Wittlich-Land. Über Geld spricht man nicht, Geld hat man. So mancher Bürgermeister hat zwar nicht viel Geld auf dem Gemeindekonto, redet aber gerade deshalb nicht gerne darüber. Wegdiskutieren lassen sich die Miesen aber nicht: Nach einer Auswertung der Verbandsgemeinde Wittlich-Land stehen ihre Ortsgemeinden insgesamt mit 9,27 Millionen Euro in der Kreide. Der Schnitt liegt damit bei 386 283 Euro. So sieht zumindest die Momentaufnahme zu Beginn des vorigen Jahres aus, denn für 2012 haben noch nicht alle Gemeinden ihre Haushalte aufgestellt.
Den höchsten Schuldenstand - 2,2 Millionen Euro - und mit 1096 Euro auch die höchste Pro-Kopf-Verschuldung hatte zu diesem Zeitpunkt Landscheid. Als einen Grund nennt Ortschef Ewald Heck den 908 000 Euro teuren Kindergartenausbau. "Von oben gewollt und von unten finanziert", sagt er, allerdings auch ein wichtiger Beitrag zur Standortsicherung. Die Arbeiten liegen in den letzten Zügen, im September wird Eröffnung gefeiert.
Auch der Ausbau von Straßen und Gehwegen, das neue Dorfgemeinschaftshaus in Burg/Salm und die Ausweisung von Neubaugebieten in Landscheid und Niederkail schlagen zu Buche - ebenso wie das Gewerbegebiet. Investitionen, die zum Teil viele Jahre zurückliegen, an denen die Gemeinde aber noch immer zu knabbern hat. Immerhin, berichtet Heck, liegen neue Anfragen von interessierten Firmen vor.
Den zweithöchsten Schuldenberg in der VG muss Salmtal abtragen: 1,558 Millionen Euro. Ergibt umgerechnet auf jeden Salmtaler 643 Euro. Allerdings stehen nach Auskunft von Ortsbürgermeister Reinhard Berg noch Zuschüsse von 380 000 Euro aus für die Erneuerung des Bahnhaltepunkts in Salmtal, der seit 2003 in Betrieb ist. Ein 2,7 Millionen Euro teures Vorhaben, mit 1,9 Millionen Euro vom Land gefördert. "Wir haben einiges für unsere Infrastruktur getan", erklärt Berg, beispielsweise auch im Gewerbegebiet. Und er ist sicher, dass die Gemeinde die Schulden schultern kann.
Auf Platz drei im Hinblick auf den Schuldenstand steht Hetzerath mit 1,18 Millionen Euro, bei der Pro-Kopf-Verschuldung liegt Gladbach mit 800 Euro an dritter Stelle.
Vier Gemeinden in der VG Wittlich-Land müssen sich dagegen keine Sorgen machen. Dodenburg (108 Einwohner), Heckenmünster (129), Heidweiler (183) und Plein (642) standen Anfang 2011 ohne Schulden da. Der Dodenburger Ortsbürgermeister Erwin Weber kann sich nicht daran erinnern, dass die Gemeinde überhaupt einmal einen Kredit aufnehmen musste - und er ist immerhin schon seit 1979 im Amt. "Wir haben trotzdem alles, was wir brauchen", sagt er. Die Wiesen mähen die Einwohner des kleinsten Orts in der VG zum Beispiel selbst, mit ihren eigenen Rasenmähern. Das spart Geld für die Gemeindearbeit. Für ein Neubaugebiet ist auch kein Geld geflossen, die meisten Grundstücke um den Ort seien in privater Hand. Statt eines Bürgerhauses gibt\'s einen Bürgersaal in der alten Schule.
Dank der Firmen, die in der Gegend Kies abbauen, fließt auch Gewerbesteuer. Allerdings hat Dodenburg keine eigenen Rohstoffflächen. Und: "Während andere Gemeinden Zinsen zahlen, bekommen wir Zinsen für das Geld auf unserem Konto", sagt Weber. 250 000 Euro liquide Mittel, also flüssiges Geld, hatte die Gemeinde Anfang 2011. "Man muss eben das Geld zusammenhalten und zur richtigen Zeit Geld sparen oder ausgeben."Extra

Die Pro-Kopf-Verschuldung in den Wittlich-Land-Gemeinden (Stand: Beginn 2011): Altrich: 309,67 Euro, Arenrath: 190,03 Euro, Bergweiler: 175,85 Euro, Binsfeld: 580,86 Euro, Bruch: 154,43 Euro, Dierscheid: 97,50 Euro, Dodenburg: 0 Euro, Dreis: 370,72 Euro, Esch: 480,86 Euro, Gladbach: 800,83 Euro, Heckenmünster: 0 Euro, Heidweiler: 0 Euro, Hetzerath: 554,15 Euro, Hupperath: 104,10 Euro, Klausen: 286,41 Euro, Landscheid: 1096,20 Euro, Minderlittgen: 408,38 Euro, Niersbach: 25,82 Euro, Osann-Monzel: 151,59 Euro, Platten: 165,49 Euro, Plein: 0 Euro, Rivenich: 523,53 Euro, Salmtal: 643,31 Euro, Sehlem: 328,77 Euro. uq