Wingertsbrache wird zum Olivenhain

In Zeiten des Klimawandels scheint nichts unmöglich: An einem Moselhang bei Pünderich gedeihen jetzt Bäume, die sonst in mediterranen Breiten zu Hause sind.

 Einfach zum Niederknien finden die Kölner Ayse Aktül-Schäfer und ihr Mann Bernd Schäfer naturbelassenes Olivenöl. Auch deshalb haben sie an einem steilen Hang in der Nähe von Pünderich 200 Olivenbäume gepflanzt. Foto: Thomas Bauer/ Franz Erpeldinger

Einfach zum Niederknien finden die Kölner Ayse Aktül-Schäfer und ihr Mann Bernd Schäfer naturbelassenes Olivenöl. Auch deshalb haben sie an einem steilen Hang in der Nähe von Pünderich 200 Olivenbäume gepflanzt. Foto: Thomas Bauer/ Franz Erpeldinger

Köln/Pünderich. Gutes Olivenöl kommt von der Mosel. Was sich anhört wie eine klimawandelgespeiste Utopie, wollen die Kölner Bernd Schäfer und seine Frau Ayse Aktül-Schäfer Wirklichkeit werden lassen. Sie haben bei Pünderich, am Moselhang nahe der Marienburg, einen Olivenhain mit etwa 200 Bäumen angelegt. "Wir wollen versuchen, Olivenbäume in Deutschland heimisch zu machen", sagen sie.

Unscheinbar stehen die Setzlinge im Sonnenlicht oberhalb der Kanonenbahn. Holzstangen stützen die kaum mehr als 40 Zentimeter hohen Bäumchen. Bernd Schäfer ist sich darüber im Klaren: "Es ist ein Abenteuer, das meine Frau und ich da wagen."

Eigentlich ist der 44-Jährige Versicherungsmakler. Seine vier Jahre ältere Frau Ayse stammt aus der Türkei und ist Lehrerin. Beide leben seit mehr als 20 Jahren in Köln. Nebenberuflich handeln sie mit Olivenöl aus der Türkei und anderen Artikeln rund um die Olive.

Im Grunde begann alles vor acht Jahren. Einige alte Olivenbäume standen auf einem Grundstück, das Ayse Schäfer damals in Sirince erworben hatte, "dem Weindorf der Türkei", 80 Kilometer südlich der Hafenstadt Izmir. Den Schäfers fiel der sehr milde, süße Geschmack des Öls auf, das sich aus den Früchten dieser Bäume gewinnen ließ. Bernd Schäfer: "Es hat nicht so einen pfeffrigen Abgang wie die meisten italienischen Olivenöle, schmeckt nicht so grasig, sondern voll nach Olive. Es eignet sich prima zum Braten, Kochen und Backen."

Bis die Schäfers unter dem Namen "Olea organica" ihren Ölhandel ins Laufen brachten, vergingen jedoch noch drei Jahre. Von 2004 an verkauften sie es schließlich, via Internet, in Bioläden, Feinkostgeschäften und auf Märkten in Deutschland. Inzwischen stehen auf der Olivenplantage nahe Sirince rund 400 Bäume. Ihre Begeisterung für die Olive brachte Ayse und Bernd Schäfer in Kontakt mit diversen Topwinzern, darunter etwa Ulrich Franzen vom Bremmer Weingut Reinhold Franzen und Clemens Busch aus Pünderich. Auch über deren Höfe verkaufen die Schäfers Öl, Ölteller in Blattform, Hautcreme oder Olivenblatt-Tee. Freundschaften entstanden.

Und dann war da noch der Sinziger Spitzenkoch Jean-Marie Dumaine. Er baut auf dem Vereinsgrundstück bei Bad Neuenahr französische Trüffeln an. So entstand nicht nur eine weitere Freundschaft. Es kam auch der Gedanke auf, eine südländische Pflanze nach Deutschland zu holen: den Olivenbaum.

Auch in den Pünderichern Clemens und Rita Busch fanden sie Verbündete. "Wie wir baut Clemens alles biologisch an", sagt Bernd Schäfer. Und Busch stellte einige Weichen im Gemeinderat. Im vergangenen Jahr erwarben die Kölner ein 4000 Quadratmeter großes Flurstück. Die Gemeinde musste es ohnehin als Ökoausgleichsfläche ausweisen. Die Bäume pflanzten die Schäfers im März dieses Jahres.

Bis die Bäume an der Mosel Oliven tragen, wird es mindestens drei Jahre dauern. "Bis dahin liegen noch einige Winter vor uns." Denn Frost könnte den Plan, an der Mosel deutsches Olivenöl herzustellen, schnell durchkreuzen.

Schäfer: "Wenn man böswillig ist, kann man sagen, wir setzen ein wenig auf den Klimawandel." Und das mit viel Optimismus: Für 50 Jahre haben die Schäfers das Pündericher Flurstück gepachtet.

Infos im Internet www.olea-organica.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort