Wo kriege ich hier einen Fahrschein?

TRABEN-TRARBACH. Schlechte Karten hat, wer ab Traben-Trarbach mit dem Zug verreisen möchte: Fahrscheine sind im Städtchen nirgends erhältlich. Es gibt weder einen Automaten, noch können in den beiden Reisebüros Bahnfahrkarten erworben werden.

"Ich habe dafür keine Lizenz", sagt Gudrun Hilgers vom Reisebüro Mittelmosel, die Bahnkunden an ihren Kollegen Werner Ritz verweist, der in seinem Reisezentrum im Bahnhof Bullay Fahrscheine verkauft. Viele Traben-Trarbacher machen notgedrungen davon Gebrauch: Sie erwerben einige Tage vor Reiseantritt den Fahrschein in Bullay und nehmen 5,60 Euro für Hin- und Rückfahrt in Kauf. Werner Ritz eröffnete seine Reisebüro-Filiale, als die Bahn vor zweieinhalb Jahren den Schalter in Bullay schloss. "Zum Verkauf von Fahrkarten und damit hier im Bahnhof etwas ist", sagt Ritz, der den Reisenden zur günstigsten Fahrkarte im unübersichtlichen Tarifdschungel der Bahn verhilft. Bis Oktober 2001 gab es einen solchen Kundendienst mit dem kompetenten Schalterbeamten Ralf Kimnach auch in Traben-Trarbach. Dann übernahm die Firma Entrada den Schalter und stellte neues Personal ein, doch nur neun Monate später, am 1. Juli 2002, war auch damit Schluss. Das Bahnhofsgebäude wurde zum schicken Stadthaus umgebaut, und Fahrkarten gab es dort fortan nicht mehr. Der damalige Entrada-Geschäftsführer Claus Schlemmer verwies seinerzeit im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund auf das Gelände am Bahnhof, wo bis September 2003 ein Geschäftsgebäude entstehen sollte. Dort wollte die Firma wieder einen Schalter öffnen. Doch drei Jahre später ist die Fläche noch immer unbebaut und gibt mit Schotter, Pfützen, wild wachsenden Bäumchen und viel Unrat kein schönes Bild ab. Im Automaten des TransRegio, der zwischen Traben-Trarbach und Bullay verkehrt, können Fahrscheine gelöst werden. Doch das Gerät ist oft außer Betrieb oder gibt kein Wechselgeld heraus, und so setzen die Reisenden lieber auf die freundlichen Zugbegleiter, die mit ihrem Mini-Computer Fahrscheine zu vielen größeren Bahnstationen ausstellen können. Auch spezielle Gruppen-Fahrkarten, das Schöne-Wochenend- oder Rheinland-Pfalz-Ticket sind bei ihnen erhältlich. Aber nicht immer ist ein Zugbegleiter an Bord des TransRegio. Nach Angaben einer Schaffnerin im Intercity gibt es auf jedem Bahnhof der Deutschen Bahn (DB) einen Fahrschein-Automaten. Der Traben-Trarbacher Bahnhof gehört zwar zur DB ebenso wie die Geleise, aber die Strecke wird von TransRegio betrieben. "TransRegio hat einen Vertrag mit dem Zweckverband Schienen-Personen-Nahverkehr Nord", erklärt ein Bahn-Sprecher aus Frankfurt dem TV. Die Deutsche Bahn sehe daher "keine Veranlassung, in Traben-Trarbach einen Automaten aufzustellen". Während auch der Fahrkartenverkauf in einem Trabener Café vor einigen Jahren eingestellt wurde, gibt es in Reil seit Bestehen der TransRegio-Strecke eine Agentur, im Schreibwarenladen Geden, wo Fahrscheine am Minicomputer ausgestellt werden. "Das läuft gut, und die Touristen machen massenhaft davon Gebrauch", sagt Regina Geden. Inzwischen hat sich auch der Traben-Trarbacher Verkehrsamtsleiter Achim Nehrenberg der Sache angenommen. "Ich bin für alles, was die Lebensqualität im ländlichen Raum verbessert", sagt er entschlossen. TransRegio verweist auf die Automaten im Zug und die Zugbegleiter und deutet im Gespräch mit Nehrenberg an, dass noch mehr Bahnstationen in die Mini-Computer aufgenommen werden könnten. Dass sich für die DB das Aufstellen eines Automaten in Traben-Trarbach nicht rechnen könne, leuchtet kaum ein, weil viel kleinere Bahnstationen an der Moselstrecke wie Ediger-Eller oder Neef mit einem solchen Gerät ausgestattet sind. Ein Tipp aus Bahnkreisen ist indes bis in die Doppelstadt vorgedrungen: Die Kommune sollte sich bezüglich dieser Angelegenheit an die Zentrale der Deutschen Bahn in Berlin wenden.

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