Wittlichs Stärken liegen am Rande der Stadt

Wittlich · Großbetriebe mit vielen Beschäftigten und großflächiger Einzelhandel mit vielen Kunden liegen in Wittlich fern vom Zentrum. Auch Institutionen, die viele Menschen besuchen, machen durch ihre Lage aus Wittlich eine Art "Außenstadt". Eine stichprobenartige Übersicht zeigt das. Zu ändern ist diese Struktur zum Nachteil der Innenstadt kaum. Städte wie Bitburg haben das Problem nicht.

Wittlich. Wer geht in Wittlich wohin? Ein Blick auf die Lage der im Fachjargon genannten Frequenzbringer zeigt: Nicht das historische Herz städtischen Lebens, der Marktplatz und seine unmittelbare Umgebung, ist stärkstes Ziel der Menschen. Allein für Arbeit, Schule, Großeinkauf gilt: Außerhalb der ehemaligen Stadtmauern ist längst ein neues Wittlich entstanden.
Tausende pendeln zur Arbeit an den Stadtrand zu Großbetrieben wie Dunlop, Dr. Oetker & Co.. Rings um das historische Zentrum zieht auch der großflächige Einzelhandel wie etwa Bungert und bekannte Ketten in der Friedrich-, Justus-von-Liebig, Kurfürsten-, Gottfried-Daimler-, Schlossstraße und nicht zuletzt im Vitelliuspark Menschen an. Dasselbe gilt für die Schulen wie die beiden Gymnasien und Realschulen sowie die Berufsschule. Immerhin rund 4200 Schüler sind es laut Statistischem Landesamt (ohne die Grundschulen und den Wengerohrer Standort des Peter-Wust-Gymnasiums), die ihr täglicher Schulweg keineswegs über Marktplatz & Co. führt.
Selbst einer der stärksten Frequenzbringer, die Stadtbücherei mit 120 000 Besuchern im Jahr, liegt am Rand der Innenstadt, das Vitelliusbad mit durchschnittlich rund 100 000 Besuchern liegt komplett außerhalb.
Um diese strukturelle Besonderheit der Stadt zu verdeutlichen, hat der TV bei einigen Institutionen um Besucherzahlen gebeten.
Viel Betrieb herrscht hoch oben über Wittlich am Verbundkrankenhaus: Stationär waren dort im vergangenen Jahr 20 000 Patienten und ambulant etwa 25 000 in Behandlung, hinzu kommen 900 Mitarbeiter. Wie viele zu Besuch kommen, wird laut Sabine Zimmer, Öffentlichkeitsarbeit der Klinik, nicht erfasst: Käme ein Besucher auf jeden stationären Patienten, käme man auf 65 000 Menschen, die das St.-Elisabeth-Krankenhaus 2011 aufgesucht hätten, plus Mitarbeiter.
Auch Verwaltungssitze binden Mitarbeiter und Menschen. Laut Herbert Billen von der Verbandsgemeindeverwaltung Wittlich-Land besuchen deren Gebäude rund 80 Personen am Tag: "Bei 260 Arbeitstagen wären das 20 800". Die Lage des Verwaltungssitzes mit rund 70 Beschäftigten: Knapp außerhalb der alten Stadtbefestigung, gegenüber dem Türmchen, an der Kurfürstenstraße. Dorthin will die Stadtverwaltung nebst Stadtwerken mit zusammen 72 Mitarbeitern aus dem Stadthaus an der Schlossstraße ziehen. Wie viele Besucher es dort gibt, kann Pressesprecher Ulrich Jacoby nicht sagen. Weiterer Verwaltungssitz ist das Kreishaus in der Kurfürstenstraße am anderen Ende Wittlichs. Wie im Stadthaus werden dort Besucher nicht statistisch erfasst. "Eine kurzfristige Erhebung im August 2011 hat jedoch eine Tagesbesucherzahl von 228 an einem Mittwoch bis 373 an einem Donnerstag ergeben", teilt Pressesprecher Manuel Follmann auf TV-Nachfrage mit. Nimmt man 300 als Mittelwert an 250 geöffneten Tagen, käme man auf 75 000 Menschen, die jährlich zur Kreisverwaltung kommen. Aufsuchen muss auch manch einer das gegenüber gelegene Amtsgericht. Dessen Direktorin Ingrid Luther kann "allenfalls eine ganz grob geschätzte Zahl ohne jeden Richtigkeitsanspruch mitteilen" und schätzt sie auf 150 Personen täglich. Abzüglich Wochenende und Feiertage wären das rund 40 000 Menschen im Jahr.
Und wie sieht es im Zentrum aus? Ein Frequenzbringer ist neben der Post deren Nachbar, die ehemalige Kreissparkasse, heute Sparkasse Mittelmosel-Eifel-Mosel-Hunsrück. Laut Bettina Pellio, Vorstandssekretariat, kommen 1200 Besucher täglich zu deren SB-Geräten: Das wären 438 000 Menschen, plus rund 200 Kunden an jedem Werktag, die den direkten Service der Bankmitarbeiter nutzen.
Und welche Institutionen sind ansonsten mitten im Zentrum zu nennen? Wie viele Menschen die St. Markuskirche besuchen, weiß man nicht. Aber im einzigen Gebäude im Besitz der Stadt, dem Alten Rathaus am Marktplatz, wird gezählt. Laut Ulrich Jacoby, Pressesprecher, gab es dort im vergangenen Jahr insgesamt 2845 Besucher. In der Synagoge, stadtauswärts an der Himmeroder Straße waren es 1650.

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