Wittlich, Stadt der vielfältigen Märkte

Wittlich · Monats- und Wochenmarkt, Kinder- und Buchflohmarkt, französischer Markt, Tuch- und Weihnachtsmarkt und an diesem Wochenende wieder Einzel-Händler-Flohmarkt: Die Gelegenheiten zum Einkaufen vor der Ladentür werden in Wittlich häufiger.

 Draußen stöbern macht Spaß: Anna Müller aus Wittlich (rechts) betrachtet auf dem Marktplatz Waren, die von den Einzelhändlern in einer Sonderaktion zu reduzierten Preisen angeboten werden. TV-Foto: Klaus Kimmling

Draußen stöbern macht Spaß: Anna Müller aus Wittlich (rechts) betrachtet auf dem Marktplatz Waren, die von den Einzelhändlern in einer Sonderaktion zu reduzierten Preisen angeboten werden. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Trotz Internet-Zeitalter boomt in Wittlich eine Einkaufs tradition, die Jahrtausende alt ist: der Markt. Legendär ist der Wittlicher Viehmarkt. So heißt heute ein Parkplatz. Mit Ochsen, Schweinen, Rindern kamen einst Menschen von weither ins Städtchen. Angeblich stammt die Legende vom Pichtermännchen aus dieser Zeit: Wenn das Geschäft nach dem Viehverkauf begossen wurde, war der Weg nach Hause oft so sagenhaft beschwerlich, dass man ein hinterhältiges Wesen dafür verantwortlich machte, das einen vom schnellen Heimweg abhielt. So was gibt es heutzutage nicht mehr. Märkte als Menschenmagnete aber erleben eine Wiederentdeckung. Open-Air und Flohmarkt sind die Zauberworte, die den Kunden Spaß machen. Wittlichs Geschäftsleute wissen das: Sie nutzen seit 2004 das neue Rabattgesetz und setzten damals erstmals auf Verkauf vor der Ladentür. Am Wochenende findet dieser sogenannte Einzelhändler-Flohmarkt zum 14. Mal statt. Laut Karsten Mathar, Stadtmarketingverein Wittlich, machten zu Beginn 40 Geschäfte mit, jetzt sind es noch 30. Das liegt auch an der Zunahme der Filialbetriebe, die nicht mitmachen.
Steigende Nachfrage gibt es dagegen bei einem Angebot, dessen Beginn schon klein aber oho war: Wittlichs Kinder gingen im Herbst 1997 erstmals auf die Straße. Dort packten 300 Nachwuchsverkäufer ihr altes Spielzeug aus, warteten auf Kunden und machten den ersten Kinderflohmarkt in der Kreisstadt zum Erfolg, die zwölfte Auflage in diesem Jahr belebte wiederum den Stadtkern: Karsten Mathar schätzt die Besuchezahl auf bis 3000 Menschen.
Neuestes Extra zum Stöbern, Prüfen, Handeln, Kaufen ist Wittlichs Buchflohmarkt. Im Juni gab es die zweite Auflage, die Anbieterzahl stieg im Vergleich zur Premiere von 58 auf 71.
Und als Marktstadt hat Wittlich noch mehr zu bieten: Jeden ersten Freitag im Monat kommen 20 bis 40 Marktkaufleute mit Angeboten vom Küchenmesser bis zur Tischwäsche.
Schlossplatz hat Tradition


Dieses Angebot zum Einkauf unter freiem Himmel ist neben dem Lebensmittelmarkt das aktuell älteste. Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung, sagt auf TV-Nachfrage: "Den Monatsmarkt gibt es seit April 1984. Er fand damals schon auf dem Schlossplatz statt und wurde erst nachträglich auf Anregung von Kaufleuten aus der Innenstadt in das Zentrum ausgedehnt."
Der Schlossplatz selbst hat Markttradition, denn im 19. Jahrhundert war er Ort des Viehmarktes: Für den Krammarkt, der vor 200 Jahren einst zehnmal jährlich stattfand, gab es den Marktplatz und die umgebenden Straßen.
Auf dem Marktplatz hat sich heutzutage der Lebensmittel-Wochenmarkt immer dienstags und freitags etabliert. Ihn gibt es in seiner jetzigen Form seit 1984. Wochen- und Monatsmarkt bringen über Gebühreneinnahmen der Stadt rund 9000 Euro im Jahr.

Doch warum gibt es nicht den klassischen Trödelmarkt in Wittlich? Karsten Mathar: "Wir haben drei Jahre versucht, zusammen mit dem Einzelhändlerflohmarkt einen privaten Flohmarkt zu organisieren: Die Nachfrage ergab zehn bis 16 Betreiber - also uninteressant. Im Jahr 2006 haben wir einen Marktveranstalter aus der Eifel unterstützt, der Erfolg: Es hat geregnet, und außer den Imbissständen, die vom Marktveranstalter waren, waren vielleicht noch 15 Stände in der Stadt. Also auch da: deutlich zu wenig!"
Anders ist das bei einem Anbieter von Stoffmärkten. Die Premiere war erfolgreich, im Herbst kommen die Tuchhändler wieder.
Eine Veranstaltung, die auch die Stadtverwaltung, die mit dem Stadtrat eine Innenstadtbelebung voranbringen will, gerne sieht. Ulrich Jacoby sagt: "Die Innenstadt profitiert von den Markttagen, da die Marktbesucher das umfassende Angebot nicht nur der Marktstände, sondern auch der vielen attraktiven Geschäfte in der Innenstadt wahrnehmen können und auch ausnutzen."
Auch deshalb gibt es ergänzend zu verkaufsoffenen Sonntagen Märkte wie den Herbstmarkt im September.
Wittlichs aktuelle Markttermine: Flohmarkt der Einzelhändler am heutigen Samstag, 30. Juli, Wochenmarkt am Dienstag und Freitag, nächster Monatsmarkt am Freitag, 5. August, Herbstmarkt am 11. September, Stoffmarkt am 22. Oktober und Weihnachtsmarkt ab 25. November.
Drei Fragen an Michael Brämisch

 Michael Brämisch (64).TV-Foto: Archiv/ Sonja Sünnen

Michael Brämisch (64).TV-Foto: Archiv/ Sonja Sünnen


Michael Brämisch ist Sprecher der Marktkaufleute, die seit 1984 den Monatsmarkt ausrichten.

Was macht den Marktstandort Wittlich aus?
Michael Brämisch: Anders als in traditionellen Marktorten ist die kleine Ständestadt in Wittlich eine Neugründung, ein Sonderfall. Nach dem Motto: Nicht gegen, sondern miteinander - mit Stadtmarketing und Verwaltung - ist der Wittlicher Monatsmarkt zu einer rühmlichen Ausnahme und Beispielveranstaltung in der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region geworden. Am Markttag sieht man überdurchsschnittlich viele Menschen in der Stadt.

Was ist der Effekt für Wittlich?
Brämisch: Markttage sind Besuchermagnete, fördern auch die kommunale Wirtschaft und helfen mit, die Sogwirkung der Grünen Wiese zu neutralisieren, binden innerörtlich Kaufkraft.

Was könnte man verbessern?
Brämisch: Eine Rückführung vom Schlossplatz in die Innenstadt: Nur so gibt es wieder eine direkte Anbindung an Einzelhandel, Gastronomie und Wochenmarkt, was eine Erhaltung des Monatsmarktes auf hohem Niveau gewährleistet. sos

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