"Wir brauchen Frauen in Priesterämtern"

Bernkastel-Kues · Leo Hofmann wollte eigentlich mit 74 Jahren in Ruhestand. Jetzt ist er 76 Jahre, Rektor des St.-Nikolaus Hospitals/Cusanusstift, und feiert Ende Juli sein goldenes Priesterjubiläum. Gegenüber dem TV äußert er sich über die Zukunft der katholischen Kirche.

 Hausherr: In der Kapelle spendet Pfarrer Leo Hofmann Brautpaaren den kirchlichen Segen. Foto: TV-Archiv/ Klaus Kimmling

Hausherr: In der Kapelle spendet Pfarrer Leo Hofmann Brautpaaren den kirchlichen Segen. Foto: TV-Archiv/ Klaus Kimmling

Bernkastel-Kues. "Eigentlich ist es mehr ein Unruhestand", berichtet Leo Hofmann lächelnd. Lachfältchen zeigen sich um die offenen blaugrauen Augen. Der ältere Herr mit den weißen Haaren scherzt gerne. "Dafür bin ich bekannt." Hofmann ist Pfarrer und im August 2011 zum 56. Rektor des Cusanusstifts ernannt worden (der TV berichtete). In der dortigen Kapelle wird er am 27. Juli sein goldenes Priesterjubiläum begehen.
Für Leo Hofmann gab es eigentlich keinen anderen Weg als den des Priesters. "Meine Eltern hatten eine Pension und immer, wenn ich den Gästen die Koffer auf die Zimmer trug, erzählten sie mir ihre Sorgen." Das bewegte ihn. "Die Anteilnahme am Leben anderer war ein Grund, Priester zu werden." Für Hofmann hätte es nur eine "echte Alternative" gegeben: den Lehrerberuf. Seine Diplomarbeit schrieb er zum Thema "Der Begriff der Freude im Johannis-Evangelium". "Mir war es immer wichtig, mich zu fragen, ob ich in diesem Beruf froh werden würde", sagt er. Hofmann sagt genau das, was er denkt. "Destruktiv handelnde Menschen üben eine negative Wirkung aus. Ich habe zeitlebens immer als froh gelaunter und umtriebiger Mensch agiert."
Säulen der Gemeinden


So nimmt der passionierte Bücherwurm kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Zukunft der katholischen Kirche geht. "Die Kirche muss sich für Frauen öffnen, als Priester!" Hofmann lächelt und geht noch weiter: "Was wären wir, wenn alle in der Kirche tätigen Frauen mit einem Mal die Arbeit einstellen würden? Dann gäbe es Stillstand." Dass seine Ansicht nicht überall auf ein positives Echo stößt, das ist dem Ikonensammler egal. "Es muss Zwischenschritte geben, damit die Kirche bei der Umstellung nicht auseinanderbricht. Aber wir müssen wieder das Wort Charisma beleben und dazu brauchen wir Frauen in Priesterämtern." Sie seien die Säulen der Gemeinden, die ihnen ein Gesicht gäben.
Veränderung notwendig


Auf die Frage, ob die Kirche auch die Heirat für Priester zulassen sollte, sagt er: "Das Zölibat wird glaubwürdiger mit der Öffnung für Ehen, denn nicht jeder ergreift deswegen den kirchlichen Weg."
Hat er es bereut, nie Ehemann geworden zu sein? Er lächelt, wie sollte es anders sein, antwortet aber nicht direkt und deshalb kommt erst ein "Jein". "Frauen sind ja in der Arbeit nicht ausgeklammert. Freundschaftlicher Kontakt ist stets vorhanden." Dann lächelt er noch einmal, dieses Mal verschmitzt. "Da gab es eine Studentin, ich telefoniere noch immer mit ihr ... Sie hätte ich wohl geheiratet."
Er ist ehrlich und glaubwürdig. Hofmann setzt auf den neuen Papst, der sei liberaler und offener für Neues. "Wie ich jüngst in einer Predigt sagte: Wer wünscht, dass die Kirche weiterlebt, der muss wünschen, dass sie sich verändert."Extra

Leo Hofmann wurde 1937 in Nauroth im Westerwald geboren. 1963 erhielt er seine Priesterweihe. Er arbeitete zunächst 18 Jahre als Lehrer für Religion, Deutsch und Kunstgeschichte in Dillingen (Saarland). 1986 ging er als Pfarrer nach Marpingen (Saarland), wo er 25 Jahre in der Pfarrei Maria Himmelfahrt wirkte. Im August 2011 ernannte ihn Bischof Stephan Ackermann zum Rektor des St.-Nikolaus-Hospitals. Hier widmet sich Hofmann dem Bewahren des Erbes von Nikolaus von Kues, dem bedeutenden Philosophen und Kardinal. Zu seinen Aufgaben gehört neben dem liturgischen Dienst in der altehrwürdigen Kapelle ebenso die seelsorgerische Betreuung der Heimbewohner des Stiftes. Hofmann gibt auch Gästeführungen durch das Hospitalsgebäude und die Bibliothek mit ihrem kostbaren Buchbestand. sim

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