Wittlich, eine Drogenstadt?

Wittlich · Eine Frau stirbt vermutlich an einer Überdosis, ein Mann nennt Treffs von Abhängigen. Wie süchtig sind die Säubrenner? Wer hat Fakten dazu? Der Trierische Volksfreund hat bei der Polizei nachgehört.

Ein Mann, eine Mission. Und die macht er öffentlich: Manfred Leister hat eine Internetplattform "Für ein drogenfreies Wittlich" ins Leben gerufen.

Nicht nur dort nennt er mutmaßlich Abhängige auch beim Namen. Eine Betroffene wehrt sich online, alles sei gelogen und: "übrigens bin ich nicht drogenabhängig, sondern im Methadonprogramm legal." Der selbst ernannte Kämpfer gegen Drogen in Wittlich sieht das alles anders. Er weiß angeblich, bei wem und wo man Drogen bekommen kann, zeigt Heroinspritzen, die er an der Lieser gefunden haben will, nennt Orte, an denen sich seines Wissens Süchtige aufhalten, nennt Namen, fordert ein Eingreifen der Polizei. Dort ist er mehrfach vorstellig geworden, wie auch anderswo. Er schreibt an die Staatsanwaltschaft, selbst unter der Überzeugung, dass er seinen "Kopf riskiere". Inzwischen beklagt er, gebe es wieder eine Drogentote in der Stadt, niemand kümmere sich. Glaubt man ihm, gibt es in Wittlich eine aktive Szene rund um harte Drogen, und die Polizei tut nichts. Was ist dazu zu sagen? Der TV hat die Kripo umfangreich schriftlich zu den Vorwürfen befragt.

Nachstehend die offizielle Stellungnahme, für die Ralf Durben, Leiter der Kriminalinspektion Wittlich, verantwortlich ist.

Die Drogenszene allgemein: Rauschgiftkriminalität fällt bei der Polizei unter den Begriff Kontrollkriminalität. Ralf Durben sagt: "Intensive Kontrollmaßnahmen und das enge Zusammenwirken zwischen der Polizeiinspektion Wittlich, insbesondere des Gemeinsamen Sachgebiets Jugend, und des Rauschgiftkommissariats der Kriminalinspektion Wittlich führten in den letzten Jahren zu einer Aufhellung dieses Deliktfeldes." Die Aufklärungsquote lag 2016 bei Rauschgiftsdelikten bei 96,3 Prozent.

Die Art der Drogen: Im Stadtgebiet gibt es laut Polizei "Betäubungsmittelkonsumenten mit unterschiedlichen Konsumgewohnheiten". Man gehe davon aus, dass alle gängigen Betäubungsmittel auch in Wittlich genommen werden. Ralf Durben: "Dies sind in der Mehrzahl Cannabisprodukte, aber auch die sogenannten harten Drogen wie beispielsweise Heroin, Kokain und Crystal Meth werden festgestellt. In der Regel sind jedoch nur kleinste Mengen dieser Betäubungsmittel im Umlauf."

Drogenkriminalität: In dem Maße, in dem Drogen genommen werden, würden sie auch "an andere Konsumenten abgegeben, somit auch Handel betrieben", so Durben. Delikte im Bereich der Beschaffungskriminalität, seien selten und bewegten sich "auf dem gleichen Niveau wie in anderen Städten ähnlicher Größe, im Vergleich zu Großstädten haben wir eine deutlich geringere Belastung."

Drogentote: 2015 starben ein 38-Jähriger und ein 25-Jähriger durch Drogenkonsum. Beide hätten nicht in Wittlich gewohnt. 2016 gab es einen 37-jährigen Drogentoten in Wittlich. Und die angeblich an einer Überdosis Verstorbene? Ralf Durben: "Anfang dieses Jahres ist eine 38-jährige Frau verstorben, todesursächlich dürfte ihre langjährige Abhängigkeit gewesen sein." Das Obduktionsergebnis fehle noch.

Anzeige von Drogendelikten: "Hinweise von Bürgerinnen und Bürgern bezüglich Konsum und Handel von Betäubungsmitteln nehmen wir auf und leiten entsprechende Verfahren ein", sagt Ralf Durben zu. Er erklärt auch, wie die Polizei mit solchen Informationen umgehe: "Im Rahmen der weiteren Ermittlungen entscheidet sich dann, wie die Verfahren weiter bearbeitet werden. Wir können und dürfen natürlich nicht den Hinweisgebern eine Rückmeldung zu Tatverdächtigen und zum Verfahrensstand geben. Die Bürger können sich jederzeit bei der Polizeiinspektion oder zu den Bürozeiten bei der Kriminalinspektion melden und dort die Hinweise, zum Beispiel Informationen zum Handel mit Betäubungsmitteln, aufgeben." Er versichert: "Diese Hinweise sind für die Polizei von großer Bedeutung und werden alle verfolgt."

Zum Vorwurf, die Polizei tue nichts, verweist der Leiter der Kriminalinspektion auf laufende Verfahren, weshalb noch nicht öffentlich informiert werden könne: "Die Polizeiinspektion und Kriminalinspektion haben in den letzten Monaten unterschiedliche Maßnahmen durchgeführt und auch erfolgreich Ermittlungsverfahren abgeschlossen. Details können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen."

Andere Details gibt es auf der Seite "für ein drogenfreies Wittlich" im Internet. Dazu gibt es nicht nur zustimmende Kommentare. Eine Reaktion, die online zu lesen ist: "Auch wenn man die jetzigen alle in den Knast bringen würde, würden neue kommen und weiter machen. Und da Manfred hier Rufmord macht, da er ziemlich viel plappert mit den kompletten Namen, braucht er sich aber nicht wundern, dass ihm gedroht wird."

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