Weinbau Winzer sieht sich als Landschaftspfleger und will dafür entlohnt werden

Enkirch · Enkircher Winzer ärgern sich über enorm gestiegene Tourismusbeiträge, während ihre Arbeit zum Erhalt der Weinkulturlandschaft nicht honoriert werde.

 Ein Winzer häckselt Rebenholz im Weinberg.

Ein Winzer häckselt Rebenholz im Weinberg.

Foto: TV/Winfried Simon

Daniel Immich ärgert sich. Der Enkircher Winzer, Inhaber des alteingesessenen Weingutes Immich-Anker, muss neuerdings sehr viel tiefer in die Tasche greifen, wenn ihm der Bescheid über die Tourismusabgabe ihm ins Haus flattert. Waren es, als die Gebühr noch Fremdenverkehrsbeitrag hieß, rund 500 Euro im Jahr, sind es jetzt für die neu eingeführte Tourismusabgabe mehr als 1500 Euro im Jahr, die er an die Gemeinde überweisen muss.

Der Grund ist die neue Beitragsberechnung. Im Prinzip ist jeder beitragspflichtig, dem durch den Tourismus unmittelbar oder mittelbar wirtschaftliche Vorteile erwachsen. Und neu ist: Die Berechnung orientiert sich unter anderem am Gesamtjahresumsatz und nicht mehr, wie früher, an der bewirtschafteten Weinbergsfläche.

„Mehr für den Tourismus zahlen — dabei müssten wir eigentlich über den Tourismusbeitrag Geld erhalten“, meint der 39-jährige Betriebsleiter. „Wir pflegen die Weinberge und die Kulturlandschaft. Davon profitieren alle, besonders aber das Tourismusgewerbe.“

Aber was ist die Arbeit im Weinberg, vornehmlich in den Steillagen, zum Erhalt der Kulturlandschaft wert? 40 Cent pro Quadratmeter bewirtschaftete Fläche seien angemessen, meint Immich. Und er kann sich vorstellen, dass der örtliche Winzerverband der Gemeinde für alle Winzer deren Pflege der Kulturlandschaft in Rechnung stellt.

Der Enkircher Ortswinzervorsitzende Roger Spier steht hinter seinem Winzerkollegen: „Ja, das sollten wir tun, um einmal ein Zeichen zu setzen. Was wäre der Moseltourismus ohne die Weinlandschaft, ohne die Winzer?“ Beide wollen vor allem aufrütteln – speziell an der Mosel. Daniel Immich hat den Eindruck, das in anderen Weinanbaugebieten, beispielsweise in der Pfalz, die Menschen mehr Verständnis für die Arbeit der Winzer haben, dass dort der Rückhalt für den Berufsstand größer ist. Hier herrsche oft die Meinung vor: „Was die Winzer machen, ist doch selbstverständlich, die sind sowieso da.“

Kürzlich hatte Immich die Zeitschrift „outdoor“, ein Magazin für Reisen, Wanderer und Abenteuer  in der Hand. Ein Reporter wanderte im Herbst über den Moselsteig und schrieb unter anderem: „Endlich offenbaren sich Weitsichten auf Moselschleifen vor bunten Weinreben. Mit etwas Glück findet der Wanderer an den Weinstöcken im Herbst noch eine süße Traube. Ich halte mich an die Regel, dass in den Mund wandern darf, was in eine Hand passt.“

Mal eine Traube vom Weinstock hier, mal einen Apfel oder Birne dort – sich einfach etwas nehmen, was andere anbauen, sei für viele offenbar normal, ärgert sich Immich.

Daniel Immich hat wegen der Tourismusabgabe und der Umsatzberechnung für seinen Betrieb bereits Konsequenzen gezogen. Die vor fünf Jahren eröffnete Straußwirtschaft will er nicht mehr weiterbetreiben. „Umsatz ist nicht Gewinn“, sagt er und verweist auf die Kosten, die viele Arbeit auch an Wochenenden, vor allem aber auf den hohen Tourismusbeitrag für die Straußwirtschaft. „Dann nehm’ ich mir doch lieber etwas mehr Zeit für meine Familie.“

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