Wo Pferde ganz alt werden können

Schutz · Wenn Tiere alt werden, brauchen sie wie auch die Menschen ganz viel Pflege und Liebe. In dem Ort Schutz in der Eifel kümmert sich eine Familie gleich um elf Pferde und zwei Esel, die auf ihrem Hof ihren Lebensabend verbringen.

Schutz. Fahrenheit ist frisch verliebt. Auf seine alten Tage hat er die Frau seines Lebens gefunden: Cindy. Dabei war er vor ein paar Monaten so schwer verletzt, dass die Ärzte ihn aufgegeben hatten. Dank vieler Pflege ist der 18-jährige Wallach - das ist für ein Pferd recht alt - heute wieder fit und verbringt jeden Tag mit seiner drei Jahre älteren Schimmeldame. Sieht einer den anderen nicht, fängt er an, nach ihm zu rufen. "Das ist ja süß", findet Lucky. Elf Pferde und zwei Esel

 Esther Willems-Krämer kümmert sich auf ihrem Gnadenhof in Schutz um elf Pferde – hier Rashida und Jeton. Auch Lucky hat die Tiere in sein Herz geschlossen. TV-Foto: Ursula Quickert

Esther Willems-Krämer kümmert sich auf ihrem Gnadenhof in Schutz um elf Pferde – hier Rashida und Jeton. Auch Lucky hat die Tiere in sein Herz geschlossen. TV-Foto: Ursula Quickert

Der ist heute bei einem Gnadenhof zu Besuch. Das ist sozusagen ein Seniorenheim für Tiere. Die sind auch nicht mehr so fit und werden öfter krank, wenn sie alt werden. Dann muss sich jemand um sie kümmern, und ihren Besitzern wird das manchmal zu viel. Schließlich kann man ein Pferd nicht einfach zu Hause auf die Couch legen! Man muss es füttern, ihm Arznei geben, es massieren. Es gibt Leute, die verkaufen das Tier dann einfach an eine Schlachterei, die Wurst aus dem Fleisch macht. "Igitt!", ruft Lucky. "Das ist ja gemein!" Auf dem Gnadenhof in Schutz, das ist ein kleiner Ort in der Eifel, findet er es viel schöner. Dort dürfen die Senioren so lange bleiben, bis sie in den Himmel kommen. Vor eineinhalb Jahren ist Esther Willems-Krämer mit ihrer Familie von Wittlich nach Schutz gezogen. Damals hatte sie drei Pferde, eines von ihnen war Fahrenheit. Um sich besser um ihn kümmern zu können, haben die Krämers eine Unterkunft mit viel Platz gesucht und in Schutz gefunden - mit drei Wiesen, Boxen, offenem Stall und einer Reithalle. Dass daraus einmal ein Gnadenhof wird, hat damals niemand geahnt. Auf der Internetseite "Tiere in Not" sind sie auf zwei alte Pferde gestoßen, deren Besitzer nach einer Unterkunft für sie gesucht haben. Die Krämers haben sie aufgenommen. "Das ging rund wie ein Lauffeuer", sagt die 41-jährige Pferdeliebhaberin. Nach und nach kamen immer mehr Tiere hinzu. Heute sind es elf Pferde und zwei Esel. Eines der Pferde - Roy - ist noch nicht so alt und noch ganz schön flink. Die beiden Esel stehen nicht bei den Pferden, weil die manchmal gemein zu ihnen sind. Jedes der Tiere hat eine Geschichte und einen eigenen Charakter. Jameer etwa ist ein Macho und verpfeift die anderen, wenn sie Unsinn machen. Jeton hatte einen Freund, mit dem er fast sein ganzes Leben verbracht hat. Dann sollte er in den Schlachthof kommen, aber ein kleines Mädchen hat Geld für ihn gesammelt und ihn gerettet. Nur für seinen Freund hat es nicht gereicht. Deshalb war Jeton traurig. Jetzt leuchten seine Augen wieder - vor allem, wenn er seine Freundin Rashida sieht. Es gibt in Schutz sogar ein Pferd, das heißt wie Lucky! Und es ist auch nicht so viel größer als die Leseratte, denn es ist ein Shetlandpony.Vor kurzem ist auf dem Gnadenhof etwas Lustiges passiert. Der 19 Jahre alte Mo hatte Anzeichen für eine schlimme Krankheit, an der er hätte sterben können. Weil die Tierärztin unterwegs war, hatte Eva, die 14-jährige Tochter der Familie, sich für die Krankenwache eine Packung Printen in die Reithalle gelegt. Dann ging sie kurz weg. Als sie zurückkam, hatte Mo die verschlossene Packung geöffnet und alle Printen gegessen! Seine Augen haben ganz doll geglänzt, seine Ohren waren gespitzt, als er genüsslich am Lebkuchen kaute. Und stellt euch vor, am nächsten Morgen war er gesund! Gut, da hat bestimmt auch die Spritze der Tierärztin geholfen, aber vielleicht waren die Gewürze in den Printen einfach gut für die Verdauung. Oder wie Willems-Krämer sagt: "Vielleicht hat er sich einfach daran erinnert, wie wichtig es ist, das Leben zu genießen."volksfreund.de/videos

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