Wo der Wein mit Füßen getreten wird

Erden · Dass der Weinbau an der Mosel auf römischen Ursprung zurückgeht, belegen die Kelteranlagen, die man in den besten Weinlagen findet. Denn schon die Römer hatten erkannt, in welchen Bereichen die Reben optimale Wachstumsbedingungen vorfinden. Der TV stellt in einer Serie zur Ferienzeit vier Kelteranlagen vor. Den Anfang macht Erden.

 In der berühmten Weinlage „Erdener Treppchen“ liegt die römische Kelteranlage. TV-Foto: Marita Blahak

In der berühmten Weinlage „Erdener Treppchen“ liegt die römische Kelteranlage. TV-Foto: Marita Blahak

 Im Gastraum der Kelteranlage lässt sich auch gediegen feiern. Hier stoßen die Freunde Anouschka und Roland Klink, Uschi Ehses und Nicole Löwen an. TV-Foto: Archiv/ Marita Blahak

Im Gastraum der Kelteranlage lässt sich auch gediegen feiern. Hier stoßen die Freunde Anouschka und Roland Klink, Uschi Ehses und Nicole Löwen an. TV-Foto: Archiv/ Marita Blahak

Erden. Wer auf dem Moselradweg an der Weinlage "Erdener Treppchen" vorbeifährt, kann sie gut erkennen - die umfangreiche römische Kelteranlage. Sei wurde 1992 im Rahmen der Flurbereinigung in dieser steilen Südlage durch Karl-Josef Gilles vom Landesmuseum in Trier freigelegt.
Offensichtlich schätzten schon die Römer den Wein vom "Monte Ardinigio" (Erdener Berg). Davon zeugen zwei Kelteranlagen, die sie am Fuße des Erdener Treppchens errichteten, um dann den Wein per Schiff auf der Mosel transportieren zu können.
1993 wurde das Kelterhaus ausgegraben. Die Anlage in einer Größe von 38 mal 16 Metern stammt aus der Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus. Sie ist die bisher besterhaltene Anlage ihrer Art. Neben dem Fischgrät-Mauerwerk und Originalhöhen von über drei Metern brachte die Ausgrabung viele, zum Teil neue Nachweise des Lebens und Arbeitens während und nach der Römerzeit zum Vorschein. Etwa die Arbeit mit Entsäuerungskalk zur Säureminderung bei der Weinbereitung. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts wurden größere Umbauten vorgenommen. So wurde aus Ziegelresten ein großer Backofen angelegt. Nach der Zerstörung durch einfallende Germanen dienten die Mauerreste im 7. Jahrhundert als Umfriedung für mehrere Körpergräber, wovon eines nacheinander viermal belegt wurde.
Beim Bau eines Parkplatzes 1998 kam nahe der ersten Kelteranlage eine zweite zum Vorschein. Sie ist rund 100 Jahre älter und ist zurzeit der älteste Nachweis römischen Weinbaus an der Mosel. Zum Erhalt dieser Anlage wurde ein Konzept entwickelt, das eine private Finanzierung vorsieht. Im Bremer Ratskeller, älteste und renommierteste Weinhandlung in Deutschland, hatte die Gemeinde Erden einen Sponsor gewonnen. Für den Zeitraum von zehn Erntejahren wird der Wein aus dem Kelteranlagen-Weinberg in Bremen vermarktet und daraus die Sanierung und Überdachung finanziert.
Ein moderner Gastraum mit Küche und Sanitäranlage für Feiern jeder Art liegt direkt im historischen Kelterhaus mit herrlichem Ausblick auf die Mosel. Er bietet Platz für rund 60 Personen. Die jährliche Weinpräsentation von Winzern umliegender Ortschaften am 1. Mai lockt immer wieder viele Weinfreunde an diese geschichts trächtige Stätte.
Die Kelteranlage ist in Trägerschaft des "Fördervereins Römerkelter Erden".

Wer die Anlage besichtigen will, wende sich an das Verkehrsbüro Erden, Hauptstraße 72, Telefon 06532/933912, E-Mail: info@erden.de, oder an Stefan Justen vom Römerkelterverein unter der Telefonnummer 06532/2267. An der Kelteranlage steht ein großer Parkplatz zur Verfügung.
Das Wort Kelter geht zurück auf das lateinische Wort "calcatorium/calcare". Dies bedeutet "Fußtretung/mit den Füßen treten". In den Becken der Kelteranlagen pressten früher die Römer die Weintrauben mit den nackten Füßen. Heute übernehmen diese Arbeit hochmoderne Maschinen. Nur ab und zu steigen bei Kelterfesten wackere Männer noch heute in die Becken, um sich dieser alten Arbeitsweise zur Freude der Zuschauer hinzugeben. mbl

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