Geschichte Wo einst Sinti und Roma lagerten

Malborn/Dhronecken  · Woher hat die Zigeunerbrücke ihren Namen, die zwischen Dhronecken und Geisfeld liegt? So mancher Einheimischer erinnert sich.

 Die sogenannte Zigeunerbrücke liegt im Tal bei Dhronecken.

Die sogenannte Zigeunerbrücke liegt im Tal bei Dhronecken.

Foto: Christoph Strouvelle

Wer in Malborn, Dhronecken oder Geisfeld den Namen Zigeunerbrücke hört, der weiß sofort, welches Bauwerk gemeint ist. So wird im Volksmund eine rund 15 Meter lange Unterführung auf Malborner Gemarkung unter der Bahnlinie zwischen Dhronecken und Geisfeld genannt. Sie liegt an   einem Feldweg gegenüber der Kläranlage im Tal bei Dhronecken. „Die sind jedes Jahr gekommen“, weiß der Malborner Bernd Kimmling aus Erzählungen über das fahrende Volk, von dem der kleine Tunnel seinen Namen hat.

Denn die Unterführung sei für die Zwecke der Reisenden günstig gewesen. Unter der Brücke hätten sie auch bei schlechtem Wetter Feuer machen können. Und aus dem neben der Unterführung verlaufenden Speicherbach hätten sie Wasser entnommen. Zudem sei dort Platz gewesen, um drei, vier Wagen abzustellen. Pro Wagen seien es fünf bis sieben Personen gewesen. Die Lage der Sinti und Roma, die damals pauschal „Zigeuner“ genannt wurden, sei oft prekär gewesen, sagt der ehemalige Malborner Lehrer Kurt Bach. „Manche Bürgermeister haben sie geduldet, manche haben sie verjagt.“ Die Abgelegenheit der Zigeunerbrücke habe den fahrenden Menschen an diesem Platz geholfen. „Bis man gemerkt hatte, dass wieder welche dort lagern, waren sie schon wieder weg“, sagt er.

Theo Palm, Ortsbürgermeister von Geisfeld, kann sich noch persönlich gut an die Fahrenden erinnern, die vom Ende der 1950er Jahre an bis in die 1960er Jahre hinein an der Zigeunerbrücke Station gemacht hatten. „Erst waren es immer zwei, drei Pferdewagen, später dann Campingwagen“, sagt er.

Sowohl im Sommer als auch im Winter lagerten dort Sinti und Roma, erinnert er sich. „Die eine Seite haben sie zum Schutz mit Pferdedecken zugehängt“, so Palm weiter. Die reisenden Frauen kamen oft ins Dorf  und fragten nach Heu und Stroh für ihre Tiere.

Und manchmal hätten die Sinti und Roma auch akrobatische Übungen vorgeführt, um Spenden zu sammeln. Übungen mit Affen und Bären gab es zwar auch, aber nicht vom fahrenden Volk. Diese seien von einem Wanderzirkus abgehalten worden und hätten mit den Sinti und Roma nichts zu tun gehabt.

Einmal sei ein Neugeborenes  in der Geisfelder Kirche getauft worden, sagt Palm. „Der Pastor hatte damals einen Einheimischen gebeten, als Taufpate zu fungieren“, erinnert er sich.

Bei der einheimischen Bevölkerung seien die Sinti und Roma ursprünglich nicht beliebt gewesen. Angst habe er damals auch als Sechsjähriger nicht  gehabt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort