Wildschweinen den Kampf angesagt

Bernkastel-Kues/Wittlich · Die Jahreshauptversammlung der Kreisjägerschaft im Kloster Machern bei Bernkastel-Kues war gut besetzt. Dabei gab es scharfe Töne gegen die Landesregierung, die das Jagdrecht ändern will. Abschussquoten, Wildschäden und Nachwuchsprobleme waren weitere Themen des Treffens.

 Auf der Suche nach dem Wildschwein: ein Jäger am Rand eines Maisfelds in der Eifel. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Auf der Suche nach dem Wildschwein: ein Jäger am Rand eines Maisfelds in der Eifel. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: Fritz-Peter Linden

"Das war dringend notwendig!", kommentiert Kreisjagdmeister Hans-Günter Vanck die hohe Abschussquote von knapp 7000 Stück Schwarzwild in der Saison 2012/13, die er auf der Jahreshauptversammlung der Kreisjägerschaft im Kloster Machern vermelden konnte. 180 Mitglieder waren zu dem Treffen gekommen. In der vorangegangenen Saison 2011/12 waren es nur 3687 Tiere gewesen, die abgeschossen worden sind. "Beim Schwarzwild stehen wir super da!" In der Tat sei der Abschuss von Wildschweinen extrem wichtig, da es im gesamten Jagdgebiet eine starke Überpopulation gebe, die vermehrt Wildschaden anrichte.
Die Ursache liege unter anderem im verstärkten Anpflanzen von Mais für Bioenergie - eine ideale Futterquelle für Wildschweine, die in den Feldern wegen der schlechten Sicht kaum abzuschießen seien. Landesjagdpräsident Kurt Alexander Michael vom Deutschen Jagdverband (DJV) in Mainz erläuterte, dass in Rheinland-Pfalz in der vergangenen Saison 70 000 Tiere geschossen worden seien. Die Bestände seien immer noch viel zu hoch: "Ich fordere Sie auf, weiterzujagen." Der Kreis Bernkastel-Wittlich liege mit einem Anteil von acht bis zwölf Prozent an einem Spitzenplatz in Rheinland-Pfalz.

Michael schlug einen scharfen Ton gegen die Landesregierung an: Es sei immer schwieriger, in Gespräche mit der Landesregierung zu kommen. Das Jagen werde durch Maßnahmen der Landesregierung immer uninteressanter. Das gelte auch vor dem Hintergrund der Diskussion um bleifreie Munition, deren Wirkungsgrad nach wie vor umstritten sei. "Mit Blei wissen wir, was wir haben", resümierte Michael.
Zum Hintergrund dieses Streits: Das Landesjagdgesetz wurde bereits vor drei Jahren von der Landesregierung geändert. Nun steht eine weitere Novelle bevor. Dabei soll, so Bernd Simon, Kreisgruppenvorsitzender des DJV, unter anderem die Schonzeit für Rotwild, Muffelwild und Damwild aufgehoben werden. Ein Altersklassenaufbau bei Hirschen sei nicht mehr gewünscht, um eine Trophäenjagd zu unterbinden. Simon verweist aber darauf, dass es wichtig sei, dass in der Natur starke, reife Hirsche leben. Diese - im Gegensatz zu jüngeren Tieren - paaren sich frühzeitiger. Damit kommen auch die Kälber früher zur Welt, um genug Reserven für den Winter aufzubauen. Jüngere Hirsche hingegen seien nicht so brunfterfahren.

Was tun bei Wildschaden

Dem Thema Wildschaden war der Gastvortrag von Anwalt Ralf Glandien aus Trier gewidmet. Glandien erinnerte daran, dass es wichtig sei, einvernehmlich mit Landwirten und Förstern auszukommen. Allerdings solle man eine Wildschadenmeldung nicht leichtfertig akzeptieren. Schadenersatzpflichtig sei der Pächter zum Beispiel nur dann, wenn das auch im Vertrag bestätigt sei. Die Beweislast liege zudem beim Geschädigten. Hier sei es außerdem wichtig festzustellen, wo der Wildschaden vorgefallen sei. Es gelte: "Wildschaden darf nur dort gezahlt werden, wo auch gejagt werden darf."
Wie man die Wildschwein-problematik lösen kann, erläuterte Gastredner Otto-Maria Bastgen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf. Dort könne zum Beispiel ein Pachtvertrag gekündigt werden, wenn Biomais als Energiepflanze angebaut werde. In diesem Fall dürfe kein Wildschaden geltend gemacht werden. Freilich gelte diese Regelung nicht für die anderen Reviere im Landkreis.
Waren die hohen Abschussquoten die Erfolgsmeldung, so gab es auch eine weniger positive Nachricht: Nur zehn Leute hätten sich in diesem Jahr zur Schießprüfung angemeldet, erläuterte Kreisjagdmeister Hans-Günter Vanck. Das sei ein Rückgang von 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, womit es an Nachwuchs in der Jägerschaft fehle.
Extra: Nachricht für Kinder

Das Jagen hat eine lange Tradition in der Geschichte der Menschheit. Als Jäger gelten Personen, die wilde Tiere töten. Das mussten die Menschen eigentlich schon immer tun, um an Nahrung zu gelangen. Aber heute darf man nicht mehr einfach in der Gegend herumgehen und auf Tiere schießen. Für das Jagen gibt es in Deutschland und auch in anderen Ländern feste Regeln, an die sich Jäger halten müssen. Das ist das sogenannte Jagdrecht. Das sieht unter anderem vor, dass Tiere waidgerecht erlegt werden müssen - also auf eine Weise, dass das Tier keine unnötigen Schmerzen empfinden muss. Außerdem zählt auch die Hege zu den Pflichten des Jägers, also die Pflege und die Bewahrung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt. hplExtra

 Vorsitzender Bernd Simon (Vierter von rechts) ehrte folgende Jäger für ihre langjährige DJV-Mitgliedschaft (von links): Reinhard Schütz (Enkirch) für 60 Jahre; Eduard Konrath (Kesten), Edgar Ludwig (Gipperath), Ludwig Kuhn (Wittlich), Helmut Berg (Bausendorf), Alfred Bastgen (Ürzig) und Ewald Holstein (Kamp-Lintfort, Nordrhein-Westfalen) für 50 Jahre. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Vorsitzender Bernd Simon (Vierter von rechts) ehrte folgende Jäger für ihre langjährige DJV-Mitgliedschaft (von links): Reinhard Schütz (Enkirch) für 60 Jahre; Eduard Konrath (Kesten), Edgar Ludwig (Gipperath), Ludwig Kuhn (Wittlich), Helmut Berg (Bausendorf), Alfred Bastgen (Ürzig) und Ewald Holstein (Kamp-Lintfort, Nordrhein-Westfalen) für 50 Jahre. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Abschussquoten: Rehwild: über 5000 (4955), Muffelwild: 129 (81), Rotwild: 578 (es fehlen noch Zahlen aus dem Meulenwald) (850), Schwarzwild: 6985 (3687). Wildunfälle: 519

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