Wittlich, die Stadt der Sammler

Wittlich · Die einen sammeln, um Bedürftigen zu helfen, die anderen um ihre Arbeit zu finanzieren: Wittlich ist im Landkreis Zentrum für Sammeltätigkeit. Es geht um tonnenweise Hilfsgüter und Recyclingmaterial, aber auch um kleine Mengen an Zahngold und Handys. Eines ist gleich: Der Organisationsaufwand ist sehr groß.

Kreisstadt, Wirtschaftszentrum, Einkaufsstadt: Es gibt viele Kennzeichen, die auf Wittlich passen. Ein Aspekt, an den nicht sofort gedacht wird: In der Stadt wird vieles gesammelt - Dinge, die entsorgt werden müssen, aber auch Sachen, die anderen Menschen helfen.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) ist auf dem Hilfssektor seit 34 Jahren beispielgebend. Zuerst brachte sie Päckchen auf die Reise. Seit 1990 schicken Katrin Bornmüller und ihre Helfer regelmäßig Transporter in Gebiete, in denen es Menschen nicht gutgeht. Zum Beispiel nach Albanien, Rumänien, Litauen, Kroatien und Lettland. Vergangene Woche wurde der 361. Sattelschlepper beladen. In die Transporter kommt, was Menschen mittwochs zwischen 14 und 18 in der Rommelsbachstraße 13 abgeben. Der Begriff Hausrat ist da angebracht. Anfangs waren es jeweils fünf Tonnen (circa acht bis zehn Transporte). Mittlerweile gehen stets je 15 Tonnen auf die Reise. Im Jahr 2012 geschah dies 19 Mal, 2013 bisher neun Mal.

Im Vergleich dazu geht es beim Kinderschutzbund (KSB) um Kleinigkeiten: Die Organisation sammelt in 20 Zahnarztpraxen Zahngold. Mit dem Erlös werden unter anderem Kinderfreizeiten finanziert. Die Goldmenge gehe zurück, sagt Mitarbeiterin Michaele Schneider. Manch ein Patient mache die Zahnfüllung lieber zu Geld. 2004 kamen 2900 Gramm Zähne mit Goldfüllung zusammen, derzeit sind es noch 1500 Gramm. Weil der Goldpreis gestiegen sei, bleibe der Wert des in einer Scheideanstalt gewonnenen Edelmetalls etwa gleich. Wie viel genau, sagt Schneider nicht. Nur so viel: "Es ist ein fünfstelliger Betrag. Hätten wir den nicht, müssten wir eine Halbtagsstelle streichen." Seit etwa einem Jahr sammelt der KSB auch gebrauchte Handys. An zehn Standorten stehen dafür Boxen. "Die ersten davon sind voll", sagt Schneider.

Seit 2007 leistet die Wittlicher Tafel Segensreiches für viele Menschen. Einmal pro Woche werden Lebensmittel an Bedürftige ausgegeben. Wie viel das ist, kann Caritasverband-Mitarbeiterin Anja Adam nicht sagen. "Die Lebensmittel werden nicht gewogen", erläutert sie. 1500 Menschen aus 59 Orten des Kreises können sich bei der Tafel versorgen. Die überschüssige oder nicht mehr regulär zu verkaufende Ware kommt von 36 Geschäften. Obst und Gemüse nehmen den Spitzenplatz ein.

Das Rote Kreuz, das seinen Kreissitz auch in Wittlich hat, ist einer der größten Altkleidersammler. 226 Tonnen (inklusive Schuhe) landeten 2012 in den 46 Behältern. "Fünf davon stehen in Wittlich. Sie sind oft schnell voll", sagt Geschäftsführer Heinz-Werner Steffen. Das große Geld lasse sich aber nicht machen. Manchmal zahle das DRK sogar drauf, beispielsweise dann, wenn es pro Kilo nur zwölf Cent gebe. Die Obergrenze liege bei 35 bis 38 Cent. Zurzeit seien die Preise ganz gut. "Dann erscheinen auch sofort weitere Sammler auf der Bildfläche", sagt Steffen. Die Kleider verkauft das DRK seit Jahrzehnten an eine Firma. Die wiederum vertreibt die brauchbaren weiter, zum Beispiel an Second-Hand-Läden.

Und dann ist da noch der Müll. Der wird zwar im ganzen Kreis produziert und gesammelt, aber sozusagen in der Kreisverwaltung in Wittlich verwaltet. Insgesamt sind es etwa 36 000 Tonnen (2012): Sie teilen sich in Restmüll (19 051 Tonnen), Altpapier (10 589 Tonnen), Plastik und Metall im Gelben Sack (3116 Tonnen) und Glas (3950 Tonnen).

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