Wo im Lunapark die Kugel rollt

Wittlich-Dorf · Serie zu Wittlichs Stadtteilen: Dorfs Ortsvorsteher sagt, was junge Familie schätzen und ihnen geboten wird.

 Geschichte als Fest fürs ganze Dorf: Sophia, Laurens, Henri, Amelie, Bennet und Luis (von links) fahren auf dem historischen Wagen. TV-Foto: Archiv/Christina Bents

Geschichte als Fest fürs ganze Dorf: Sophia, Laurens, Henri, Amelie, Bennet und Luis (von links) fahren auf dem historischen Wagen. TV-Foto: Archiv/Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Wittlich-Dorf Einst selbstständige Dörfer, seit 1969 durch Eingemeindung Stadtteile Wittlichs, haben sich Wengerohr, Bombogen, Lüxem, Neuerburg und Dorf doch ihre Besonderheiten erhalten. Der TV hat den Ortsvorstehern identische Fragen gestellt und druckt die Antworten nun in Form einer kleinen Serie. Beim kleinsten Stadtteil Dorf, das alle zwei Jahre ein großes historisches Fest auf die Beine stellt, sind Ortsvorsteher Holger Freund intakte Nachbarschaften und konkret die Themen Wassertretbecken und Bolzplatz ein Anliegen. Welche Entwicklungen in Ihrem Stadtteil halten Sie aktuell für besonders bemerkenswert? Freund: Die erhöhte Nachfrage nach Wohnraum beziehungsweise Baugrundstücken. Vor allem junge Familien würden sich gerne in Dorf eine neue Heimat suchen. Vielen ist mit Sicherheit der Freiraum ums Haus wichtig und auch die Naherholung in Wald und Flur dürfte ein Aspekt sein. Geschätzt wird auch die Nähe zu Wittlich als Arbeits- und Einkaufsort. Die demografische Entwicklungen macht ja auch vor Wittlichs Stadtteilen nicht Halt, jedoch bleiben sie interessante Wohnorte für viele: Wir können Sie darauf reagieren - Wo haben Sie eventuell noch Kapazitäten in welcher Größe oder inwieweit sind Sie an örtliche Grenzen des Wachstums angelangt?Freund: Die letzten freien bebaubaren Parzellen im Ort sind leider in privaten Händen, sodass eine Vermarktung dieser Flächen nicht einfach ist, da diese in naher oder ferner Zukunft von den Eigentümern wohl selbst bebaut werden. Es gibt jedoch auch aus dem Ortsbeirat heraus Ansätze, neue Wohnbaugebiete zu entwickeln. Der Flächennutzungsplan sieht noch Kapazitäten in südlicher Ortsrandlage zur Entwicklung von Neubaugebieten vor. Zuhause alt werden ist ebenfalls ein Thema: Was glauben Sie, hat Ihr Ort im Hinblick auf diese Thematik Besonderes zu bieten?Freund: Wir haben keine Einrichtungen, welche auch für ältere Mitmenschen von Nutzen wären. Allerdings bieten dörfliche Strukturen eine gute und intakte Nachbarschaft und kümmernde Familien, welche sicherlich den Senioren gerne helfen, ein Leben in den eigenen vier Wänden bis ins hohe Alter führen zu können. Und für die Zukunft ist die Jugend wichtig: Was kann in Ihrem Stadtteil noch für junge Menschen geboten werden?Freund: Den Kindern und Jugendlichen stehen in Dorf ein kleinerer und ein größerer Spielplatz, ein Bolzplatz sowie ein Jugendraum zur Verfügung. Interessierte besuchen die Jugendabteilungen der umliegenden Musik- und Sportvereine und engagieren sich in der Jugendfeuerwehr. Es leben über 130 junge Menschen zwischen 0 und 18 Jahren in unserem Stadtteil, der Anteil der Jugendlichen beträgt etwa 30 Personen. Was steht in unmittelbarer Zukunft an nennenswerten Projekten noch an?Freund: Die Reaktivierung des Wassertretbeckens, welche schon seit vielen Jahren im Fokus von Bürgern und Ortsbeirat