Wiedervereinigt und gleich wieder besetzt

Die Möhnen kennen keine Gnade: Gerade zwei Tage sind die Morbacher Rathaus-Mitarbeiter im neuen Verwaltungsgebäude "wiedervereinigt", da wird es schon wieder besetzt. Auch in Thalfang gibt es kein Pardon für den Bürgermeister.

Morbach/Thalfang. Die Morbacher Möhnen sind pünktlich. Schlag 11.11 Uhr formieren sich die Frauen um Obermöhne Annemie Rossler am Rathaus-Eingang und singen "Gregor, den Schlüssel raus". Bürgermeister Eibes, offenbar seiner Amtsbürde müde, übergibt das gute Stück mit froher Miene den neuen Hausherrinnen. Höchstpersönlich sorgt der abgesetzte Rathaus-Chef dafür, dass die Kehlen der Besatzerinnen nicht trocken bleiben. Zu weiteren Zugeständnissen muss man ihn allerdings überreden. Gretel Kölzer muss ihm die Krawatte erst binden, um sie ihm anschließend gleich wieder abzuschneiden. Auch dem Standesbeamten Christoph Knippel und Werksleiter Jürgen Schabbach geht es an den Schlips. Möhnen nehmen Westflügel unter die Lupe

Nicht nur die Möhnen stimmen launige Lieder an. Die weiblichen Rathaus-Mitarbeiter - farbenfroh als Pippi-Langstrumpf-Figuren gekleidet - singen vom "kunterbunten Haus", in dem sie jetzt arbeiten. Die Möhnen nehmen den neuen Westflügel unter die Lupe. Er wurde erst in dieser Woche bezogen. "Das war knapp", mahnt die Möhnen-Chefin, schließlich habe der Bürgermeister vor einem Jahr versprochen, dass der Umzug fertig sei, wenn sie wiederkommen. Und an den neuen Büros mäkelt sie auch herum. Sie seien viel zu klein. Da müsse man den Rathaus-Mitarbeitern geradezu "auf die Pelle rücken". Dass eng gemütlich sein kann, bewies man auch in Thalfang. Dort waren die Delegationen der närrischsten Thalfanger Dörfer herbeigeeilt. Allen voran die "Berja Wackesssen" und die "Hädeborja Flappessen" mit ihrem Prinzenpaar Michael und Monica. Und natürlich die Gastgeber, die "Tholfanger Spetzbouwe" mit ihren "Märker Senoritas", zu denen sich "Helschder Scheierpoarzler" und Schönberger "Kappeskepp" gesellen. Im Nu haben sie den Schlüssel in ihrer Gewalt - und Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo, den Prinz Michael zum "Ortsbürgermeister" degradiert. Der Hausherr sieht es jedoch gelassen und verspricht mit Blick auf die Verwaltungsreform, dafür zu sorgen, dass "Thalfang über Morbach und Hermeskeil kann walten". Außerdem wolle er den Erbeskopf auf 1000 Meter erhöhen und lade daher alle ein, ihn dann auf der höchsten "Frittenbude" des Landes zu besuchen. Ober-Spetzbouwe Arnold Günther sichert ihm dafür zu, mit dem Schlüssel "nichts verkehrt" zu machen. Derweil genießen es die "Berja Wackessen", dass sie die Thalfanger auf die Schippe nehmen können. Wozu es nach einem St. Martin ohne Martinsfeuer und einem verkaufsoffenen Sonntag, der keiner war, ja auch genug Themen gibt.

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