Wirklichkeit sieht anders aus

Zu unserem Artikel "Initiative gegen Steillagen-Schwund" (TV vom 6. August) erhielten wird diese Leserzuschrift:

Der Artikel von Herrn Simon beinhaltet viele gute Wünsche und Anregungen, und ich würde mich freuen, wenn diese Erfolg haben würden.

Jedoch sieht die Wirklichkeit anders aus: Ich habe mir heute sagen lassen, dass eine der großen Kellereien an der Mosel in diesen Tagen den Auftrag gegeben hat, 100 000 Liter Moselwein zu 50 Cent pro Liter zu kaufen. Wir können uns alle ausmalen, welche Auswirkungen die Fixierung eines solchen Preises auf das Marktgeschehen hat, auch wenn wir mal an nehmen müssen, dass dieser Preis die Frühsorten betreffen soll und (noch) nicht den Riesling. Wenn der Markt darauf reagiert, können wir uns ausrechnen, dass der gute Jahrgang 2010 beim Riesling mit 70 Cent verramscht wird oder vielleicht für einen noch geringeren Betrag.

Kein Wunder, dass auch trotz aller gut gedachtenMaßnahmen für die Steillagen gerade dort immer mehr Weinberge brachliegen werden. Um dem entgegenzuwirken, hilft nur eines: Dass der Handel sich zurückbesinnt und mindestens einen Euro pro Liter bietet. Nichts anderes wird helfen, um der Erosion Einhalt zu gebieten. Der Handel lebt - zum Teil - vom Wein und vom Image unserer Mosel, er sollte handeln.

Im Bewusstsein, dass die Discounter auch einen Moselriesling auf der Basis von einem Euro kaufen werden.

Wenn der Handel sich darüber nicht bewusst ist, soll er sich nicht wundern, wenn noch mehr Winzer den Beruf aufgeben und noch mehr Brachland unser Moselland "schmückt".

Und alles passiert in Zeiten, da der Klimawechsel den Weinen von Mosel, Saar und Ruwer soviel Positives gebracht hat.

Ulrich Langguth

Traben-Trarbach

Weinbau

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