Wildschweine vernichten Weinernte

TRABEN-TRARBACH. Die Wildschweinplage rund um Traben-Trarbach hat eine neue Dimension erreicht. Vor einer Woche machten sich eine Horde Säue über heranreifende Rieslingtrauben her. Der Schaden ist enorm.

Winzer Martin Müllen ist stolz auf seine beste Lage. Über ein halbes Hektar bewirtschaftet er seit dem Jahr 2000 im Trarbacher Hühnerberg. Dort, am Südhang des Kautenbachtals, scheint den ganzen Tag die Sonne. Die starken Temperaturschwankungen zwischen Nacht und Tag sowie der Schieferboden geben dem Wein ein ganz besonderes, unverwechselbares Aroma.Als er in der vergangenen Woche den Weinberg kontrollierte, traf ihn fast der Schlag. Wildschweine hatten sich über die süßen Trauben hergemacht. An manchen Rebstöcken hängen nur noch ein paar wenige Träubchen und beerenlose Traubenkämme. Müllen ist einer der vielen jungen Moselwinzer, die es mit geringen Erträgen und Top-Qualitäten geschafft haben, sich Renommee in der Fachpresse zu verschaffen. Umso größer schmerzt gerade in diesem Jahr der Verlust, denn es reift ein Spitzenwein heran. In den von den Wildschweinen heimgesuchten Lagen haben die Trauben, die noch übrig blieben, bereits jetzt ein Mostgewicht von 85 Grad Oechsle. Etwa 1500 bis 2000 Liter Auslesemost haben die Schweine vernichtet. Der Schaden für Müllen liegt bei weit über 20 000 Euro.Auch im Wolfer Schatzgarten und im Wolfer Klosterberg haben die Wildschweine wieder zugeschlagen. Dort haben sie Junganlagen "durchgepflügt" und ebenfalls Trauben gefressen. Winzer Markus Boor: "In einer Spätburgunder-Parzelle haben die Wildschweine ein Drittel der Ernte vernichtet."Bereits im vergangenen Jahr haben Winzer in Wolf damit begonnen, ihre Weinberge mit Elektrozäunen zu sichern. Auch Martin Müllen hat sich jetzt für 500 Euro eine Anlage gekauft, um zu verhindern, dass die Schweine erneut im Hühnerberg einfallen und noch die restlichen Trauben fressen.Mit einer Entschädigung können Müllen und seine Kollegen nicht rechnen. In Rheinland-Pfalz gilt, dass es für Schäden in Sonderkulturen wie Weinbau keine Schadenersatzpflicht gibt. Winzer Hilmar Heller aus Wolf, der bereits im Vorjahr enorme Schäden hinnehmen musste (der TV berichtete) ist verärgert und frustriert. Heller: "Das gibt es in keiner Branche, dass man zusehen muss, wie man seiner Existenz beraubt wird. Wir werden offenbar nicht richtig ernst genommen."Der Kreisbauern- und Winzerverband drängt darauf, dass das Jagdgesetz geändert wird, und auch Winzer Schäden erstattet bekommen. Kreiswinzervorsitzender Hubertus Klein: "Zumindest die Kosten für den Zaun müsste der Jagdpächter tragen."

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