Wittlicher feiern grailich gäär ihre Kirmes

Wittlich · Die Schweine brutzeln, das Riesenrad funkelt: Tausende Besucher haben am Wochenende die Vergnügungen der Säubrennerkirmes ausgekostet. Ob die 100 000er Besuchermarke und der Saubraten-Rekord von 123 aus dem Vorjahr wieder gelten, stellt sich heute heraus. Die Polizei vermeldet einen Unfall an einem Fahrgeschäft und mehrere Schlägereien.

Mit der Schweinekutsche werden die Säue auf den Marktplatz gebracht, wo sie von den Wittlichern verspeist werden. TV-Foto: klaus kimmling

Mit der Schweinekutsche werden die Säue auf den Marktplatz gebracht, wo sie von den Wittlichern verspeist werden. TV-Foto: klaus kimmling

Wittlich. Ein Blick in den Nachthimmel genügt: Es ist Wittlicher Kirmes! Neben St. Markus und Riesenrad glitzert das 55 Meter hohe Kettenkarussell Star Flyer am höchsten über den Köpfen der Feiernden. Zur Kirmeseröffnung am Freitagabend flog auch viel Pulverdampf himmelwärts: Zum 25. Mal ließen es die Neuerburger Böllerschützen ordentlich krachen und mit ihrem Kanonenböller die Hemden und Ohren der 2500 Zuschauer des Festschauspiels am Stadtpark flattern. Es erzählt auf Platt die Sage von der Eroberung der Stadt nach.
Vorher amüsierten sich die Menschen auch über die Tipps für Wittlichs Stadtpolitik: Eine Stadt, die weder Kino, Viezmühle und sowieso noch keinen Sommer habe, könnte doch "mit allem, was wir nicht haben, als Stadt bald wieder interessant werden". Der Sommer allerdings kam zum Fest zurück und sorgte für angenehmes Feierwetter am Eröffnungstag, bei dem sich auch erstmals ein tatsächliches Pichtermännchen sehen ließ: Es reicht dem Bürgermeister (noch) nur bis zur Hüfte! Ganz sagenhaft auch ein Vorschlag des Nachtwächters: Man solle den Trierern doch ein fadenscheiniges letztes Hemd aus Wittlich verkaufen: "Die machen da eine Wallfahrt draus!" Wallfahrtsort war zu später Stunde eher der Marktplatz. Nach Schauspielende war er auf einen Schlag voll. Den Wittlicher Wein gibt es dort aus ganz neuen Gläsern: mit Stadtwappen und Inschrift. 3000 Stück haben die Weingüter Mertes, Lütticken, Zender-Göhlen und Losen-Bockstanz gekauft.
Und spätestens am Samstagnachmittag konnte sich selbst der Wittlicher, der gewollt hätte, nicht mehr der Säubrennerkirmes entziehen. Nicht nur des Weins und der Schweine wegen, sondern, weil der Wind den Duft gebrannter Mandeln und die Musik der Kapellen in sein Zuhause wehte und die Sonne brannte. Sie trieb nicht nur den Tausenden Besuchern des Festumzugs den Schweiß auf die Stirn, sondern auch den 19 Gruppen: Musikvereine, Böllerschützen, Stadtgarde, Waschweiber, Reiter, Ürziger Weinmajestäten und viele mehr - mit Federn, Weinreben, Spitzenhäubchen oder Schweinekostümen zurecht gemacht. Die Augen der Hungrigen ruhten auf den saftigen Säuen, die genüsslich in ihre Rüben bissen und vom Quietschen der Schweinekutsche begleitet zum Marktplatz gefahren wurden.
Von all dem unbeirrt flogen die Mutigen im Kettenkarussell hoch über Wittlich oder blickten vom Riesenrad auf die Säubrennerstadt hinab.
Vom Rummelplatz war am Samstagabend allerdings auch ein Zwischenfall zu vermelden: Vom Fahrgeschäft Höllentaxi lösten sich gegen 21.30 Uhr Teile vom Unterbau des Geräts: ein Metallzahnrad mit etwa 20 Zentimetern Durchmesser sowie eine zwei Zentimeter dicke Stahlkette. Das Zahnrad traf einen neunjährigen Zuschauer aus Wittlich an der Hüfte. Er erlitt Prellungen und Schürfwunden und wurde im Krankenhaus ambulant versorgt. Das Fahrgeschäft wurde zunächst eine Stunde lang weiterbetrieben, dann legte es die Stadtverwaltung Wittlich still. Die Schausteller mussten vor der Inbetriebnahme der Fahrgeschäfte eine Tüv-Bestätigung vorlegen, und die Kreisverwaltung hat die Geräte überprüft - auch das Höllentaxi, erklärt Organisator Leo Kappes von der Stadtverwaltung. Bis der Tüv das Fahrgeschäft erneut geprüft habe, bleibe es zwar auf dem Viehmarktplatz stehen - aber außer Betrieb. Die Polizei Wittlich hat Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung gegen den Betreiber aufgenommen. sos/uq
volksfreund.de/videos

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