Wind bläst Zacken aus der Krone

Erbeskopf · Ein Kunstwerk am Erbeskopf musste abgebaut werden. Es hat den Winter nicht überstanden. Dafür aber ist die neue Dauerausstellung im Hunsrückhaus in trockenen Tüchern. Das Nationalparkamt verrät Details.

Erbeskopf "Diese Krone ist eine geniale Installation für den Nationalpark", lobte Umweltministerin Ulrike Höfken vor nicht ganz einem Jahr ein filigranes Kunstwerk, das damals neben dem Hunsrückhaus am Erbeskopf errichtet wurde (TV vom 27. Juli 2016). Die Konstruktion stammte von Architekturstudenten der Hochschule Mainz und trug den Arbeitstitel "raumbildende Intervention Natur-Kultur-Raum". Mit ihr sollte auf den Rohstoff Holz und dessen Kreislauf hingewiesen werden. Allerdings überstand das Kunstwerk den rauen Winter nicht und ist inzwischen abgebaut worden. Bereits Anfang Dezember 2016 gab es erste Schäden. Damals war ein Teil der insgesamt 360 verbauten Dachlatten gebrochen und zusammengefallen (der TV berichtet am 1. Dezember 2016).
Eine Professorin der Hochschule Mainz wollte das Objekt damals noch retten, aber soweit ist es dann doch nicht gekommen. Guido Lotz vom Nationalparkamt erklärt: "Die ,Hölzerne Krone', die ,raumbildende Intervention Natur-Kultur-Raum' ist leider im letzten Winter den starken Stürmen auf dem höchsten Berg in Rheinland-Pfalz zum Opfer gefallen." Trotz einer Reparatur durch die Ranger mit dem Austausch einzelner gebrochener Latten nach einem ersten Sturm habe man die Installation nach einer Zerstörung durch einen weiteren Sturm abbauen müssen. Lotz: "Der zweite hatte die Installation so zerstört, dass sie nicht mehr einfach repariert werden konnte. Des Weiteren bestand auch die Gefahr, dass Besucher durch angebrochene und abgebrochene Teile gefährdet und eventuell verletzt werden könnten."
Deshalb habe man die Installation in Absprache mit den beteiligten Professoren der Hochschule in Mainz abgebaut. Ein neuer Aufbau sei zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht geplant. Zwar hat der Erbeskopf nun keine Krone mehr, aber dafür gibt es in anderer Hinsicht positive Nachrichten. Die 17 Jahre alte Anlage muss renoviert werden. Unter anderem ist die Dauerausstellung nicht mehr zeitgemäß. Deshalb wurde im vergangenen Jahr ein Kooperationsvertrag zwischen dem Land und dem Zweckverband unterschrieben. 150 000 Euro fließen nun jährlich von Mainz an den Erbeskopf. Für die Erneuerung der Ausstellung musste eine europaweite Ausschreibung gemacht werden.
Bei 350 Quadratmetern Ausstellungsfläche rechnete das Nationalparkamt mit einem Kostenvolumen von 500 000 bis zu einer Million Euro. Guido Lotz erklärt, dass diese Ausschreibung, an der sich 18 Agenturen beteiligt hatten, nun beendet ist und die Firma Kunstraum GfK, Gesellschaft für Kommunikationsdesign mbH, aus Hamburg gewonnen hat.
Die Kosten ihres Konzepts liegen mit 450 000 Euro sogar unter der ursprünglichen Kostenrechnung. Lotz: "Die Firma überzeugte mit ihrem Konzept und wurde ausgewählt und mittlerweile beauftragt."
Wie sieht das Konzept nun konkret aus? Das erläutert Mariam Landgraf vom Nationalparkamt: "Am Hunsrückhaus wird man im Rahmen der Ausstellung die Nationalparkbesucher zukünftig mit den Themen Wald, Moore und Vernetzung von Schutzgebieten begeistern. Das Konzept soll die Besucher mitnehmen auf eine Reise in die geheimnisvolle und faszinierende Welt des wilden Waldes. " Dazu soll die Ausstellungsfläche in verschieden Bereiche aufgeteilt werden, die einer Dramaturgie folgen. Im ersten Bereich, dem "Prolog", werde der Weg in die Wildnis beschritten, der Besucher in die Thematik eingeführt und emotional eingestimmt. Durch eine Schleuse gelange man in die Kernausstellung.
Dabei setze die Agentur auf überraschende Raumeindrücke. Der Hauptraum sei als Dunkelausstellung konzipiert, habe also keine Fenster nach außen, damit die Besucher sich völlig auf die Welt der Ausstellung einlassen können. An den Wänden werden Spiegel installiert, die mit Waldmotiven bedruckt und über eine spezielle Beleuchtung angestrahlt werden. Davor werde eine Gazefläche gesetzt, auf die Bilder projiziert werden. Dadurch soll eine Waldatmosphäre erzeugt werden, in die der Besucher eingebunden ist.
In dieser Szenerie habe der Besucher die Möglichkeit, in vier Spiegelkuben spezielle Ausstellungsflächen zu den Themen Wald, Moore, Waldboden und Lebensräume zu entdecken. Dabei werde modernste Technik eingesetzt, unter anderem interaktive Touchscreens.

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