Wiederbelebungsversuch wartet auf therapeutische Hilfe

WITTLICH. "Großer Bahnhof" für den Stadtrat: Vor rund 100 Zuschauern beschlossen die Fraktionen einstimmig, den Beschluss über die Öffnung der Neustraße für den Verkehr zu verschieben, um im Rahmen eines Gesamtverkehrskonzeptes diskutieren zu können.

"Einen so wohl gefüllten Rat würden wir uns immer wünschen", begrüßte Bürgermeister Ralf Bußmer rund 100 Bürger, die ins Jugendheim St. Bernhard gekommen waren. Doch bei den Fragen, die Publikum stets zu Anfang einer Sitzung beim Punkt "Einwohnerfragestunde" stellen kann, war die Resonanz wieder gleich null, denn Fragen sind generell nur zu Themen erlaubt, die nicht auf der weiteren Tagesordnung stehen. "Ich hätte schon drei Fragen gehabt", bemerkte deshalb ein Bürger, "aber zu heutigen Ratsthemen."Eine Straße ohne Fußgänger

Bürgermeister Ralf Bußmer verwies deshalb auf die Einwohnerversammlung am kommenden Mittwoch im St. Markushaus. Sodann war es am Stadtrat, das Thema Neustraße zu beraten. Peter van der Heyde fasste das Ergebnis aus dem Bauausschuss zusammen, der eine Diskussion im Rahmen der Verkehrsentwicklungsplanung vorgeschlagen hat. Kurz vor Ostern soll es soweit sein, dass die Ergebnisse auch der Verkehrszählung, die vor über eineinhalb Jahren gemacht wurde, auf den Tisch kommen. Dann kam Klaus Petry von der FWG, die mit dem Antrag auf Öffnung für den Verkehr ins Rennen gegangen war, zu Wort. Er schickte voran, es sei genug geredet worden und forderte Taten, da es "nicht mehr fünf nach zwölf sei, sondern "eher schon halb ein": "Die Neustraße war nämlich nie eine Fußgängerzone, sie war lediglich eine Straße ohne Fußgänger!" Er plädierte außerdem für ergänzende Maßnahmen wie Ansiedlung eines Verkaufsmagneten. Auch das Alte Rathaus sei anzupacken: "Das größte, schönste städtische Gebäude in bester Innenstadtlage ist doch praktisch tot!" Er verwies auf ein Konzept für eine Kunstboutique, das schon vorliege und schloss: "Meinetwegen könnte hier auch Mc Donalds eröffnen!" Dann kam er auf den FWG-Antrag zurück. Da definitiv mitgeteilt worden sei, dass ein Verkehrskonzept für die Stadt am 16. oder 17. März vorgestellt werde, und man sicher sei, dass jetzt der Antrag mit überwältigender Mehrheit abgelehnt werde, wolle man die acht Wochen noch abwarten, um "dem zarten Pflänzchen Hoffnung zu geben", dass es sich bis dahin "zum Wohle der Stadt entwickeln" könne. Die Fahrt durch die Triererstraße streiche man."Wir müssen Impulse nach draußen setzen"

Theodor Brock, CDU sagte daraufhin: "Da die FWG den Antrag vorerst zurück zieht, glaube ich, dass wir mit dem Verkehrskonzept in die richtige Diskussion gehen." Dem pflichtete Michael Wagner, Grüne, bei: "Man kann das Projekt nicht isoliert betrachten. Wir brauchen eine Rundumsicht, die auch neue Verkehrsaufkommen in der Zukunft mit betrachtet." Er brachte nochmals das Gelände am ehemaligen Haus Schumacher ins Spiel, das jetzt noch wegen des Standortes Stadthalle für andere bauliche Verwendungen blockiert sei und verwies auf allgemeine strukturelle Probleme: "Wir wollen nicht sagen, wir öffnen die Neustraße und dann haben wir alle Probleme aus der Welt." Anschließend hielt Dieter Burgard, SPD, eine Grundsatzrede und betonte: "Die SPD will keine tote Stadt. Wir wollen positive Kauferlebnisse. Aber eine lebendige Innenstadt darf nicht hießen: Autostau." Er appellierte an den Einzelhandel, seine Hausaufgaben zu machen und an den Kunden, sein Kaufverhalten zu überdenken. Er übte auch Selbstkritik am Rat, der alljährlich Geld für Verbesserungsmaßnahmen im Rahmen des Stadtmarketingsprozesses im Haushalt bereit gestellt, aber nicht hinreichend in Tatsachen umgesetzt habe. Für die FDP kam Jörg Hosp zu dem Schluss: "Auch ich habe damals dafür gestimmt, dass wir die Neustraße zu lassen. Aber es gibt keine Autos und auch keine Fußgänger mehr. Das Modell ist gescheitert. Wir müssen Impulse nach draußen setzten. Aber die FDP ist auch der Meinung, das kann noch acht Wochen warten." Bürgermeister Ralf Bußmer bedankte sich für die sachlichen Beiträge und schloss: "Sie wissen alle, was uns beherrscht: Geiz ist geil. Die Oberzentren saugen uns die Kaufkraft ab. Heute fahren Leute, um fünf Euro zu sparen zehn Liter Sprit kaputt. Überprüfen wir uns alle mal selbst, wo wir kaufen." Weiterer Bericht folgt .

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