Wo das Manderscheider Burgfräulein regiert

Manderscheid · Fünf Monate lag die Manderscheider Niederburg im Winterschlaf. Jetzt richtet Katharina Bohr-Steffens das Kleinod für die 50 000 bis 70 000 Besucher her, die dort jedes Jahr die Stufen erklimmen, die ins Mittelalter führen. Am 1. April startet die Saison.

Manderscheid. Der erste Cappuccino am Morgen ist der schönste. Nicht am Bett, nicht in der Küche. Im Burghof. Wenn Katharina Bohr-Steffens dort auf der Mauer sitzt, liebt sie ihr Zuhause jeden Tag von Neuem. "Der schönste Platz auf der Welt", sagt ihre Tochter Sarah. Da widerspricht sie nicht.
Seit acht Monaten ist Bohr-Steffens die Herrin über die Niederburg. Auch in dieser neuen Rolle schlüpft sie gern in das Kostüm des Burgfräuleins, um den Besuchern das mittelalterliche Leben auf der Burg näherzubringen. Burgpächterin zu sein, das bedeutet für die fröhliche Eifelerin mit dem wilden Lockenkopf: morgens um 5 Uhr aufstehen und Kuchen backen, alles für die Besucher herrichten, um 10.30 Uhr das Burgtor aufschließen und bis zum Abend den Laden und Führungen betreuen. Und das sieben Tage die Woche, zumindest im Juli und August. Ohne die Hilfe ihres Partners und der Familie wäre das nicht möglich.
Von der Bank zur Burg


Doch genau so fühlt die 50-Jährige sich wohl. "Wenn\'s richtig rundgeht, ist das herrlich!" Den Trubel ist sie gewöhnt. Architektur liebte sie schon immer, doch das Studium gab sie auf und machte eine Ausbildung zum Bauzeichner. Dann führte sie die Bäckerei ihres Mannes in Gillenfeld - wovon noch heute ihre Besucher profitieren. Da das Kaufmännische ihr lag, ließ sie sich zur Bankkauffrau ausbilden und wechselte 1999 zu einer luxemburgischen Bank. Lange Arbeitstage waren damals an der Tagesordnung.
So wie jetzt. Zumindest im Sommer. Im August hat Bohr-Steffens den Neustart gewagt und die Niederburg gepachtet. Schon seit acht Jahren wohnt sie an der Turnierwiese, also im Haus gleich gegenüber dem Tor zur Niederburg, die jetzt auch ihr Arbeitsplatz ist. In diesen Tagen, wenn die Burg aus dem Winterschlaf erwacht, muss sie Schaufel und Pinsel in die Hand nehmen: Die Grünanlagen müssen geharkt, die Bänke neu gestrichen und der Burgladen geputzt werden. Aus den Mauern sind wegen des Frosts einige Steine herausgebrochen, darum kümmert sich die Verbandsgemeinde.
Im Sommer täglich offene Tore


Schließlich kommen in dieser Woche die ersten Schüler zur Nachtführung, und am Sonntag, 1. April, öffnet die Burg nach fünf Monaten Pause wieder täglich ihre Pforten. Nur den Dienstag gönnt sich Bohr-Steffens als Ruhetag - außer im Juli und August. Der Monat, in dem das Burgenfest ihre Aufmerksamkeit verlangt. Zuvor, an Pfingsten, belagert die Gruppe Anno 1250 das Gemäuer, zwischendrin sind Hochzeiten, Jahrgangstreffen und andere Feiern zu bewirten.
Gerne würde die gebürtige Karlerin noch mehr Veranstaltungen auf die Beine stellen, doch dazu fehle ein größerer, überdachter Raum auf dem Gelände. Zu groß sei derzeit das Risiko mit dem Wetter.
Ein neues Gebäude aber wäre teuer, "vielleicht könnte man es mit einem Freundeskreis der Burg realisieren", überlegt Bohr-Steffens. Die Burg selbst gehört dem Eifelverein.
Ja, im Winter reift eben so manche Idee, wenn eine Frau mit so viel Energie sich Ruhe gönnen muss. Aber das ist ja bald vorbei. Endlich.
Geöffnet ist die Burg Mittwoch bis Montag ab 10.30 Uhr. Um 17 Uhr ist der letzte Einlass.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.niederburg-in-manderscheid.de

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