Wittlicher Türmchen wird Mini-Museum
Wittlich · Auf drei Schwerpunkten fußt das Konzept, das älteste Gebäude Wittlichs zugänglich zu machen. Es ist heute Thema im Kulturausschuss.
Wie es wohl hinter dem Löwenmaul aussieht? Ob sich unter dem buckeligen Dach mit dem riesig wirkenden Kamin ein Geheimnis verbirgt? Wie winzig ist es tatsächlich hinter der alten Tür? Ist dort etwa die Zeit stehen geblieben?Wittlichs ältestes Gebäude, das sogenannte Türmchen, macht viele neugierig auf das Innenleben des Wahrzeichens der Stadt, das wegen seiner speziellen Größe, Form und auffälligen Lage viele Sympathisanten hat.
Der kuriose Rest eines der ehemals drei Burgtore wird dieses Jahr 700 Jahre alt. Aktuell wurde er deshalb innen und außen saniert (der TV berichtete). Außerdem soll das Altertümchen auch erstmals öffentlich zugänglich werden: als Museum zur Stadtgeschichte. Das Konzept dazu wird in der heutigen Sitzung des Kulturausschusses, Mittwoch 31. Mai, ab 18 Uhr im Stadthaus vorgestellt.
Das Ziel steht fest: "Das Museum Türmchen soll als lokalhistorisches Bauwerk" interessierten Menschen, egal ob Einheimischer, ob Tourist, "die Geschichte der Stadt anschaulich nahebringen."
Dabei soll die künftige Präsentation laut Konzept drei Schwerpunkte haben:
Wohnung des Torwächters: Um an die einstige Funktion zu erinnern, soll der ehemalige Wohnraum des historischen Torwächters mit sparsamer Möblierung vorstellbar gemacht werden. Demnach könnten als Ausstattung ein einfacher Holztisch, eine grobe Bank, zwei alte Takenplatten und auch die gusseiserne historische Warnschusskanone aufgestellt werden. Außerdem könne ein Strohsack die Schlafstätte des Wächters andeuten.
Befestigungsgeschichte: Da das 700 Jahre alte Gebäude seinen Ursprung in der städtischen Befestigungsgeschichte als Teil der Ringmauer, die Wittlich schützend umgab, hat, soll auch diese dargestellt werden. Dazu sollen ausschließlich Texte und Bilder an den Wänden eingesetzt werden. So sei an Kopien des Katasterplans von 1759 gedacht wie auch an Rekonstruktionen des Stadtplans und einer Stadtansicht von Claus Mehs.
Geschichte der Stadt Wittlich: Dieser Schwerpunkt nutzt auch zeitgenössische Technik. So wolle man keineswegs das Türmchen "mit Bildern und Plänen tapezieren", sondern die "kahle Schlichtheit des Funktionsgebäudes erhalten". Andererseits soll im Gebäude über Stadtgeschichte informiert werden. So soll es zwar auch Werke mit dem Türmchen als Motiv und Holzschnitte der verstorbenen Kunsterzieherin Hedwig Schulte zu sehen geben. Aber ergänzend dazu soll ein Bewegungsmelder im Erdgeschoss eine Beschallung auslösen, mit deren Hilfe etwa fünf Minuten lang die Geschichte der Befestigung der Stadt Wittlichs erzählt wird. Im ersten Stock folgt dann eine BeamerÜbertragung eines etwa zehnminütigen Trickfilms auf eine weiße Wand. Der Kurzfilm informiert über die Höhepunkte der Geschichte der Stadt vom keltischen Tempelkopf über die römische Villa, Burg Ottenstein, Schloss Philippsfreude und weitere Kernpunkte der Stadtentwicklung.
Und wie kommt man ins Türmchen hinein? Der Zugang soll wie bei der Casa Tony M. gegen Überlassung des Personalausweises als Pfand im Alten Rathaus möglich sein. Das Gebäude wird videoüberwacht.Extra: ZUR GESCHICHTE DES BAUWERKS
Die Wittlicher Stadtmauer wurde nach 1300 gebaut und hatte drei Tore. Neben dem Burgtor waren es das Himmeroder und Trierer Tor. Letzteres wurde laut Kulturausschussunterlagen zwischen 1825 und 1828 abgebrochen, das Himmeroder Tor verschwand 1842. Nummer drei verblieb im Besitz der Stadt und wurde zunächst 1914 renoviert und weiter vermietet. Der Bruchsteinbau über drei Geschosse hat 4,90 mal 5,10 Meter Außenmaße. Die Fenster stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Der Löwenkopf im ersten Obergeschoss ist ein sogenanntes Schauloch. Das Haus wurde immer wieder umgebaut und hat viele barocke Überbleibsel, so auch die typische Haube, die nach dem Stadtbrand 1647 erneuert wurde. In den Unterlagen steht zum allgemeinen Zustand nach den vielen Renovierungen: "Mittelalterliche Bausubstanz ist somit nur noch im Außenmauerwerk zu finden."