ist. Die Instandsetzung und Herrichtung soll durch die Stadtverwaltung realisiert werden. Vielen ist die Fertigstellung ein Anliegen, sodass sich eine große Zahl Freiwilliger bereit erklärt hat, das Projekt zu unterstützen und sich an der Pflege beteiligen zu wollen. Welche ehrenamtlichen Aktionen und Engagements zeichnen Ihren Stadtteil besonders aus?Freund: Hier ist sicherlich die Arbeit in den örtlichen Vereinen erwähnenswert, da diese einen wesentlichen Beitrag zur Belebung beitragen. Mitunter können sich Interessierte im Tanztreff, Tischtennis- oder Männergesangverein entfalten, oder in Theaterauftritten des Karnevalvereins im Rampenlicht stehen. Auch beim Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr, die seit einigen Jahren zur Einheit 3 mit Neuerburg zusammengeführt wurde, kann man sich zum Allgemeinwohl engagieren. Ein Höhepunkt ist das zweijährlich stattfindende Historische Dorffest. Es ist ein Zeichen guter Vereinsarbeit und bedeutsam für den Gemeinschaftsgeist im Ort. Welches Ärgernis gibt es noch aus Ihrer Sicht, welches leider nicht - oder doch - behoben werden kann?Freund: Verfolgt wird seit längerem eine Instandsetzung des Bolzplatzes nebst Gerätschaften. Die Platzbeschaffenheit bedarf einer Bearbeitung, und die Ballfangzäune sind teilweise beschädigt. Leider verzögert sich die versprochene Instandsetzung von Jahr zu Jahr. Inwieweit sind Sie eigentlich von der Flüchtlingsthematik betroffen?Freund: Bis vor kurzem war noch eine aus Syrien geflüchtete Familie in Dorf wohnhaft. Diese waren gegenüber ihren neuen Nachbarn sehr nett und gastfreundlich. Leider mussten sie aus Kostengründen in eine kleinere Wohnung in einen anderen Stadtteil ziehen, auch wenn sie gerne noch in Dorf wohnhaft geblieben wären. Man stelle sich vor, Sie können sich etwas für Ihren Stadtteil wünschen, es darf auch unrealistisch sein. Was wäre es denn?Freund: Lieber mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen bleiben und schauen, dass man die Dinge erhält, die man bereits geschaffen hat.Es gibt ja immer unendliche Geschichten, also Projekte, die seit Jahren geplant sind, aber einfach nicht in die Gänge kommen: Was wäre da für Dorf zu nennen?Freund: Hier wäre allen voran das Wassertretbecken zu nennen. Mit diesem Thema haben sich schon die ehemaligen Ortsbeiräte in den vergangenen Jahren auseinandergesetzt und auf eine Realisierung des Projektes gedrängt.Bitte vervollständigen Sie die Sätze: ,Ich lade gerne mal die sogenannten Urwittlicher in meinen Stadtteil ein,…Freund: … zum Boule spielen in den Lunapark zu kommen, weil hier immer wieder Jung und Alt ein paar schöne Stunden gemeinsam verbringen.Und: ,An Wittlich finden wir gut,…Freund: …dass dort die vielen Dinge des täglichen Bedarfs zu finden sind.Interview Holger Freund DER STADTTEIL DORF

Extra

Der 952 erstmals urkundlich als Villera erwähnte Ort feierte seine Geschichte: Aus dem Jubiläumsfest 2002 zum 1050-jährigen Bestehen ist eine wiederkehrende Großveranstaltung rund um das Vereinshaus mit Backhaus, Grillhütte und Jugendhaus geworden. Laut Statistik zählt man rund 610 Einwohner. Ortsvorsteher Holger Freund (SPD) hat die Nachfolge von seinem Parteikollegen Thomas Simon angetreten. Er ist Jahrgang 1981, KFZ-Techniker-Meister und der Jüngste aller Wittlicher Ortsvorsteher.

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