Wittlicher Wies'n verspricht viel Gaudi

Wittlich · Wenn Festbier fässerweise aus München nach Wittlich gekarrt wird, Menschen busseweise ins Wittlicher Industriegebiet reisen, dort Hendl und Weißwürste serviert werden, ist das Bungert-Oktoberfest eröffnet. Rund 40 000 Menschen werden an fünf Wochenenden erwartet.

 Viele Menschen in Dirndl und Lederhose wie hier auf dem Bild aus dem Jahr 2009 werden beim Wittlicher Oktoberfest auch in diesem Jahr erwartet. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Viele Menschen in Dirndl und Lederhose wie hier auf dem Bild aus dem Jahr 2009 werden beim Wittlicher Oktoberfest auch in diesem Jahr erwartet. TV-Foto: Archiv/Rudolf Höser

Wittlich. In der bayerischen Landeshauptstadt München gibt\'s seit 1810 ein Oktoberfest. Ab und an ist es ausgefallen: Aktuell wird es zum 179. Mal gefeiert und gilt 202 Jahre später als größtes Volksfest der Welt. In der Kreisstadt Wittlich ist seit 1990 ohne Unterbrechung jährlich Fassanstich unterm weiß-blauen Zelthimmel. Und das Bungert-Oktoberfest gilt als das größte im Land.
Bayerische Küche


Es ist eine Art riesige Illusion: Mit bayerischer Küche, bayerischem Bier, Menschen in Tracht und mit dem, was man "Wiesnstimmung" nennt. All das findet sozusagen im Niemandsland im Wittlicher Industriegebiet in der Röntgenstraße statt. Eine Theresienwiese stellt man sich anders vor. Für das Phänomen, sich dennoch ähnlich wie auf ihr zu fühlen, ist das Familienunternehmen Bungert verantwortlich.
Es sorgt bis Freitag dafür, dass aus dem Ex-Zelt der Wirtschaftswoche ein Ort wird, an dem sich Menschen wie in Bayern wähnen. "Der Ab- und Umbau in drei Tagen, das ist schon ein Riesenaufwand", sagt Winfried Bungert. Dass sich der Stress fürs Unternehmen Oktoberfest lohnt, dafür sind die Aussichten gut. "Der Vorverkauf läuft besser denn je", sagt Winfried Bungert, der sich selbst auf sein erstes Grill-Hendl freut. Das ist sein persönliches Festritual. Das offizielle ist der Fassanstich am Freitag.
Dann fließt das Bier, das extra aus München kommt: "Wir sind einer der großen Abnehmer nördlich der Donau, denn wir sind eins der wenigen Oktoberfeste, das das Originalbier ausschenkt."
Übrigens anders als in München ist in Wittlich der halbe Liter Gerstensaft am beliebtesten. "Die Bayern sind mit der Maß großgeworden, mit einem Halben fangen die erst gar nicht an. Das ist bei uns anders."
Damit dennoch nicht einzelne Gäste maßlos werden, wird auf Sicherheitspersonal gesetzt. Doch das braucht der typische Besucher in der Regel nicht. Wer ist denn überhaupt "der" Oktoberfestgast? "Jemand zwischen 16 und 99 Jahren. Diese Vielfalt ist das Schöne. Dass Jung und Alt derart zusammen sind, ist ja selten", sagt Winfried Bungert, für den die Familiensonntage die "bayerischsten Tage" sind: "Freitags und samstags ist Party".
Und Party, das ist das Stichwort für Bands wie Aischzeit, Bayrische Music Power, Tollhaus oder Mickie Krause - und für Menschen aus der Eifel-Mosel-Region aber auch aus Belgien oder den Niederlanden, die sich nicht nur in Sachen Speis\' und Trank in Wittlich wie in München feiern wollen, sondern auch rein optisch: Sie trägt Dirndl, er Lederhose. "Es ist hier wie in München: Wer nicht Tracht trägt, fällt eher auf", sagt Winfried Bungert. Und was sagt er zum Originalfest? "Ja, in München war ich schon einmal. Das ist natürlich ein bisschen größer und mit mehr Traditionen verbunden. Plätze sind zum Teil schon jahrelang vorher reserviert, das ist bei uns natürlich anders. Und dahin kommen Menschen aus der ganzen Welt." Dafür feiern "bei Bungert" auch Bayern: "Mein bester Freund kommt aus Bayern, und der war schon in Wittlich."Extra

Gefeiert wird an 17 Tagen verteilt über fünf Wochenenden von Freitag, 28. September bis Mittwoch, 31. Oktober. Das gemietete Festzelt hat 5000 Quadratmeter und ist für maximal 4000 Besucher zugelassen. Es gibt 2500 Sitzplätze. Die Bühne ist 40 Quadratmeter groß. An starken Abenden sind bis zu 100 Mitarbeiter eingesetzt plus 40 Sicherheitskräfte. Immerhin rund 100 Busse reisen an solchen Tagen je Abend an. Kulinarisch ist das eher untypische Schnitzel der Renner mit über 10 000 Portionen. Klassiker sind zudem Grill-Hendl. Etwa 500 Stück, das sind 1000 Portionen, werden verspeist und über 3000 Weißwürste. Das Festbier aus München (Paulaner) wird hauptsächlich im halben Liter-Glaskrug getrunken, was einem halben Maß entspricht, und kostet 3,90 Euro. Eine Maß kostet 7,50 Euro (in München von 9,10 bis 9,50 Euro). Vier Extra-Bustouren bringen Menschen aus der Region Trier, Bitburg, Prüm, Daun, Bernkastel-Kues nach Wittlich und zurück. Bislang sind mehr als 20 000 Karten von einem Kontingent von rund 30 0000 Stück verkauft. Mit den eintrittsfreien Sonntagen wird die Besucherzahl auf 40 000 geschätzt. Drei Bürgermeister (Hagedorn, Bußmer, Rodenkirch) haben bislang beim Fassanstich zugeschlagen. Von den Stimmungsbands am längsten dabei sind Aischzeit und Bayrische Music Power. Infos: www.oktoberfest-wittlich.de sos

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