Wittlicher macht gegen Platzverkauf mobil

Wittlich · Brach liegt seit 2001 ein Grundstück mitten in Wittlich. Es ist ein provisorischer Parkplatz, der der Stadt gehört. Verkaufen, bebauen, behalten? Was aus den fast 3000 Quadratmetern in der Karrstraße wird, ist unklar. Ein Wittlicher will vor einem Beschluss Unterschriften gegen einen Verkauf sammeln.

 Karl-Heinz Kaspari startet die erste Unterschriftenaktion seines Lebens gegen den Verkauf des jetzigen Parkplatzes in der Karrstraße. TV-Foto: Sonja Sünnen

Karl-Heinz Kaspari startet die erste Unterschriftenaktion seines Lebens gegen den Verkauf des jetzigen Parkplatzes in der Karrstraße. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. "Rettet den Parkplatz Karrstraße" - das steht fett gedruckt auf einem Blatt, darunter ist Platz für Unterschriften. Die will Karl-Heinz Kaspari sammeln. Es ist die erste Unterschriftenaktion seines Lebens. "Hier will ja eine Wohnungsbaugesellschaft Häuser hinbauen. Da bin ich absolut dagegen. Meine Bekannten haben mich drauf gebracht, Unterschriften zu sammeln. ,Ja, mach dat!\' haben die gesagt."
Jetzt macht der 73-Jährige genau das. Er ist gegen Verkauf und Bebauung und hat eine andere Idee: Hecken, Bäume, Bänke, eineoffene Bühne und Parkplätze hat er in einen Plan gezeichnet. Denn klar ist für ihn auch: "Wie das Grundstück jetzt daliegt, ist unmöglich. Ein Schandfleck. Da kann man mehr draus machen."
Einst hieß es: Rettet die St. Markusschule. Gebracht hat das nichts: Die Schule wurde nach fast 20 Jahren Leerstand 2001 abgerissen. Geblieben ist weitere zehn Jahre wieder eine Art Leerstand: ein Platz, auf dem geparkt werden kann. Das ist ein Provisorium. Auf dem Papier stand schon einiges auf der Innenstadtfläche: "Markus-Center", "Senioren-Residenz", "Rathaus": Allerdings sind sämtliche Vorhaben gescheitert. Seit dem Frühjahr gibt es einen neuen Plan: Die Wohnungsbau und Treuhand Trier (GBT) möchte auf dem Gelände in der Karrstraße rund 50 Eigentumswohnungen errichten (der TV berichtete).
Das passt nicht zu einem seit zwei Jahren bestehenden Antrag der FWG. Die Fraktion hatte nach dem Scheitern der Rathauspläne einen "Begegnungsplatz" mit Begrünung, Sitzgelegenheiten und Brunnen, überdachter Markthalle plus weiterer Parkplatznutzung angeregt - ähnlich wie Kasparis Vorstellungen. Das sollte laut Beschlussvorlage für den Stadtrat im Mai abgelehnt werden. Doch die Entscheidung wurde vertagt. Die Lokalpolitik will das Stadtentwicklungskonzept abwarten. Daran hat ein Runder Tisch gearbeitet. Eine Rohfassung mit 165 Seiten liegt jetzt vor.
Nach der Sommerpause wird das Thema im Stadtrat sein. Dann soll entschieden werden, was in der Karrstraße passieren soll. Und bis dahin will Karl-Heinz Kaspari Unterschriften sammeln. Seine Forderung: "Auf keinen Fall darf es zum Verkauf kommen." Denn dann sei der historische Platz für die Wittlicher und die Besucher "für immer verloren".
Ende 2008 gab es bereits eine Unterschriftenaktion gegen einen dort geplanten Rathausbau. Ein Ziel war damals die Erhaltung der innerstädtischen Parkplätze. Zur Unterschriften-Übergabe kam es nicht, denn kurz darauf standen die Rathauspläne vor dem Aus: Das Land hatte für diesen Standort die Zuschüsse verweigert. Mitinitiator der damaligen Unterschriftenaktion war Buchhändler Michael Scheid. Er sagt: "Wie hatten binnen zwei Wochen schon fast 400 Unterschriften."
Wie viele es bei Karl-Heinz Kaspari werden, weiß keiner. Der waschechte Wittlicher sagt: "Die Säubrenner, die haben ja so ihre Naupen, also Tugenden und Untugenden. Aber wenn es um die Sache geht, halten sie zusammen. Dass der Stadtrat vielleicht eine andere Meinung hat, das muss man akzeptieren."
Seine Unterschriftenlisten sollen in Gaststätten und Geschäften in der Stadt ausgelegt werden.

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