Wittlicher zahlen die Wassercent-Zeche

Wittlich · Für Wittlicher Verhältnisse ungewöhnlich: Ab 2013 müssen die Bürger sechs Cent mehr pro Kubikmeter (1000 Liter) Wasser zahlen: 1,56 Euro. Mit Mehrwertsteuer sind das 1,669 Euro. Grund ist der sogenannte Wassercent, den das Land erhebt.

Wer bis jetzt die Ohren auf Durchzug gestellt hat, wenn Lokalpolitiker klagen, dass das Land zu viel von den Gemeinden fordert, ohne groß an die finanziellen Folgen zu denken, hört vielleicht bald besser zu. Denn wenn er für nächstes Jahr den Gebührenbescheid fürs Trinkwasser von den Wittlicher Stadtwerken bekommt, liest er darauf von einer Überraschung, über die er sich vermutlich nicht freut: Die Rechnung wird höher sein. Nicht extrem, aber dennoch: Das ist in der Säubrennerstadt durchaus bemerkenswert, denn mehr als ein Jahrzehnt galten stabile 1,48 Euro als der Preis für den Kubikmeter Trinkwasser. Dann wurden es 2010 zwei Cent mehr. Doch 2013 klettert die Gebühr gleich um sechs Cent nach oben. "Wenn es den Wassercent nicht gäbe, müssten wir heute nicht erhöhen", sagte Elfriede Meurer, CDU, dazu im Stadtrat.

Getrunken wird das Wenigste
Zuvor hatte Erika Werner, SPD, als Berichterstatterin aus dem Ausschuss, betont, die Erhöhung "sei nicht auf die Ausgabenpolitik der Stadtwerke zurückzuführen" und um Zustimmung gebeten.
Wenn man Stadtwerkechef Lothar Schaefer Glauben schenkt, war das die Minimalzusammenfassung: "Wir haben zwei Stunden miteinander telefoniert und darüber geredet, wer sagt was." Und er sagte etwas: "Es gibt jetzt ein Wasserentnahmegesetz, und das hat ein Entnahmegeld von sechs Cent ans Land pro geförderte Kubikmeter Grundwasser zur Folge."
Der Wassercent soll zum Schutz der Gewässer investiert werden. Da die Stadtwerke selbst rund 850.000 Kubikmeter Grundwasser fördern, fallen allein dafür 51.000 Euro Mehrkosten an. Hinzu kommen die 765.000 Kubikmeter, die dazugekauft werden, und für die der Wassercent an die Stadtwerke weitergegeben wird. Die wollen womöglich aber von der Abgabe profitieren: "Wir müssen mal gucken, wo wir für den Rückfluss vielleicht ein schönes Renaturierungsprojekt finden", sagte Lothar Schaefer.
Und wie kann man sich die vermutlich im kommenden Jahr verkaufte Trinkwassermenge von mehr als 1,45 Millionen Kubikmeter vorstellen? Vielleicht so: Ein Kubikmeter sind 1000 Liter. Eine gute Kuh gibt im Jahr 7000 Liter Milch. Dann geben 200.000 Kühe im Jahr so viel Milch, wie die Wittlicher Trinkwasser verbrauchen.Und das nutzen sie bekanntlich nicht in erster Linie zum Trinken. Ob der Hahn zum Waschen oder für die Toilettenspülung geöffnet wird: Immer fließt Trinkwasser. Vielleicht deshalb erinnerte Rudolf Bollonia, Grüne, im Stadtrat daran: "Es gibt Regionen, wo es nicht viel Wasser gibt. Wir müssen dafür werben, sparsam mit dem Wasser umzugehen und nicht den Bürgersteig damit abzuspritzen."
Bürgermeister Joachim Rodenkirch bestätigte die Wichtigkeit dieser Ressource, sagte aber auch: "Wir werden keine Probleme haben. Es gibt Untersuchungen, die bei uns eine Mehrung im Grundwasserbereich prognostizieren."
Dann fällte der Stadtrat noch einen Beschluss, der für die Wittlicher wieder eine gute Nachricht bringt: Im Betriebszweig Abwasserbeseitigungseinrichtung bleiben die Gebühren stabil: 1,85 Euro je Kubikmeter Schmutzwasser, 0,24 Euro wiederkehrender Beitrag fürs Niederschlagswasser je Quadratmeter Abflussfläche und 9,96 Euro je Kubikmeter für Fäkalschlammbeseitigung. Extra: Trinkwasser

Die Stadtwerke Wittlich betreiben sechs Tiefbrunnen und haben fünf Speicheranlagen. Das Leitungsnetz ist 119 330 Meter lang und hat 4874 Hausanschlüsse. 849.210 Kubikmeter Wasser werden gefördert und rund 765.618 Kubikmeter vom Zweckverband Wasserversorgung Eifel Mosel dazugekauft. Insgesamt 1.451.000 Kubikmeter will man im kommenden Jahr für 2.181.650 Euro verkaufen. Davon zahlen bei einer geringeren Gebühr (1,31 Euro netto) die Großabnehmer 486.100 Euro als Sondererlöse für rund 370.000 Kubikmeter. Damit gehen an die Wittlicher Haushalte 1.081.000 Kubikmeter für eine Gebühr von 1,56 Euro netto. sos

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