"Wir sind in Veldenz auf einem guten Weg"

Veldenz · Zwei Drittel sind geschafft, der Rest soll bis zum Frühsommer fertig werden: Knapp acht Monate nach dem verheerenden Hagelunwetter zieht der Veldenzer Ortsbürgermeister Norbert Sproß eine den Umständen entsprechende positive Zwischenbilanz.

Veldenz. Wer als Fremder in den kleinen Moselort Veldenz kommt, könnte denken, die Bewohner seien einem Renovierungswahn verfallen: Vor allem im Ortskern sind Häuser von Gerüsten umgeben, Dächer mit blauen Planen bedeckt, und das Geräusch von Hammerschlägen hallt durch das Dorf. Doch wer genau hinschaut, sieht den eigentlichen Grund: Die Folien bedecken zerstörte Dächer, an den Hauswänden klaffen Einschlaglöcher. Die Hagelkatastrophe Ende August vergangenen Jahres hat kaum einen Ort in der Region so stark getroffen wie Veldenz.
Mittlerweile seien etwa zwei Drittel der etwa 300 betroffenen Häuser wieder instand gesetzt, sagt Ortsbürgermeister Norbert Sproß. "Wir sind auf einem guten Weg. Im Frühsommer werden wir bis auf wenige Ausnahmen fertig sein", kündigt der Ortsbürgermeister an.
Zu den bereits reparierten Gebäuden gehört auch das Rathaus. Insgesamt schätzt Sproß die Kosten für alle Gemeindegebäude, darunter die Villa Romana, auf knapp 400 000 Euro. Den Großteil trage die Versicherung. Allerdings bleibe die Gemeinde wohl auf einem fünfstelligen Betrag sitzen, sagt Sproß. Und auch von vielen Veldenzern wisse er, dass sie trotz Versicherung noch zuzahlen mussten. "Viele mussten an ihre Ersparnisse ran", sagt der Ortschef. Besonders hart traf es Menschen, die nicht gegen Hagelschäden versichert waren.
Für Bedürftige, also für Bewohner, deren Einkommensverhältnisse zudem nicht ausreichten, um ihr Zuhause wieder in Schuss zu bringen, gebe es eine finanzielle Unterstützung durch das Dorferneuerungsprogramm des Landes, erklärt Sproß. Die Betroffenen seien an einer Hand abzuzählen.
Etwas Positives kann der Ortsbürgermeister der ganzen Situation auch abgewinnen: Veldenz sei nach den Arbeiten ein fast asbest freies Dorf. Viele Häuser aus den 60er bis 80er Jahren seien vorher zum Beispiel mit asbest haltigem Kunstschiefer gedeckt gewesen. Zudem steigere sich der Wert der renovierten Immobilien. Einige Bewohner verbanden die notwendigen Reparaturen auch mit einer energetischen Sanierung, ließen die Fassade neu machen, auch wenn diese keinen Schaden davongetragen hatte, oder installierten Solarmodule auf den Dächern.
Beratend steht Architekt Werner Simon im Auftrag der Gemeinde den Betroffenen kostenlos zur Verfügung. Seine Hilfestellung reichte vom Fotografieren der Schäden über Unterstützung bei den Verhandlungen mit Versicherungen bis zu gestalterischen Ratschlägen und Einschätzungen von Kosten, berichtet der Kinderbeuerner, den die Veldenzer bereits seit vielen Jahren von der Dorferneuerung kennen.
Doch auch wenn in einigen Monaten kaum noch äußerliche Schäden auf das Unwetter hindeuten werden, bleiben Narben. Vor allem für ältere Bewohner sei die Katastrophe eine psychische Belastung gewesen. Sproß: "Da bleibt ein Trauma zurück." zad/arnExtra

Binnen einer Viertelstunde verwüstete ein schwerer Hagelsturm am 26. August 2011 zahlreiche Dörfer entlang der Mittelmosel. Bis zu faustgroße Eisbrocken durchschlugen Dächer und Hausfassaden, zerstörten Autos und beschädigten große Teile der Reben in den Weinbergen. Wie durch ein Wunder wurde niemand ernsthaft verletzt. Die Schäden durch den Hagel und den anschließenden Starkregen an Häusern, Firmengebäuden, Autos und Weinbergen beziffern die Versicherungen auf rund 100 Millionen Euro. Anlässlich der Hagelschäden organisiert die Gemeinde Veldenz vom 28. April bis 1. Mai eine Benefizveranstaltung mit Unterhaltungsprogramm. Am Samstag, 28. April, werden um 18 Uhr die Getränkestände eröffnet, ab 20 Uhr gibt es Tanzmusik. Am Montag, 30. April, wird um 16 Uhr die neue Ortsdurchfahrt K 90 Tal-Veldenz eingeweiht mit anschließendem Umtrunk im Römer keller. Ab 20 Uhr startet der Tanz in den Mai. Am Dienstag, 1. Mai, findet ein Wandertag statt. Start ist um 10 Uhr. Drei verschiedene Strecken stehen zur Auswahl. Start und Ziel ist der Garten der Villa Romana. Der Erlös geht an bedürftige Opfer der Hagelschäden. zad

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