Wittlich-Land bekommt einen Bürgerbus

Wittlich-Land · Die Verbandsgemeinde Wittlich-Land bekommt einen Bürgerbus, der alte Menschen auf den Dörfern zum Arzt oder Einkaufen bringt. Er soll auch für Flüchtlinge, die Sprachkurse besuchen, eingesetzt werden. Das hat der VG-Rat einstimmig beschlossen. Jetzt werden ehrenamtliche Fahrer gesucht.

Wittlich-Land. Als der Verbandsgemeinderat in seiner Sitzung am 24. September über das Thema Bürgerbus diskutierte, war man sich weitgehend einig: Eine solche Dienstleistung ist mit Blick auf die immer älter werdende Gesellschaft und gleichzeitig schlechter werdende ärztliche Versorgung auf dem Land eine sinnvolle Investition. Daher wurde am Donnerstagabend im Bürgerhaus Eckfeld auch nicht lange debattiert - der Beschluss fiel einstimmig aus. Bürgermeister Dennis Junk: "Die Zeit ist reif für den Bürgerbus."

Das Konzept steht, jetzt müssen noch Ehrenamtliche gefunden werden, die den Bus fahren und die sich um die Koordination kümmern. In Kürze soll ein entsprechender Aufruf im Mitteilungsblatt erfolgen. Läuft alles wie gewünscht, kann der Bus im Frühjahr 2016 seine ersten Fahrten aufnehmen.
Die Details: Die Verbandsgemeinde als Träger des Projekts wird einen Neun-Sitzer-Kleinbus leasen. Er wird innerhalb der VG Wittlich-Land und der Stadt Wittlich eingesetzt.
Die Kosten für Leasing, Kraftstoff, Versicherung und Unterhaltung beziffert die VG-Verwaltung auf 8000 Euro im Jahr. Sie rechnet mit Einnahmen von 1000 Euro.

Das Land zahlt voraussichtlich einmalig eine Organisationspauschale von 8500 Euro. Einnahmen könnte die VG auch über die Vermietung von Werbeflächen auf dem Bus erzielen.
Es wird kein Fahrpreis erhoben, dafür aber eine Spendendose im Bus aufgestellt. Bürgermeister Junk: "Ich denke, hier auf dem Land sind viele Menschen bereit, dafür einen Obolus zu geben." In vergleichbaren Verbandsgemeinden mit einem Bürgerbus würden die Fahrgäste in der Regel drei bis fünf Euro pro Fahrt spenden.

Der Bus soll in erster Linie von Bürgern ab dem 65. Lebensjahr genutzt werden; außerdem von Menschen mit Einschränkungen, die weder ein Auto noch einen Linienbus nutzen können. Junk wies daraufhin, dass der Bürgerbus auch für Flüchtlinge eingesetzt werden könne, beispielsweise zum Besuch von Sprachkursen.
Junk nannte auch die aktuellen Flüchtlingszahlen. Zurzeit leben in der Verbandsgemeinde Wittlich-Land 230 Asylbegehrende, die meisten in Manderscheid (57), Klausen (24), Landscheid (21), Bettenfeld (20), Großlittgen (17), Gladbach (15) und Osann-Monzel (13).

Noch gibt es, so Junk, keine Probleme Wohnungen in den Dörfern zu finden. Ziel sei, die Flüchtlinge nicht in großen Gemeinschaftsunterkünften, sondern dezentral in vielen Orten unterzubringen. Dies sei im Sinne einer besseren Integration.Meinung

Mobilität ist Lebensqualität
Wer auf dem Land lebt, ist häufig auf das Auto angewiesen. In vielen kleinen Orten gibt es keine Geschäfte mehr, keine Post, keine Bankfiliale. Und die Wege zum Arzt werden immer länger. Kaum ein Mediziner will noch Landarzt werden. Das Problem betrifft vor allem ältere Menschen. Wie kommt man zum Bäcker, zum Arzt, ins Stammcafé oder einfach nur mal unter Leute? Mobilität ist auch im Alter ein Stück Lebensqualität. Viele Kommunen im Land haben das erkannt und setzen auf den Bürgerbus. Jetzt auch Wittlich-Land - eine Verbandsgemeinde mit 45 Ortsgemeinden und fast 400 Quadratkilometern Fläche. Zum Vergleich: Die neue VG Traben-Trarbach ist flächenmäßig etwa halb so groß. Und dort gibt es bereits einen Bürgerbus. Der Bürgerbus für Wittlich-Land ist kein Luxus. w.simon@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort