusammenhalt in der Belegschaft. Die Mitarbeiter haben die Nerven behalten, nur ein Kollege ist abgesprungen", sagt Sebastian Thommes, zuständig für Personal und Finanzen, dem TV. Dadurch, dass es dem Insolvenzverwalter gelungen sei, die Walzdrahtversorgung zu sichern, hätte der Betrieb sogar im Drei-Schicht-Betrieb fortgeführt werden können. Prokurist Reimund Lorscheter ist optimistisch. "Die Produktion ist nahezu durchgelaufen." Zudem sei Drahtwerk nicht so sehr von der Konjunktur in der Stahlbranche als vielmehr in der Baubranche abhängig. Die Baustahlmatten werden vor allem beim Hausbau benötigt. "Unsere zentrale Lage in der Mitte von Europa ist da ein großer Vorteil. Im Umkreis von 400 Kilometern liegen die großen Zentren wie Köln oder Frankfurt und auch bis Paris ist es nicht so weit." Mit dem Schienen- und Wasserstraßenanschluss im Trierer Hafen könne das Werk punkten und sei auch deshalb höchst attraktiv für Investoren, findet Lorscheter.

Positiv gestimmt

Mit einem passenden neuen Investor, der die Drahtversorgung sicherstelle, hätte das Werk beste Aussichten wirtschaftlich erfolgreich durchzustarten.

Es wäre nicht das erste Mal, dass die Drahtwerke wie ein Phönix aus der Asche aufsteigen würden. Das ursprüngliche Zweigwerk des Oberhausener Industriellen Heinrich Röttger war am 1. Juli 1961 eingeweiht und 1965 von den Trierer Brüdern Alfred und Walter Rass übernommen worden. Mit der Insolvenz der Rass-Gruppe 2001 endete der Betrieb der Hochwald-Drahtwerke GmbH. Fünf Monate stand alles still, bevor es 2002 als DWH Drahtwerke Horath mit 18 Mitarbeitern und unter dem Dach der französischen Sotralentz-Gruppe weiterging. 2007 kaufte das Unternehmen den zweiten Standort im Trierer Hafen dazu. Zwischenzeitlich erlebten die Drahtwerke ein richtiges Hoch und hatten zeitweise fast 200 Mitarbeiter.

Abgetrennt von den deutschen Töchtern musste auch die französische Muttergesellschaft Insolvenz beantragen. Bereits am 28. September wurden über wesentliche Teile der Gruppe Insolvenzverfahren nach französischem Recht in Straßburg eröffnet.

Die 1904 gegründete Sotralentz Gruppe hat ihren Sitz im elsässischen Drulingen mit weiteren Werken und Unternehmen in Frankreich, Deutschland, Spanien, Polen und Rumänien.

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