Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen

Greimerath · Seit knapp zwei Jahren gibt es die Wildbrücke bei Greimerath. Die Autofahrer sehen nur den Übergang über die A 1 und ein wenig Grünzeug auf der Brücke. Was dort wirklich geschieht und wie es dort aussieht, hat der TV bei einem Ortstermin mit dem Landesbetrieb Mobilität auf der Wildbrücke erfahren.

 Helmut Schneider vom LBM in Koblenz prüft an den Holzkästen, ob hier schon Haselmäuse waren. TV-Foto: Nora John

Helmut Schneider vom LBM in Koblenz prüft an den Holzkästen, ob hier schon Haselmäuse waren. TV-Foto: Nora John

Greimerath. Der Sandstreifen in der Mitte der Grünbrücke beweist, dass der Bau des Autobahnübergangs nicht vergebens war. Denn hier sind einige Spuren von Wildtieren zu erkennen. Reh, Hase, Fuchs und sogar Wildschweine haben hier schon ihre Fußabdrücke hinterlassen. Helmut Schneider vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) Koblenz ist zufrieden. Zwar zeigen einige Tierarten wie beispielsweise der Hirsch noch Zurückhaltung, aber es herrscht schon Leben auf der Wildbrücke. Kleintiere wie Eidechsen wurden hier ebenfalls schon gesehen.
Auch, wenn es mit der Vegetation noch nicht zum Besten steht. "Nach dieser Zeit sollte man mehr sehen", sagt Helmut Schneider vom LBM. Die Bäume sind nur teilweise angegangen. Eine ganze Reihe von Birken steht selbst im Hochsommer gänzlich ohne grüne Blätter da. Und auch die Sträucher haben Schwierigkeiten, sich richtig zu entwickeln. Am Anfang sei alles gut angegangen, sagt Schneider. Aber es sei eben doch ein extremer Standort, der es den Pflanzen schwermache. Es ist auch nur etwa ein Meter Boden, auf denen die Pflanzen gedeihen können, viel weniger als in der Natur.
Über präzise Zahlen, was auf der Wildbrücke, die Ende 2011 fertiggestellt wurde, so wandert, gibt es derzeit noch keine genauen Angaben. Diese werden erst erwartet, wenn die Videoüberwachung installiert ist. Die Ständer dafür sind schon aufgestellt, die Kameras sollen in den nächsten Wochen ihre Arbeit aufnehmen.
Doch neben dem Sandbett in der Mitte der Grünbrücke gibt es weitere Beobachtungsstationen. So hat zum Beispiel eine Fotokamera schon viele Aufnahmen von Tieren gemacht, die des Nachts über die Brücke queren. Und auch Holzkästen, die an Pflöcken hängen, sind nicht etwa als Vogelhäuschen gedacht, sondern geben Haselmäusen ein Zuhause. Bei genauer Untersuchung der Kästen ist zu erkennen, dass hier schon das eine oder andere Mäuschen Station gemacht hat.
Bepflanzt wurde die Brücke nach ihrer Fertigstellung vor zwei Jahren für 20 000 Euro von einer Firma, die auch eine dreijährige Gewährleistung hat. Deshalb geht die Neupflanzung der Bäume beispielsweise auf Kosten dieser Firma.
Die weitere Pflege übernimmt das zuständige Forstamt. Das geschieht bei der normalen Beförsterung des Waldes drum herum.
Für die Beobachtungen und Auswertungen der Nutzung ist Biologe Dr. Matthias Hermann verantwortlich. Wie Helmut Schneider sagt, werden für das Forschungsprogramm noch einmal 15 000 Euro in den nächsten drei Jahren ausgegeben werden. Von Hermann stammen auch die Fotokameras, die jetzt schon Aufschluss über die Nutzer der Brücke geben.
Extra

Die Grünbrücke bei Wittlich verbindet eher freies Gelände, während die Brücke bei Greimerath Waldstücke verbindet. Während für Greimerath noch Zahlen fehlen, wurden in Wittlich schon Erhebungen mit Hilfe von Videokameras gemacht. Durch die Videoüberwachung wurde festgestellt, dass das Rehwild mit 42 Prozent den Hauptbestandteil der querenden Tiere bildet. Gemeinsam mit Fuchs, Hase und Schwarzwild bildet das Rehwild beinahe 90 Prozent der Gesamtquerungszahl. Rotwild, Dachs, Wildkatze und Marder sind zwar keine häufigen, aber regelmäßige Gäste auf der Grünbrücke. Im Jahr 2010 wurde die Videokamera auf der Wittlicher Grünbrücke insgesamt 2172-mal ausgelöst, 2011 waren es 1628 Auslösungen. nojExtra

Die Wildbrücke bei Greimerath hat eine Breite von 43,70 Metern und eine Fläche von 1550 Quadratmetern. Es wurden 5500 Kubikmeter Beton und 412 Tonnen Stahl verbaut. Die Baukosten lagen bei etwa 2,5 Millionen Euro. noj

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