Wildsau Charly feiert Geburtstag

Saugutes Schweineglück hat Familie Müller in Thalveldenz: Seit zehn Jahren dreht sich (fast) alles um ihr borstiges Findelkind Charly. Heute, am 26. September, feiert die Wutz ihren 10. Geburtstag.

 Charly lässt sich von Hak Müller gerne mit Mais verwöhnen. TV-Foto: Marita Blahak

Charly lässt sich von Hak Müller gerne mit Mais verwöhnen. TV-Foto: Marita Blahak

Veldenz. Schmatz, schmatz - die Wildsau Charly lässt sich eine ihrer Lieblingsspeisen, frisches, knackiges Obst und Gemüse schmecken. Aber auch rohe Nudeln und Mais verachtet das fast 110 Kilogramm schwere borstige Haustier der Müllers nicht. Zehn Jahre sind es her, dass die Familie am 27. September 1997 an einem Hang des Hinterbaches, unweit ihrer Pferdekoppel das Borstentier fand (der TV berichtete). Der neugeborene, einen Tag alte Frischling lag, noch mit der Nabelschnur, mutterseelenallein im Gras. Auf des Försters Vorschlag nahmen Gisela, ihr Mann Hak und Sohn Mario Müller das knuddelige hilflose Wesen mit nach Hause. Mario war fortan seine engste Bezugsperson, er kümmerte sich Tag und Nacht um das kleine Borstenvieh, das anfangs nur 450 Gramm wog und - wie sich etwas später herausstellte - blind war. Auch wenn Mario heute behauptet, er würde sich nicht mehr auf solch ein arbeitsintensives Abenteuer einlassen, ist das nicht ganz ernst gemeint. Denn immer noch läuft ihm die prächtige Wutz nach und lässt sich von ihm liebend gerne kraulen oder legt sich zu ihm in die warme Sonne - und auch Mario genießt das tierische Vertrauensverhältnis. Als ranghöhere Familienmitglieder hat Charly Mutter und Sohn Müller akzeptiert - nur Vater Hak wird als gleichrangig angesehen. Da muss er sich zuweilen vor der Wutz in acht nehmen. Charlys früheren Spielkameraden, Schäferhund Ben, gibt es nicht mehr. Und Müllers zweiter Schäferhund Eika wird von Charly leider nicht akzeptiert. Als Herdentier sucht Charly stets die Nähe "seiner" Familie. Die früheren Spaziergänge allerdings kann sie nicht mehr unternehmen. Aber zuhause, in den eigenen "vier Wänden", trübt nichts das Schweineglück. In einem Holzhaus in der Garage hat die Wutz ihren Schlafplatz mit angrenzendem "Katzenklo". Direkt vor der Tür gibt es genügend Platz zum ausgiebigen Wühlen - was will Wutz mehr?Die Grunzsprache ihres borstigen Haustieres hat Familie Müller schnell gelernt - denn nicht jedes Grunzen ist wohlmeinend, da gibt es hörbare Unterschiede zwischen Wohlwollen und Missstimmung. Und wenn der "Kamm schwillt", wenn sich die Borstenhaare auf dem Rücken aufstellen, kann auch das unterschiedliche Gemütsstimmung bedeuten. Dann bekundet Charly entweder schlechte Laune - oder aber Gefallen am Bauchkraulen. Auch wenn Charly ein "Haustier" geworden ist, so bleibt der Instinkt, im Herbst für den Winter vorzusorgen. Dann futtert die Sau weit mehr als sonst. "Obwohl es für Charly ja keinerlei Notzeiten gibt", lacht Hak Müller. So ein Schweineleben macht auch übermütig, Charly schleppt alles in seine Hütte ab, was er im Hof in die Klauen bekommt. "Das kann auch schon mal die frischgewaschene Wäsche auf der Leine sein", verrät Mario. Brauchbar sei die dann nicht mehr, denn alles werde von Charly fein säuberlich "zerlegt". Auch wenn Charly bei Müllers das Familienleben ganz schön durchwirbelt, ist er der "Hahn im Korb". Des öfteren bekommt Charly auch Besuch. Dann stehen Gäste am Zaun, die bei ihrem Aufenthalt in Thalveldenz die Wutz kennenlernten und mal wieder vorbeischauen. Und wie feiert eine Wildsau Geburtstag? Das schönste tierische Geschenk wäre für Charly, wenn heute morgen wieder der Bäcker klingelt. Denn dann gibt es frische Teilchen und Streuselkuchen. Für diesen süßen Leckerbissen lässt Charly stets alles andere stehen - grunz, grunz.

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