Wirtschaftsstandort Wittlich: Wie Industrie das Land verändert

Wittlich · Wittlich ist das Wirtschaftszentrum in Bernkastel-Wittlich. Mehr als 17.000 Menschen arbeiten in der Kreisstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der Standort rasant. Und es geht weiter. In drei folgenden Artikeln beschäftigen wir uns mit der Entwicklung der Industrieflächen, des Konversionsgebietes und der Innenstadt.

 Mehrere Hundert Firmen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten in den Wittlicher Industriegebieten angesiedelt. TV-Foto: Winfried Simon

Mehrere Hundert Firmen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten in den Wittlicher Industriegebieten angesiedelt. TV-Foto: Winfried Simon

Die Stadt Wittlich zu Beginn des 20.Jahrhunderts: 5500 Menschen leben in dem Eifelstädtchen. Die Stadt wird dominiert von landwirtschaftlichen Gutsbesitzern, von familiär geführten Handwerksbetrieben und Viehhändlern. Professor Erwin Schaaf spricht in seinem Buch "Zeitenwende - Das 20. Jahrhundert im Landkreis Bernkastel-Wittlich" von einer "Acker-Bürger-Stadt".Heute leben in Wittlich knapp 19 000 Einwohner, davon 7000 in den 1969 eingemeindeten Stadtteilen Dorf, Neuerburg, Bombogen, Lüxem und Wengerohr. Zum Vergleich: Die Stadt Bernkastel-Kues hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts 4500 Einwohner, heute sind es 6500. Das Moselstädtchen ist im Vergleich zu Wittlich nur unwesentlich gewachsen.
Der Aufstieg Wittlichs zur größten und wirtschaftlich bedeutendsten Stadt zwischen Trier und Koblenz vollzog sich seit Ende der 60er Jahre. Grund: Die Industrie kam aufs Land, in diesem Fall nach Wittlich. Sie fand in Wittlich mehrere günstige Standortfaktoren vor, erklärt Leo Kappes, der seit 1989 den Fachbereich Wirtschaftsförderung und Marketing der Stadt leitet und im Juli 2013 in den Ruhestand geht. Durch den Bau der Eifelautobahn Anfang der 70er Jahre wurde Wittlich an das bundesdeutsche Fernstraßennetz angebunden. Kappes: "Die Autobahn kann man sich wie eine Lebensader vorstellen."
Wittlich wächst


Ein zweiter wichtiger Faktor: Landwirtschaft und Weinbau vollzogen seit den 50er Jahren einen enormen Strukturwandel. Viele Menschen schieden aus der Landwirtschaft aus und suchten eine neue Tätigkeit.
Kappes: "Das waren alles arbeitswillige, fleißige und zuverlässige Leute." Und schließlich: Wittlich konnte genügend Industrie- und Gewerbeflächen anbieten. Knapp 300 Hektar (rund 420 Fußballfelder) sind aktuell genutzt. Im engen Moseltal war und ist eine solche Entwicklung nicht möglich.
Als erster großer internationaler Industriebetrieb errichtete Anfang der 60er Jahre die Firma Ideal Standard, Hersteller für Bad- und Küchenarmaturen, in Wittlich ein Zweigwerk. Insgesamt elf Mal wurde das Werk erweitert, zuletzt im Jahr 2002.
Es folgten, um nur die Größten zu nennen, der Reifenproduzent Dunlop, Franklin Electric, Hersteller von Spezialmotoren, und ein Werk des Lebensmittelkonzerns Dr. Oetker, wo jährlich 400 Millionen Tiefkühlpizzen gebacken werden.
Wittlich ist aber nicht nur Industriestandort, Wittlich bietet als Kreisstadt auch viele Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich - unter anderem im Krankenhaus, an den Schulen, in der Stadt-, Kreis- und VG-Verwaltung, der Polizei, dem Finanzamt, Weinbauamt, Amtsgericht, der Straßenmeisterei und so weiter.
Die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Wittlich ist aber längst nicht abgeschlossen. Am Stadtrand, unter anderem im Konversionsgebiet, gibt es noch unbebaute Gewerbeflächen und weitere 40 Hektar können noch im Industriegebiet Wengerohr-Süd erschlossen werden.
Die folgenden drei Artikel befassen sich mit Entwicklung und Perspektiven der Industriegebiete, des Konversionsgebietes und der Innenstadt.

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