Wo der Drepsdrelles auf den Schäpkuche trifft

Von Gonzerath bis Abentheuer · Egal ob Hejel, Ääschatsche oder giggele: Das Platt ist in den Dörfern des Hunsrücks noch lebendig. Für den Volksfreund haben die Leser ihre Lieblingsausdrücke und -sprüche ausgepackt.

Von Gonzerath bis Abentheuer. "Ich freue mich immer, wenn ich mit meinen Kindern telefoniere und wir uns in schönstem Hunsrücker Platt unterhalten können", schreibt uns Gertrud Gorges aus Gonzerath und schickt gleich eine ganze Liste an Dialekt-Lieblingswörtern. Bei Boxe striele, Hejel, gemeiert, Drepsdrelles und Kejert fällt die Entscheidung für einen Ausdruck tatsächlich schwer.
Ihre Bedeutung? Ausbürsten, Narr, standesamtlich geheiratet, Tollpatsch und ein Mensch, der nie genug bekommt. In Gonzerath werde überwiegend Dialekt gesprochen, nur die meisten Kinder würden es nicht mehr lernen, sagt Gorges. "Meine Kinder, die zum Teil schon 30 Jahre von zu Hause weg sind, haben es aber nie verlernt."
Unserem Leseraufruf zum Thema Dialekt ist auch Wilma Schmidt aus Thalfang gefolgt. Die 87-Jährige hat ihre Lebenserinnerungen zum "Bauernjahr in der Mark Thalfang - wie es früher einmal war" in einem kleinen Büchlein niedergeschrieben, das bei den Touristinfos Thalfang und Morbach zu haben ist. Darin dürfen auch mehrere Ausdrücke auf Platt nicht fehlen wie: "Ou de hott jo Loftlächer en de Stremp, de hott bestämbt Schwäßfüß."
Von den Hunsrückhöhen der Verbandsgemeinden Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues haben sich ebenfalls Leser gemeldet. "In Irmenach (Ärmenach) und Beuren (Bäire) sowie im Kirchspiel Kleinich (Kerchbel Klänich) wärd noch Hunsregger Platt geschwätzt", schreibt Manfred Röder aus Irmenach. Schäpkuche ist sein liebstes Dialektwort für Reibekuchen. Das Lieblingswort von Andreas Weber aus Kleinich ist dagegen giggele, weil es den Ausdruck für kichern auch im Englischen mit der gleichen Bedeutung gebe.
Für das gesamte Kirchspiel Kleinich hat der Heimat- und Verkehrsverein bereits 1985 eine Schrift zum Kirchspiels Platt herausgegeben. Darauf macht der Vereinsvorsitzende Friedhorst Kirst aufmerksam. Vom Ääschatsche, dem Eichhörnchen, bis zum Säärel (Hühnerstall) reichen die Wörter, die Julius Wedertz mit Unterstützung mehrerer Bewohner aus den neun Ortsteilen des Kirchspiels Kleinich zusammengetragen hat.
"Außerdem wurden Redensarten, Flüche und Schimpfworte sowie Kinderreime und Sprüche gesammelt", sagt Kirst. "Enfäll wie ald Hous honn" sagen die Menschen dort über seltsame Einfälle, und wenn ein Gegenstand mit enormer Kraftanstrengung bewegt wird, heben sie eine Geiß herum: "Met Gewalt heft en Gäs eremm." Im Fundus ebenfalls nicht fehlen dürfen Kinderreime zu Neujahr, Fastnacht oder Ostern. Dann heißt es: Die Modda färefd die Aja, de Vadda lääd se en\'t Gras. Dann mäne die domme Kenna, et wäa de Osdahaas.
Eine Internetseite komplett auf Hunsrücker Platt gebe es dagegen im Örtchen Abentheuer (Kreis Birkenfeld), schreibt uns Leser Kurt Stumm aus Kleinich. Unter www.die-hedd.de findet sich alles "wadd ma se wesse braischd von da Gemähn, de Vaeine orra wadd die Zeirrong schreibd" bis hin zu paa Esse wie Grombierwurschd on Sauakraud und einem Lexikon von aale (faulenzen) bis zwiewele (ärgern). Die Einleitung bekommen Besucher sogar voageless. Für Kurt Stumm "ein guter Anfang, dem es nachzueifern gilt".Extra

Einige Orte, Verbandsgemeinden und Kreise in der Region Trier haben ihre Mundart auf CD als Hörbuch festgehalten. Darauf weist Alfons Spang aus Hetzerath hin. Die Eefeler Sproch, das Wettlija Platt, Mundart aus dem Ruwertal und Trierisch wurden so beispielsweise erhalten. hsc

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