Wo wackere Männer Trauben treten

Piesport · Dass in der Römerzeit in Piesport schon Weinbau betreiben wurde, belegt der sensationelle Fund vor 26 Jahren von zwei römischen Kelteranlagen. Die Anlage stammt aus dem 2. und 4. Jahrhundert nach Christus. Sie ist damit die älteste und auch größte nördlich der Alpen.

 Trauben treten wie die Römer – das tun wackere Männer beim Römischen Kelterfest zur Freude der Zuschauer. Foto: Gemeinde Piesport

Trauben treten wie die Römer – das tun wackere Männer beim Römischen Kelterfest zur Freude der Zuschauer. Foto: Gemeinde Piesport

Piesport. Sie fassen sich an den Händen und treten wacker mit den nackten Füßen, bis sie im Most stehen. Die römisch gewandeten Männer in der Piesporter Kelter demonstrieren dem Publikum beim alljährlichen Römischen Kelterfest die Arbeitsweise der Römer.
Im Jahre 1985 erbrachte ein glücklicher Fund den archäologischen Nachweis dafür, dass in Piesport schon seit frühester Römerzeit Wein bearbeitet wurde. Eine Weinpresse wurde originalgetreu rekonstruiert. Sie ist voll funktionsfähig und steht daher jedes Jahr im Mittelpunkt dieses Kelterfestes. Bei umfangreichen Untersuchungen des Landesmuseums Trier konnten am westlichen Ortsrand mehr als zehn Räume und sieben Becken einer römischen Groß-Kelteranlage nachgewiesen werden. "Das Gebäude insgesamt umfasst mehr als 44 Meter Breite und eine Tiefe von rund 20 Metern. Die Vorderfront war nicht mehr zu fassen, da sie ursprünglich wohl bis ans Moselufer reichte und in nachrömischer Zeit ein Opfer immer wiederkehrender Hochwasser wurde", schreibt Karl-Josef Gilles vom Landesmuseum. Die Besonderheit besteht in der Vielzahl und Anordnung der Becken, wobei die obersten eine Kapazität von 12 000 Litern hatten. Auch die Reste einer ehemaligen Baumkelter wurden sichtbar.
Insgesamt finden sich in dieser Groß-Kelteranlage zwei bis drei Maischebecken - hier könnte auch Rotwein verarbeitet worden sein - zwei Kelterbecken und zwei Auffangbecken.
Bemerkenswert ist auch der westliche Gebäudetrakt, der nachträglich angebaut wurde. Zu ihm gehörten mindestens vier kleinere, teils in den Fels gegrabene Kellerräume, berichtet Gilles weiter. In einem der Keller wurde ein "Hypokaustum" (Heizung) installiert. Darin könne man die Reste eines "Fumariums", einer Rauchkammer erkennen. Der Wein erhielt in einem solchen Fumarium durch Zuführung von bestimmtem Rauch eine vorzeitige Reife.
Fundstücke wie merowingerzeitliche Scherben und freigelegte Gräber lassen eine kontinuierliche Nutzung bis ins frühe Mittelalter erkennen. Eine Bleiplombe, in Form und Schrift vermutlich aus Nordafrika stammend, könnte ein Hinweis auf importierte Gewürze sein, die in der Antike vielerorts dem Wein zugesetzt wurden. Gilles: "Die Größe der Kelteranklage lässt weniger an eine private als an eine staatliche Einrichtung in Art einer Domäne denken, die vielleicht sogar für den kaiserlichen Hof oder die Präfektur in Trier arbeitete."
Die Ortsgemeinde Piesport kümmert sich als Eigentümerin um den Erhalt der Anlage. Regelmäßige Veranstaltung ist das Römische Kelterfest am 2. Oktoberwochenende. 2011 kam die neue Veranstaltung "Vinum Culinarium. Auf Anfrage finden auch Führungen statt. Die Kelteranlage ist von allen Seiten gut einsehbar. Schilder weisen auf die Geschichte und die Bedeutung der einzelnen Becken hin.
Anfragen bei der Touristinformation unter Telefon 06507/2027, bei der Ortsgemeinde unter 06507/2028 sowie im Internet unter www.piesport.de; E-Mail: info@piesport.de

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