Wittlicher, begegnet euch!

Ältere Herrschaften aus Wittlich haben einen offiziellen Treffpunkt: Er war früher im alten Bürgermeisterhaus und wurde ins Haus der Vereine verlegt. Diese Begegnungsstätte ist noch in der Trägerschaft des Ortsverbands der Arbeiterwohlfahrt. Ab Oktober übernimmt der Caritasverband Wittlich diese Aufgabe.

 Die Begegnungsstätte muss bekannter werden, da sind sich Inge Lanos, Klärchen Heck und Werner Fuhrmann einig. Sie treffen sich im Haus der Vereine immer donnerstags zum Kartenspiel. TV-Foto: Sonja Sünnen

Die Begegnungsstätte muss bekannter werden, da sind sich Inge Lanos, Klärchen Heck und Werner Fuhrmann einig. Sie treffen sich im Haus der Vereine immer donnerstags zum Kartenspiel. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. "Ich müsste ja mit mir selbst Gespräche führen, um meine Stimme zu hören. Da komme ich lieber hierher", sagt die ältere Dame, die alle Hecks Klärchen nennen. Sie führt eben keine Selbstgespräche, sondern geht fast täglich ins Haus der Vereine in der Kasernenstraße. Dort spielt sie zum Beispiel Rommee. Mit von der Partie ist Inge Lanos, die sich über neue "Kartenzocker" freuen würde. Sie sagt: "Das Angebot, sich hier zu treffen, muss einfach bekannter werden. Hier sind so viele Möglichkeiten gegeben, es muss nur einer mitmachen!" Der Dritte im Bunde am Kartentisch ist Werner Fuhrmann vom Awo-Ortsverband. Er stand schon vor 14 Uhr vor der Wittlicher Begegnungsstätte, schloss die hellen Räumen im ersten Stock des Hauses auf und balancierte dabei einen Kuchen. Er kommt aus Arenrath und betreut seit Ende 2005 für den Awo-Ortsverband den Treffpunkt für ältere Menschen in Wittlichs Kasernenstraße. "Torte gibt es hier für einen Euro, Kaffee für 50 Cent", sagt er. Hinter ihm wird gerade der Tisch für den gemeinsamen Nachmittagsplausch gedeckt. Ab Oktober wird er nicht mehr für das offene Angebot für jedermann zuständig sein. Dann übernimmt der Caritasverband Wittlich die Trägerschaft der Einrichtung. "Es tut mir leid, dass wir das aufgeben. Aber was nützt das alles", sagt Werner Fuhrmann, "unser finanzielles Rückgrat ist einfach nicht stabil genug, und wir wollen nicht in die roten Zahlen kommen. Allein die Nebenkosten liegen bei 768 Euro im Monat. Die Stadt trägt zwar die Hälfte, aber die acht bis zehn Besucher täglich sind einfach nicht genug. Und wenn ich die Preise für Kaffee und Kuchen erhöhe, kommen noch weniger." Die eine oder andere Besucherin bringt er mit seinem Wagen in die Kasernenstraße, denn der Weg hierher sei manchem einfach zu beschwerlich. "Früher gab es ja die Bushaltestelle im Klausener Weg, direkt um die Ecke. Jetzt ist die in die Trierer Landstraße verlegt. Das ist ein Nachteil", sagt Inge Lanos. Der treue, harte Kern der Besucher, die sich montags bis donnerstags zur Gymnastik, in der Bastelgruppe, zum Singen oder Gesellschaftsspiel trifft, würde sich über neue Gesichter freuen. Die Besuchszahlen zu erhöhen, ist auch ein Ziel des zukünftigen Trägers. Rudolf Bollonia, Dienststellenleiter der Caritas-Geschäftsstelle Wittlich, sagt: "Die Gruppen, die schon da sind, sollen natürlich weiter kommen, aber wir wollen zusätzlich generationsübergreifende Angebote machen." Langfristig wolle man unter anderem auch weitere Unruheständler oder Ehrenamtliche motivieren, sich mit ihren Ideen - ob Vortrag, ob Kochkurs oder kreatives Projekt - einzubringen. "Wir wollen noch mehr die Eigenständigkeit fördern, so dass sich die Einrichtung alleine trägt." Als offizieller Träger stelle man langfristig Finanzierung, Personal und organisatorische Fähigkeiten zur Verfügung. Es sei zusätzlich auch an einen Fahrdienst oder auch an einen Mittagstisch gedacht, wenn Interesse da ist. "Ziel ist zudem, dass die Besucher Angebote mitgestalten, von denen sie denken: ,Das sind die richtigen für uns'", sagt Rudolf Bollonia. Er fügt an: "Die Begegnungsstätte soll eine feste Adresse werden für den, der sagt: ,Ich weiß nicht, was ich den ganzen Tag machen soll. Ich gehe einfach mal da hin."Wer sich mit Ideen einbringen will, kann sich melden bei der Caritas, die bereits Büros im Haus der Vereine hat: Anne Hees-Konrad, Telefon 06571/146580. Meinung Gemeinsam statt einsam Montags bis donnerstags, 14 bis 18.30 Uhr, ist immer Tag der offenen Tür in der Begegnungsstätte. Wer seine Scheu überwindet, einfach vorbeikommt, kann neue oder auch vielleicht alte Bekannte treffen. Es gibt Küche, gemütliche Sitzecken, Bastelraum und große Terrasse, die darauf warten, besucht zu werden. Und es gibt naturgemäß die Menschen, die schon den Weg hierher gefunden haben. Der ist leider etwas weit vom Zentrum, aber er lohnt sich. Zudem denkt die Caritas an einen Fahrdienst. Jeder, der einsam ist, oder umgekehrt besonders gesellig, kann dieses Angebot unverbindlich und kostenlos nutzen. Man muss nicht in der Awo aktiv sein, man muss auch keinerlei Verbindung zur Caritas haben: Im Haus der Vereine gibt es einfach Raum, sich außer Haus zu treffen, neue Gesichter zu sehen, gemeinsam schöne Stunden zu verbringen. Ein Platz der Begegnung soll sie sein, die Einrichtung. Auf dem Papier, als reine Räumlichkeit ist sie das. Sie muss von den Besuchern mit Leben erfüllt werden. Es ist mehr als ein Luxus, dass sich die Stadt so etwas mit Unterstützung eines Trägers leisten will. Es ist ein begrüßenswertes Angebot. Also heißt die Devise: Hingehen! Oder hinfahren lassen! Wenn noch einmal Schwung in die Einrichtung kommt, hat sie Zukunft. Vielleicht muss mancher "über seinen Schatten springen", eine Hemmschwelle überwinden, um einfach mal anzuklopfen. Dann aber steht mancher Nachmittag womöglich in einem freundlicheren Licht und nach der ersten Überwindung gibt es womöglich ein "Auf Wiedersehen!" s.suennen@volksfreund.de

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