Wo darf’s ein bisschen mehr, wo weniger sein? - Wittlichs Spielplätze im Fokus der Stadtpolitik

Wittlich. · Was ist das Non-Plus-Ultra der Spielgeräte? Laut Stadtratsunterlagen das Spielschiff. Kostenpunkt: 30?000 Euro. Das ist der Gegenwert von knapp zehn Karussells. Doch was macht Wittlichs Kinder wirklich froh? Damit beschäftigt sich der Stadtrat in seiner Sitzung nach der Sommerpause. Anlass ist ein von den Grünen beantragtes Spielplatzkonzept.

 Oft geht es um Spielzeug: Im Streit beginnen manche Kinder zu hauen oder zu beißen. Eltern sollten dann in jedem Fall eingreifen. Foto: Monika Skolimowska

Oft geht es um Spielzeug: Im Streit beginnen manche Kinder zu hauen oder zu beißen. Eltern sollten dann in jedem Fall eingreifen. Foto: Monika Skolimowska

Schon einmal was von der "Beschaffenheit des Fallschutzmaterials in Abhängigkeit zur Fallhöhe" gehört? Nein? Dabei geht es um eine Art Airbag für Kinder sozusagen, sprich den Boden, auf den sie vorschriftmäßig fallen können, wenn sie auf dem Spielplatz sind. Dieses Freizeitvergnügen ist nämlich in Deutschland genormt. In diesem Fall geht es um DIN EN 1177. Das kann man jetzt gleich auch wieder vergessen, wenn man nicht gerade Verwaltungsmitarbeiter oder Stadtrat ist. Denn wenn man als solcher seine Hausaufgaben für die kommende Sitzung nach der Sommerpause macht, macht man auch unweigerlich Bekanntschaft mit den deutschen Spielplatznormen. Ohne die: kein Spielplatz!

26 Stück davon gibt es aktuell in Wittlich und seinen Stadtteilen. Wie sind die ausgestattet? Wo liegen sie überhaupt und wie werden sie genutzt?

Darüber hat die Fraktion der Grünen einen Überblick gewünscht. Der liegt nun vor. Ziel ist dabei ein langfristiges Konzept, mit dem unter anderem das Angebot verbessert werden soll. Allerdings sollen im Gegenzug auch weniger attraktive Plätze verschwinden. Immerhin kosten die Anlagen mit Rutsche, Schaukel, Karussell und Co. Geld, denn sie müssen gepflegt werden. Rund 150. 000 Euro gibt Wittlich jährlich allein für den Erhalt des Status quo aus. Und, so steht es in einer Übersicht der Verwaltung zum Thema: "Für die komplette Neugestaltung eines Spielplatzes wären Baukosten in Höhe von 65. 000 Euro pro Spielplatz zuzüglich Baunebenkosten anzusetzen."

Es gibt Ausnahmen. Und die dürfen dann sogar noch mehr kosten: Für die Umgestaltung des Spielplatzes "Am Stadtpark" direkt an der Lieserbrücke kalkuliert man derzeit mit rund 100. 000 Euro plus Baunebenkosten. Dort sollen Rommelsbach und Lieser zu Wasser- und Sandspiel einladen. Ziel ist ein besonders attraktives Gelände mitten in Wittlich, das "den Anforderungen eines Abenteuer-, Wasser- beziehungsweise Themenspielplatzes entspricht", so das Fazit aus Sicht der Stadtverwaltung, die für die kommende Sitzung den Räten ebenfalls zum Nachdenken vorgibt: "Nach Ansicht der Stadtverwaltung könnten bei einem eventuell beabsichtigten Rückbau drei Spielplätze zur Diskussion gestellt werden." Für diesen ausdrücklich "eventuellen" Rückbau sind gelistet: Bergweilerweg, Boxtelstraße, Akazienstraße. Es wird aber auch daran erinnert, dass man bereits vor zwölf Jahren überlegt hatte, welche Anlagen womöglich entbehrlich seien, was zu Anliegerprotesten geführt hatte.

Wie es nun weiter geht, hat der Stadtrat zu entscheiden. Wer sich für die Thematik interessiert, kann sich in der öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 15. September, 18 Uhr in der ehemaligen Synagoge aus erster Hand informieren. Im Gremium hat die CDU 14 Sitze, die SPD acht, die Grüne haben vier, die FWG hat drei Sitze, die FDP zwei Sitze und die Linke einen Sitz. In der Samstagsausgabe stand irrtümlich, die FDP habe drei Sitze. Wir bitten um Entschuldigung.

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