Wie viele Bauplätze braucht die Einheitsgemeinde?

Morbach · Theoretisch hat die Einheitsgemeinde Morbach genug Bauplätze für mehr als 15 Jahre. Hinzu kommen zahlreiche leer stehende Häuser in den Ortskernen. Dennoch fordern einige Ortsvorsteher neue Baugebiete. Bürgermeister Andreas Hackethal stellt für diese Dörfer kleine Baugebiete in Aussicht.

Morbach. Ein Bürgermeister oder Ortsvorsteher, der sein Dorf weiterentwickeln will, setzt meist auf Neubaugebiete. Die jungen Leute sollen im Ort gehalten und Auswärtigen das Wohnen in den jeweiligen Kommunen schmackhaft gemacht werden. Das war auch der Tenor einer Diskussion im Morbacher Gemeinderat: Bei der Vorstellung der Prioritätenliste haben mehrere Dorfchefs, beispielsweise der Wenigerather Thomas Jakobs, Erwin Schrenk aus Morscheid-Riedenburg und Ulrich Wilbert aus Hundheim, gefordert, dass Neubaugebiete in ihren Dörfern berücksichtigt und angegangen werden. Doch wie ist die derzeitige Situation in der Einheitsgemeinde? Von 2010 bis 2015 wurden 57 Bauplätze aus dem Bestand der Gemeinde verkauft, sagt der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal. Dem steht ein wesentlich höheres Angebot gegenüber.
Nach Auskunft der Morbacher Verwaltung sind derzeit in den 19 Orten insgesamt 163 Baugrundstücke erschlossen und auch verfügbar. Davon sind 83 in Gemeindeeigentum und 80 in privater Hand. Weiterhin sind 63 Bauplätze in Neubaugebieten in Bischofsdhron und Morbach in der Planung. Für diese werden derzeit die Planungen der Erschließung und die Bebauungsplanentwürfe erstellt. Nach dem derzeitigen Stand kann voraussichtlich Ende 2016/Anfang 2017 mit den Erschließungsarbeiten begonnen werden, sagt Hackethal. Für diese beiden Ortsbezirke bestehe auch die größte Nachfrage. Die Anzahl der derzeit verfügbaren gemeindeeigenen Bauplätze plus die geplanten in den beiden Ortsbezirken beträgt damit 146. Zusätzlich können kurzfristig 96 Bauplätze in Neubaugebieten in Gonzerath, Merscheid, Hundheim und Haag erschlossen werden, sagt Hackethal. Hinzu kommen die Leerstände in den Dörfern: Eine Potenzialanalyse hat 2010 ergeben, dass zu diesem Zeitpunkt 152 Gebäude nicht mehr oder nicht mehr dauerhaft genutzt wurden.
Und aufgrund der demografischen Entwicklung ist damit zu rechnen, dass weitere Häuser hinzukommen, denn damals wurden weitere 197 Immobilien ermittelt, die in den nächsten 20 Jahren möglicherweise "zur Umnutzung anstehen", soll heißen: Diese Immobilien werden ausschließlich von älteren Mitbürgern bewohnt. Macht es denn überhaupt noch Sinn, aufgrund dieser Daten weitere Baugebiete auszuweisen? Es seien genügend Bauplätze vorhanden, sagt Hackethal. "Es muss keiner aus der Einheitsgemeinde wegziehen, weil es hier keine Bauplätze gibt."
"Doch es wird weiterhin ortsbezogene Lösungen geben", sagt er. Doch warnt er gleichzeitig vor der Zukunft, wenn heute noch bewohnte Häuser irgendwann leer stehen. Die Gemeinde müsse sich um die Substanz kümmern und nicht neue Strukturen schaffen, mahnt er.
Hackethal: "Wenn wir weniger werden und die Infrastruktur aufrechterhalten wollen, müssen wir mehr bezahlen."
Thomas Jakobs, Ortsvorsteher von Wenigerath, sieht die Notwendigkeit für weitere Bauplätze in seinem Dorf. Fünf junge Familien seien aus seinem Ort weggezogen. "Wäre ein Baugebiet da gewesen, wären sie hier geblieben", sagt er. cst

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