Windradpläne zwischen Morbach und Bernkastel-Kues heftig in der Kritik

Morbach/Bernkastel-Kues · Acht Windräder können bis Spätsommer kommenden Jahres auf Morbacher Gemarkung oberhalb von Elzerath, Merscheid und Haag am Ranzenkopf entstehen. In der kommenden Woche, am 27. Oktober, werden Einwendungen gegen die Vorhaben öffentlich im Morbacher Rathaus erörtert.

Entsprechen die Windräder, die im Waldgebiet um den Ranzenkopf gebaut werden, den gesetzlichen Vorgaben in Bezug auf Umweltschutz und Immissionsschutz? Für die acht Anlagen, die auf dem Gebiet der Einheitsgemeinde Morbach vorgesehen sind, steht jetzt eine Anhörung an, bei der Einwendungen öffentlich besprochen werden. Unter anderem haben eine Naturschutzorganisation sowie eine Bürgerinitiative Einwendungen erhoben, sagt Manuel Follmann von der Kreisverwaltung. Diese würden nach Themen gebündelt und behandelt. Von der Kreisverwaltung als Untere Immissionsschutzbehörde werden Mitarbeiter anwesend sein, kündigt Follmann an. Dazu kämen, je nach Erörterungsthema, Kollegen der in das Genehmigungsverfahren eingebundenen Fachbehörden, wie der Unteren Naturschutzbehörde, der SGD Nord mit den Regionalstellen Gewerbeaufsicht und Wasserwirtschaft.

Die Bürgerinitiative Wald in Not aus Elzerath hat einen Fachanwalt ihre Einwände formulieren lassen, sagt die Vorsitzende Karin Fass-Gronau. Dieser soll am Erörterungstermin auch anwesend sein und die Rechte der BI vertreten. "Sonst wird abgewiegelt und mit Floskeln beschwichtigt", sagt sie. Ihre Befürchtung: Die gesamte Kulturlandschaft am Ranzenkopf werde zerstört, der Natur, der Tierwelt und dem Tourismus Schaden zugefügt. Ihr Anwalt Armin Brauns aus Dießen am Ammersee führt auf einer 40 Seiten starken Stellungnahme detailliert zahlreiche Probleme auf, die der Bau der Anlagen mit sich bringt. Er habe die öffentlich ausgelegten Unterlagen hinsichtlich des immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahrens geprüft, schreibt er darin. "Hierbei hat sich herausgestellt, dass keine der beantragten Windkraftanlagen in diesem Bereich genehmigungsfähig ist", lautet sein Resümee. Aufgrund der "riesigen Anzahl der Windkraftanlagen in diesem Bereich" hätten ein gesondertes Raumordnungsverfahren und eine vollständige Umweltverträglichkeitsprüfung veranlasst werden müssen. Insgesamt könnten in dem Waldgebiet zwischen Gornhausen und Horath bis zu 60 Windräder entstehen. Die Gutachten zum Artenschutz seien als mangelhaft zu betrachten, die hohen Windkraftanlagen würden mit ihren weitläufigen Rotoren das Landschaftsbild nachhaltig verändern, argumentiert der Anwalt als Vertreter der Bürgerinitiative und der Vorsitzende der BI, der als Privatperson ebenfalls Einwendungen vorgebracht hat.
Die öffentliche Erörterung ist am Donnerstag, 27. Oktober um 10 Uhr im Sitzungssaal des Morbacher Rathauses.Meinung

Zentrale Steuerung nötig
Das Windkraftareal am Ranzenkopf muss im Grunde genommen als einheitliches Gebiet betrachtet werden. Ein Blick auf die Landkarte genügt, um zu sehen, dass es sich um ein großes zusammenhängendes Waldgebiet handelt. Das Gebiet liegt aber nun mal auf dem Territorium verschiedener Kommunen. So haben an einem Ende bereits die Windkraftanlagen ihren Betrieb aufgenommen, während am anderen Ende noch darüber gestritten wird, ob überhaupt eine solche Anlage gebaut werden darf. An diesem Beispiel wird deutlich, dass die Planung und Genehmigung der Anlagen von einer zentralen Instanz hätte gesteuert werden müssen. Das Land könnte das tun, schiebt es aber zurück zu den Kommunen. hp.linz@volksfreund.deExtra

Laut den Kreisnachrichten hat am 2. August hat die Energie Bernkastel-Wittlich, als Anstalt des öffentlichen Rechts, für acht Windenergieanlagen des Typs Enercon 115 TES eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung bei der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich beantragt. Die Windräder haben eine Gesamthöhe von mehr als 200 Meter und einen Rotordurchmesser von 115,7 Meter. Ihre Leistung liegt bei jeweils drei Megawatt. Sechs Anlagen sind auf Haager Gemarkung vorgesehen, eine auf Merscheider und eine auf Elzerather Gebiet. Die Anlagen sollen Ende 2017 ihren Betrieb aufnehmen. cstExtra

Der Ranzenkopf gilt als einer der besten Standorte für Windkraft in der Region. Er erstreckt sich über den Hunsrück und Teile der Verbandsgemeinde Benkastel-Kues. Insgesamt könnten dort mindestens 60 Anlagen entstehen, einige Anlagen sind inzwischen auch gebaut worden. In dem Bereich sind mehrere Betreiber tätig, darunter die Energie Bernkastel-Wittlich, aber auch einzelne Gemeinden und Windenergiekonzerne. Bei Morbach sind acht Anlagen geplant, bei Merschbach zwei Anlagen, ebenso wie bei Horath (VG Thalfang), wo zwei Anlagen bereits im Bau sind. Bei Gornhausen in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues sind bereits zwei Anlagen gebaut, zwei weitere sind geplant. Die Energie Bernkastel-Wittlich (AöR) hat 15 Anlagen geplant. Eigenständig ist die Energie Wintrich (VG Bernkastel-Kues), die 17 Anlagen geplant hat. In Veldenz (VG Bernkastel-Kues) stehen bereits vier Anlagen. hpl

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