Wo eine alte Uniform Geschichte erzählt

Merscheid · Zur 800-Jahr-Feier des Ortes Merscheid hat der dortige Heimatverein eine Ausstellung organisiert, die die Geschichte des Dorfes von der Keltenzeit bis zur Gegenwart erzählt. Insgesamt zeigen 37 Stellwände bis zum 28. Juni die bedeutenden Ereignisse in der Welt - und in Merscheid.

 Bürger von Merscheid und auch ehemalige Merscheider haben viele Ausstellungsstücke zur Verfügung gestellt, darunter Uniformen, Tabakdosen, eine alte Schulbank und einen vergoldeten Becher. TV-Fotos (2): Hans-Peter Linz

Bürger von Merscheid und auch ehemalige Merscheider haben viele Ausstellungsstücke zur Verfügung gestellt, darunter Uniformen, Tabakdosen, eine alte Schulbank und einen vergoldeten Becher. TV-Fotos (2): Hans-Peter Linz

Foto: (m_huns )

Vor mehr als 50 Jahren ist Merscheid knapp an einer Katastrophe vorbeigeschliddert: 1954 stürzte ein Sabre-F-100-Kampfjet der amerikanischen Luftwaffe auf einem Acker in der Nähe des Ortes ab. Der Pilot überlebte den Absturz, weil er rechtzeitig mit dem Fallschirm aussteigen konnte. Das ist nur eine der vielen Informationen, die eine umfangreiche Ausstellung des Merscheider Heimatvereins bietet.

Ehrenamtliches Engagement: Zur 800-Jahr-Feier des Ortes (13. bis 15. Juni) veranschaulicht die Ausstellung im Bürgerhaus bis zum 28. Juni mit 37 Stellwänden und weiteren zwölf Vitrinen die Geschichte des Ortes. "Wir konnten die Stellwände für einen günstigen Preis mieten", sagt Werner Künzer vom Heimatverein. Die Stellwände waren der grundlegende Baustein der Ausstellung. Dazu gehörte aber auch ein hohes ehrenamtliches Engagement."Es haben sich viele Merscheider und ehemalige Merscheider gemeldet und uns Ausstellungsstücke ausgeliehen", erzählt Künzer.

Übersichtliche Schauwände: Zu den Ausstellungsstücken zählen ein Original-Hochzeitsanzug aus den 1920er Jahren, Petroleumlampen, Tabakdosen, Schulbänke, ein alter Fotoapparat, mit dem ein Merscheider im Zweiten Weltkrieg fotografiert hat, ein vergoldeter Kelch aus der Pfarrkirche, der aus dem späten Mittelalter stammt und viele weitere Stücke.
Auf den übersichtlich angeordneten Schauwänden wird die Geschichte anhand eines Zeitstrahls erzählt. Angefangen bei der keltischen über die römische Zeit führt die Ausstellung über die Reformen während der französischen Besatzung 1792-1814, der anschließenden Preußenzeit vor und nach der Reichsgründung 1871, den Weltkriegen, der Währungsreform bis zur Europäischen Union. Auf einer großen Landkarte wird zum Beispiel gezeigt, in welchen Orten Merscheider in den beiden Weltkriegen gefallen sind. Diese sind, soweit bekannt, namentlich erwähnt.

Auswanderung nach USA: Eine weitere Tafel behandelt das Thema Auswanderung. Sie zeigt, dass bis auf eine Familie, die nach Südamerika auswanderte, alle anderen Merscheider in die USA gingen. Die Schautafeln sind dazu in einem Kreis angeordnet. Sie wurden von Ludwig Nellinger verfasst.

Dr. Friedrich Thinnes: In der Mitte dieses Kreises gibt es wiederum einen zusätzlichen Schwerpunkt: das Leben des bislang wenig bekannten gebürtigen Merscheiders Dr. Friedrich Thinnes (1790-1860). Er hat sich als Bauernsohn hochgearbeitet bis zur Stelle des Domkapitulars von Speyer. Er war zudem Dompfarrer von Eichstätt, Dompropst von Würzburg und Abgeordneter des bayerischen Landtages sowie Mitglied der Deutschen Nationalversammlung 1848/49 (Paulskirchen-Parlament). Thinnes setzte sich in seinen Reden häufig mit sozialpolitischen und wirtschaftlichen Themen auseinander. Er galt als moderner Parlamentarier, der sich für Reformen zum Wohle der Allgemeinheit einsetzen wollte.

Videopräsentation: Die Ausstellung sortiert die Geschichte Merscheids auf anschauliche Weise in die Geschichte Deutschlands und der Welt ein. Eine Videopräsentation mit Bildern aus 75 Jahren Merscheider Vereinsgeschichte rundet die Ausstellung ab.

Die Ausstellung im Bürgersaal ist geöffnet bis zum 28. Juni jeden Sonn- und Feiertag sowie am gesamten Wochenende während der 800-Jahrfeier von 11 bis 18 Uhr. Auch am heutigen Feiertag, 4. Juni, ist die Ausstellung geöffnet. Zusätzliche Termine können für Gruppen ab zehn Personen und Schulklassen telefonisch vereinbart werden. Anmeldung unter Telefon 06533/2225.

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