Wittlicher Kaufleute in der Identitätskrise

Wittlich · Im Verein Stadtmarketing Wittlich rumort es. Die Kaufleute fühlen sich offenbar nicht ausreichend vertreten. Dabei sollte eine bei der Mitgliederversammlung vom Vorstand vorgeschlagene Satzungsänderung den Kaufleuten mehr Gewicht geben. Doch sowohl die Satzungsänderung als auch die Vorstandswahl wurden vertagt.

Alles deutete zunächst darauf hin, dass die Mitgliederversammlung des Stadtmarketingvereins am Donnerstagabend in der Synagoge Wittlich schnell und routiniert über die Bühne geht. Doch es kam alles anders. Auslöser war die vom Vorstand gewünschte Satzungsänderung. Robert Lemper, Center-Manager der Schlossgalerie und erst seit kurzem Vereinsmitglied, monierte, dass die Mitglieder vorab nicht schriftlich darüber informiert wurden. Einige der 24 anwesenden Mitglieder stimmten zu: Man müsse sich vorab Gedanken machen können, wie die Struktur des Vereins aussehen soll. Zitat: „Wie sind etwas überrollt worden. Wir brauchen für eine Entscheidung saubere Unterlagen.“ Nach einer längeren Debatte einigte man sich darauf, die Satzungsänderung und die Vorstandswahl zu verschieben. Der jetzige Vorstand, dem einstimmig Entlastung erteilt wurde, ist seit Donnerstagabend nur noch kommissarisch im Amt. Die Satzungsänderung sollte den Kaufleuten mehr Einfluss geben. Vorgesehen war, dass im vierköpfigen geschäftsführenden Vorstand immer ein Vertreter der Kaufleute sein müsse. Vorsitzender Michael Groth: „Ich wünsche mir, dass die Kaufleute eine starke Gruppe im Verein bilden. Im Moment habe ich aber den Eindruck, dass die Gruppe sich selbst nicht führt.“ Der Verein Stadtmarketing, in dem die verschiedenen Interessengruppen von den Kaufleuten, über Tourismus, Gastronomie, Juniorenkreis und Kultur gebündelt sind, hat zurzeit 146 Mitglieder, davon sind 20 Prozent Kaufleute – fast ausschließlich Inhaber von Läden in der Innenstadt. Eine Geschäftsfrau stellte die Frage: „Was bringt uns eigentlich die vom Verein organisierte Veranstaltungsreihe Kino Open-Air?“ Ein anderer Ladeninhaber stellte gar die Möglichkeit in den Raum, ob die Kaufleute sich nicht besser selbst organisieren sollten.Damit war eine Debatte über Sinn und Zweck des Vereins eröffnet. Vorsitzender Groth machte deutlich: „Der Verein hat laut Satzung die Aufgabe die Attraktivität der Stadt zu steigern.“ Die Kaufleute seien eine Gruppe innerhalb des Vereins. Und sie sollten sich einmal Gedanken machen, was sie überhaupt wollten. Der Verein verfügte im Jahr 2014 über ein Budget von rund 300?000 Euro, wie Geschäftsführer Karsten Mathar erläuterte. Der Hauptposten war mit rund 150?000 der Wittlicher Einkaufsgutschein. Die Stadt gibt dem Verein jährlich einen Zuschuss von 50?000 Euro. Und diesen Zuschuss gibt es, so Groth nur, weil der Verein nicht nur die Einzelhändler vertritt, sondern Imagewerbung für den gesamten Standort Wittlich macht. Groth sagte gestern gegenüber dem TV, dass möglichst schnell, am besten noch im Januar oder Februar, die Mitgliederversammlung stattfinden sollte. Die Versammlung am Donnerstagabend „müsse er zunächst einmal sacken lassen“. Ob er erneut für als Vorsitzender kandidieren wird, ließ er offen.

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