Mehr als 1000 Fahrgäste im Januar Wird aus dem Experiment „Wittlich Shuttle“ ein dauerhaftes Verkehrsangebot?

Wittlich · Immer mehr Wittlicher nutzen den Rufbus „Wittlich Shuttle“. Doch das Gesetz setzt dem Pilotprojekt Grenzen. Im Sommer muss der Stadtrat entscheiden, ob er aus dem Experiment ein dauerhaftes Verkehrsangebot entwickelt.

 Fabian Fritsch, Mitarbeiter des App-Anbieters ioki, hält ein Smartphone mit der betreffenden Software vor einem öffentlichen digitalen Rufbus, den man damit anfordern kann. Der Wittlich Shuttle ergänzt das bestehende öffentliche Nahverkehrs-Angebot.

Fabian Fritsch, Mitarbeiter des App-Anbieters ioki, hält ein Smartphone mit der betreffenden Software vor einem öffentlichen digitalen Rufbus, den man damit anfordern kann. Der Wittlich Shuttle ergänzt das bestehende öffentliche Nahverkehrs-Angebot.

Foto: dpa/Harald Tittel

Ob zum Arzt, Einkaufen oder bloß zum Kaffeekränzchen: Immer mehr Wittlicher nutzen die beiden Rufbusse, die seit 2016 auf flexiblen Routen in der Säubrennerstadt unterwegs sind. Im Januar 2020 stieg die Fahrgastzahl nach Angaben der Stadtverwaltung dabei erstmals auf über 1000 Personen. „Wir sind gut unterwegs“, sagte Bürgermeister Joachim Rodenkirch dazu auf der jüngsten Stadtratssitzung. Doch die aktuelle Gesetzeslage mache es schwer, so Rodenkirch, dieses Verkehrsangebot noch weiter auszubauen. „Dabei wüssten wir, wie wir es noch besser machen könnten.“ Bei der Stadt Wittlich hat man dazu so einige Ideen:

Reichweite

Bislang fahren die beiden Rufbusse mit den Namen „Lieser“ und „Mathilde“ nur innerhalb der Stadtgrenzen. Sie sind montags bis freitags zwischen 5 und 20 Uhr auf flexiblen Routen über 75 mögliche Haltestellen unterwegs. Kunden können den Rufbus digital per App auf dem Smartphone oder per Telefon buchen.

Doch wer sich vom Rufbus beispielsweise  mal gerne zur Sehlemer Wurstbude fahren lassen würde, um sich dort eine Currywurst schmecken zu lassen, der hat bislang Pech. Denn aufgrund gesetzlicher Regelungen zum Personennahverkehr ist das Angebot räumlich eingeschränkt und deshalb auf das Stadtgebiet begrenzt.

Die Stadtverwaltung sähe dagegen gute Chancen, die Zahl der Fahrgäste zu erhöhen, wenn der Rufbus die Stadtgrenze überschreiten dürfte und beispielsweise auch Fahrgäste aus der Stadt in die Nachbarorte wie Dreis oder Plein bringen sowie auch zurückfahren dürfte. Doch der Gesetzgeber verbietet das.

Handzeichen

Auch den Rufbus, den man gerade zufällig heranbrausen sieht, spontan per Handzeichen oder Zuruf und damit wie ein Taxi heranwinken, das verbietet der Gesetzgeber. Wäre das hingegen erlaubt, so glaubt man bei der Stadtverwaltung, könne die Fahrgastzahl dadurch weiter gesteigert werden.

Tür zu Tür

Bislang dürfen die beiden Rufbusse nur innerhalb des Haltestellennetzes mit mittlerweile 75 Haltepunkten fahren. Weder eine Abholung an der Haustür, noch eine Fahrt bis vor die Haustür sind erlaubt. Wenn die gesetzlichen Hürden für solche Rufbusfahrten fallen würden, sähe die Stadtverwaltung auch da Potenzial zur Verbesserung und Steigerung der Passagierzahlen.

Diskussion

Mit einem weiteren Ausbau des Rufbussystems, das stellt Rodenkirch klar, würde die Stadt in Konflikt mit den gesetzlichen Regelungen zum Nahverkehr geraten. Denn private Taxiunternehmen dürfte es beispielsweise gar nicht freuen, dürfte die Stadt Wittlich plötzlich Fahrten von Tür zu Tür anbieten und damit als Behörde in Konkurrenz zu den privatwirtschaftlichen  Verkehrsunternehmen treten.

„Diese externen Größen sind ein echtes Hindernis“, sagt Joachim Gerke, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD. Dabei sei die Stadt Wittlich mit ihrem Rufbus-Konzept eine „Insel im altertümlichen Verkehrsnetz, das sich VRT“ nenne. Rodenkirch meint dazu: „Wir  befinden uns derzeit noch in der alten Welt, in der Linienbusse fahren, aber zeitgleich auch schon in einer neuen Welt, in der Busse auf Abruf fahren.“

Doch der Landtag, meint Rodenkirch, beabsichtige, das  Nahverkehrsgesetz  zu novellieren. „Das Land will den ÖPNV für die Kommunen  zur Pflicht machen. Das würde uns Geld kosten, andererseits den Kommunen jedoch mehr Freiraum bei der Ausgestaltung ihrer Verkehrssysteme wie zum Beispiel des Rufbusses geben.

Die Stadt, sagt Rodenkirch, wolle an der Verbesserung des Rufbussystems dranbleiben: „Aber das sind dicke Bretter, die wir da bohren, weil wir an die Konzessionen stoßen, die dafür erforderlich wären.“ Die Möglichkeiten zur Verbesserungen des Wittlich-Shuttles wolle man darüber hinaus mit dem Landrat diskutieren.

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