Wo das Feuer wütete, ziert heute wieder Fachwerk den Marktplatz

Der 2. September 1835 versetzte ganz Zeltingen in große Aufregung: Zahlreiche Häuser standen in Flammen. Die Bernkasteler Feuerlöschspritze wurde sogar zu Fuß sechs Kilometer weit herangeschleppt.

 Diese vier Zeltinger genießen das historische Ambiente des Marktplatzes. Beim großen Brand von 1835 wurde er dank der Hilfe vieler Menschen – auch aus den Nachbarorten – von den Flammen verschont. TV-Foto: Erich Gerten

Diese vier Zeltinger genießen das historische Ambiente des Marktplatzes. Beim großen Brand von 1835 wurde er dank der Hilfe vieler Menschen – auch aus den Nachbarorten – von den Flammen verschont. TV-Foto: Erich Gerten

Zeltingen. (ger) Menschen aus allen Nachbardörfern halfen im September 1835 mit, damit ein Großbrand in Zeltingen nicht auf das ganze Dorf übergriff. 14 Wohnhäuser sowie elf Kelterhäuser und Stallungen standen in Flammen. 15 Bernkasteler Männer zogen in der Nacht auf den 3. September 1835 von Hand die städtische Feuerlöschspritze von Bernkastel bis nach Zeltingen. Sie halfen den dortigen Bewohnern beim Löschen eines Brandes, der in kurzer Zeit die vielen Gebäude ergriffen hatte.

Zeltingen stand Kopf und wusste nicht, wo mit dem Löschen angefangen werden sollte. Seinerzeit gab es keine Feuerwehren; die Menschen standen in einer Reihe und reichten Wassereimer von der Mosel bis zu den Brandstätten. Daher werden sie erfreut gewesen sein, als die Bernkasteler Männer unter Leitung des Apothekers Stöck, dessen Vorname wie der vieler anderer Beteiligter nicht überliefert ist, mit der Wasserspritze ankamen. Dem Amtsblatt der Bezirksregierung von Trier vom 14. September 1835 kann entnommen werden, warum die Bernkasteler die Spritze den sechs Kilometer weiten Weg zu Fuß schleppen mussten. Sie wurde vom Apotheker Stöck "aus Mangel an Pferden" zusammen mit 14 Bernkasteler Einwohnern "eigenhändig nach Zeltingen" gezogen, "wo dieselbe von diesen mit größtem Erfolg die ganze Nacht hindurch bedient wurde."

Der schnellen Hilfe aus der ganzen Umgebung sei es zu verdanken, dass der Brand nicht auf das ganze Dorf übergegriffen habe. Denn viele Menschen aus allen Nachbarorten eilten ebenso zu Hilfe wie die im Herbstmanöver in Zeltingen "cantonnirten" Soldaten des 29. Königlichen Infanterie-Regimentes. Die Bezirksregierung verteilte Geldprämien als Dank für die Unterstützung "beim Löschen an den gefährlichen Stellen" an die Tagelöhner Jacob Oster und J. A. Schaaf aus Ürzig, den Schlosserlehrling R. Rapedius aus Bernkastel, den Zimmermann C. Theobald aus Graach und Catharina Haubs aus Wehlen. Aus Ürzig, Rachtig, Wehlen, Graach, Bernkastel, Mülheim, Lieser und Noviand eilten weitere Menschen herbei, um beim Löschen zu helfen. Das Kommando bei den Löscharbeiten hatten die Bürgermeister Fuchs aus Ürzig und Ebentheurer aus Mülheim zusammen mit den Pfarrern aus Rachtig, Wehlen und Noviand übernommen. Beteiligt war auch der berittene Gendarm Sör aus Bernkastel.

Leider musste das Amtsblatt auch von zwei Toten künden, die der Brand gefordert hatte. Trost für sechs Menschen, deren Gebäude abbrannten: Die Brandversicherung zahlte den Schaden. Die meisten anderen aber waren nicht versichert. Das Amtsblatt gibt keine Hinweise, wo genau der Brand die 14 Häuser vernichtete. Nach Meinung von Zeltingens Heimatforscher Karlheinz Moseler waren es Häuser in der Kurfürstenstraße bis zur Bergstraße.

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