Wittlicher erforscht Schimmelpilze

Wittlich · Schimmelpilze sind nicht nur grün und eklig, sondern auch giftig. Ein Viertel der Pflanzenernte verdirbt jährlich durch Schimmel. Der Wittlicher Josef Geisen erforscht Schimmelpilze und ihre Gefahren. Er legt für den Gesetzgeber Grenzwerte in Lebensmitteln fest.

 Der gebürtige Wittlicher Dr. Rolf Geisen ist renommierter Forscher in der Schimmelpilzforschung. Er stellte auf Einladung der Wittlicher Casino-Gesellschaft seine Arbeit vor. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Der gebürtige Wittlicher Dr. Rolf Geisen ist renommierter Forscher in der Schimmelpilzforschung. Er stellte auf Einladung der Wittlicher Casino-Gesellschaft seine Arbeit vor. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Wittlich. Können Schimmelpilze interessant sein? Sie können, wenn ein Fachmann wie Dr. Josef Geisen darüber berichtet. Der Lebensmittelwissenschaftler weilte auf Einladung der Wittlicher Casino-Gesellschaft im Rahmen der Vortragsreihe "Erfolgreiche Wittlicher erzählen" im Casino.
"Man schätzt, dass jährlich 25 Prozent der Ernte durch Schimmelpilze verdirbt", sagt Geisen. Vier Prozent aller Krebserkrankungen werden durch die Gifte, die die Schimmelpilze produzieren, hervorgerufen.
Geisen gehört zu den Wissenschaftlern, die Schimmelpilze erforschen. Er untersucht deren Giftigkeit und legt Grenzwerte für Lebensmittel fest. Das erfolgt in Abstimmung mit den gesetzgebenden Behörden der Europäischen Union. In Europa seien die Lebensmittel gut kontrolliert, so dass die gesundheitlichen Gefahren durch Schimmelpilze deutlich niedriger sind als in anderen Ländern, sagte der Wissenschaftler. Jedoch müsse klar sein: "Verschimmelte Lebensmittel sofort einpacken, damit keine Sporen in die Luft abgegeben werden, und vernichten", empfiehlt Geisen. Schimmel könne der Laie meist nur an der Bildung der grünen oder weißen Sporen erkennen. Das Kochen befallener Lebensmittel nütze nichts: "Das vernichtet zwar die Schimmelpilze, aber nicht die Gifte."
Mögliche Todesopfer von Schimmelpilzen waren die Entdecker der Grabstätte des ägyptischen Pharaos Tutenchamun. Sie könnten durch Schimmelsporen umgekommen sein, die sich im Laufe der Jahrtausende in dem ungeöffneten Grab gebildet hatten, sagte Geisen.
Schimmelpilze entstehen bei unsachgemäßer Lagerung von Nahrung, sagt der Lebensmittelwissenschaftler. Dabei spielen Temperatur, Licht und Luftfeuchtigkeit eine Rolle. Zudem unterscheiden sich Lebensmittel in ihrer Empfindlichkeit. Erdnüsse, Pistazien und Feigen sind eher mit Schimmelgiften belastet als Walnüsse, Pecannüsse oder Haselnüsse.
Für den deutschen Wein gab Geisen Entwarnung: Der Schimmelpilz, der Weintrauben befällt, ist in den Mittelmeerländern ein Problem für die Winzer, tritt aber klimabedingt an der Mosel und in anderen deutschen Weinbaugebieten nicht auf.
Blaues Licht hemmt Wachstum


In jüngster Zeit haben sich Forscher mit dem Faktor Licht beim Wachstum von Schimmelpilzen befasst. So stellten sie fest, dass sich Schimmelpilze in Dunkelheit stark und unter rotem Licht deutlich weniger bildeten. Bei blauem Licht war kein Schimmelgift mehr nachzuweisen. "Wir arbeiten jetzt an einem Kühlschrank-Prototyp, bei dem durch blaues Licht das Wachstum von Schimmelpilzen verhindert wird", sagt Geisen.
Die Wittlicher Casinogesellschaft hat für ihre nächste Veranstaltung am 30. Juni Dr. Ernst Fischer, den Initiator der Peru-Ausstellung, die derzeit in Wittlich stattfindet, eingeladen. cst
Professor Dr. Rolf Geisen wurde 1954 in Wittlich geboren und absolvierte im elterlichen Betrieb eine Lehre als Metzger. Anschließend studierte er Lebensmitteltechnologie in Lemgo und Biologie an der Universität Kaiserslautern. Er promovierte von 1983 bis 1987 in Heidelberg. Seit 2006 ist Geisen Professor an der Universität in Karlsruhe und wissenschaftlicher Direktor des Max-Rubner-Instituts. cst

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