Wiedersehen nach fast 80 Jahren: Edith Shepperd trifft im Geburtsort ihre Freundin aus Kindertagen wieder

Bernkastel-Kues · Die Jüdin Edith Shepperd hat ihre frühere Heimat, Bernkastel-Kues, besucht. 1937 verließ sie mit ihrer Familie Nazi-Deutschland. Nun läuft sie zufällig ihrer damaligen Freundin Anneliese Hoffmann über den Weg.

"Da oben war eine Bäckerei." Die Jüdin Edith Shepperd erinnert sich noch gut wie es rund um ihr Elternhaus aussah. Dabei ist das lange her, etwa ein durchschnittliches Menschenleben. 1937 verließ sie mit ihren Eltern nicht nur die Schillerstraße, nicht nur Bernkastel-Kues, sondern Deutschland. Ihr Vater, der Viehhändler Moritz Leib, hatte offenbar früh genug erkannt, was die Nationalsozialisten mit den jüdischen Bürgern und der Welt vorhatten und verließ die Heimat in Richtung Vereinigte Staaten von Amerika.
Tochter Edith, 1932 geboren, zog es nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfach zurück zu ihrem Geburtstort. Unter anderem wollte sie ihrem Mann den Platz zeigen, an dem sie die ersten Jahre ihres Lebens verbracht hatte und offenbar auch glücklich war.
Ihr Mann ist vergangenes Jahr gestorben. Doch zumindest einmal wollte sie noch zurückkehren. "Um meiner Tochter Lori den Ort zu zeigen", sagt die 82 Jahre alte Dame. Und so stehen die beiden nun gemeinsam mit Stadtbürgermeister Wolfgang Port vor dem Haus Nummer 14 in der Kueser Schillerstraße. Der Bürgermeister hat sich viel Zeit genommen, um die beiden Frauen zu begleiten. "Das ist die Stadt ihnen schuldig", sagt er.
Zwei Frauen kommen hinzu. Port kennt sie. "Was bist Du für ein Jahrgang", fragt er Anneliese Hoffmann. "1932", antwortet sie. Sekunden später ist klar: Die beiden waren damals Freundinnen. Fast 80 Jahre später sehen sie sich das erste Mal wieder. Sie sprechen zwar mittlerweile verschiedene Sprachen, doch sie verstehen sich immer noch.

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