Wohin geht die Reise für Traben-Trarbach?

Traben-Trarbach · Seitdem das neue Gutachten zur Kommunalreform im Land vorliegt, gehört auch Traben-Trarbach zu den Verbandsgemeinden (VG), die fusionieren müssen. Mit wem wird Hochzeit gefeiert, mit Kröv-Bausendorf, Bernkastel-Kues oder doch Zell? Ein Gedankenspiel.

Traben-Trarbach. Beweglich war Traben-Trarbach als Grenzbezirk zwischen Koblenz und Trier schon immer. Bis 1970 gehörte die Doppelstadt zum damaligen Kreis Zell, dann wurde sie Bernkastel-Wittlich zugeschlagen - zusammen mit der VG Enkirch. Wolf und Kautenbach gehörten schon zuvor zu Bernkastel. Irmenach, Beuren und Lötzbeuren wiederum wechselten 1970 vom Rhein-Hunsrück-Kreis nach Bernkastel-Wittlich.
Ärger mit Kröv gab\'s schon früher, zwischen der protestantischen Grafschaft Sponheim und dem katholischen Kröver Reich. Heute wird man den Eindruck nicht los, dass sich die beiden Verbandsgemeinden noch immer nicht ganz grün sind. Doch spätestens seit der neuen Expertise des Kaiserslauterer Professors Martin Junkernheinrich ist klar, dass sich Traben-Trarbach einen Partner suchen muss.
Bei der nächsten VG-Ratsitzung am Dienstag, 18. September, steht die Kommunalreform deshalb auf der Tagesordnung. Konkrete Debatten sind aber erst zu erwarten, wenn das zweite Gutachten mit konkreten Vorschlägen zu Fusionen veröffentlicht wird. Der TV lotet vorab die Chancen für die potenziellen Kandidaten aus.

Kröv-Bausendorf

Gemeinden: zehn, Einwohner: 8816, Fläche: 116,4 Quadratkilometer, voraussichtlicher Schuldenstand Ende 2012: 3,67 Millionen Euro, VG-Umlage: 41 Prozent.
Die Fusion von Traben-Trarbach und Kröv-Bausendorf ist seit Beginn der Gebietsreform Thema. Schließlich stand Kröv-Bausendorf gleich auf der Streichliste des Landes. Gespräche gab es dennoch keine.
Was dafür spricht: Es wären zwei Fusionskandidaten innerhalb des Kreises mit einem Schlag versorgt, und es entstünde keine allzu große Einheit.
Was dagegen spricht: Die Eifeldörfer der VG liegen wesentlich näher an Wittlich als an Traben-Trarbach und können sich mit einer Fusion sicher noch weniger anfreunden als die Moselgemeinden. Außerdem haben sie weniger Interesse an Tourismusförderung. Dem könnte eine Aufteilung von Kröv-Bausendorf in Richtung Wittlich und/oder Manderscheid sowie Traben-Trarbach Rechnung tragen - die aber mit Sicherheit auf weiteren Protest stoßen würde.

Bernkastel-Kues

Gemeinden: 23, Einwohner: 28 000, Fläche: 249 Quadratkilometer, aktueller Schuldenstand: 12,1 Millionen Euro, VG-Umlage: 36 Prozent.
Eine Fusion von Traben-Trarbach mit Bernkastel-Kues wäre nur als große Mosel-VG denkbar, die mindestens die Kröv-Bausendorfer Gemeinden Kröv, Reil und Kinheim einschließt.
Was dafür spricht: Weinberge, Tourismus, Lage am Fluss und im Tal: Die Strukturen und Interessen sind weitgehend die gleichen. Gerade in der Vermarktung als Urlaubsregion könnten die Gemeinden näher zusammenrücken.
Was dagegen spricht: Die VG Bernkastel-Kues hat zum Jahresbeginn bereits Neumagen-Dhron, Minheim und Piesport aufgenommen und ist "satt". Auch eine Fusion mit der VG Thalfang ist nicht ausgeschlossen.

Zell

Gemeinden: 24, Einwohner: 16 921, Größe: 194 Quadratkilometer, Schuldenstand: 2,62 Millionen Euro, VG-Umlage: 34,5 Prozent.
In Zell war die Kommunalreform bislang kein Thema. Der Kreis Cochem-Zell mit seinen 63 000 Einwohnern würde sich aber sicher über Zuwachs freuen, um seinen Bestand zu sichern.
Was dafür spricht: Historisch sind Zell und Traben-Trarbach eng verbunden, die Strukturen sind mit den Mosel- und Hunsrückgemeinden sehr ähnlich. Sowohl die Höhe der Umlage, die die Orte an die VG zu errichten haben, als auch der relativ niedrige Schuldenstand machen Zell attraktiv.
Was dagegen spricht: Fusionen über Kreisgrenzen hinweg will das Land nicht. Schließlich wäre bei einem Austritt von Traben-Trarbach der Bestand des Kreises Bernkastel-Wittlich gefährdet - bei einem Austritt von Zell der des Nachbarkreises. Nur bei einer vorgezogenen Kreisreform wäre eine Hochzeit mit Zell möglich.

Zum Vergleich: Traben-Trarbach hat sechs Gemeinden mit etwa 9300 Einwohnern. Größe: 88,3 Quadratkilometer, Schulden: 2,66 Millionen Euro, VG-Umlage: 41,4 Prozent.
Es gibt allerdings noch ein Hintertürchen für den Erhalt der Eigenständigkeit: Das Gutachten bescheinigt Traben-Trarbach eine gute finanzielle Verfassung - möglicherweise ein Grund, den die VG bei einem Antrag aufführen könnte, vom Fusionszwang ausgenommen zu werden.
Meinung

Klotz am Bein
Traben-Trarbach muss fusionieren. Das ist vernünftig. Denn die Verbandsgemeinde ist wie die Nachbarn Zell und Kröv-Bausendorf auch zu klein, um langfristig effizient sein zu können, und für politische Selbstständigkeits-Folklore sollte kein Cent an Steuern verschwendet werden. Natürlich gibt es - zumal unter der schwer vermittelbaren Vorgabe des Landes, Kreisgrenzen unberührt zu lassen - keinen Weg zu einer Fusion, auf dem nicht auch einige Hindernisse zu überwinden wären. Freiwillig wird sich aber derzeit keiner mit Traben-Trarbach zusammentun. Das hat weniger mit historischen, geografischen oder wirtschaftlichen Faktoren zu tun, als vielmehr damit, dass vor allem die Stadt und ihre Akteure sich gebärden wie im Tollhaus. Da werden Grabenkämpfe geführt und jede rationale politische Debatte durch persönliche Feindschaften und Abneigungen unmöglich gemacht. Es ist verständlich, wenn sich keine Nachbar-Kommune einen solchen Klotz ans Bein binden will. Solange der Kern der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach - und das ist nun einmal die Stadt gleichen Namens - sich politisch und personell nicht von Grund auf erneuert, kann man nur jede VG bemitleiden, die zu einer Fusion gezwungen wird. l.ross@volksfreund.deExtra

Die VG-Ratsitzung beginnt am Dienstag, 18. September, um 18 Uhr im Gemeindehaus Irmenach. Weitere Themen sind unter anderem die Errichtung des Moselsteigs, die Namensgebung für die Grundschule Enkirch und Vorschläge für den Haushaltsplan 2013. Für 18.30 Uhr ist eine Einwohnerfragestunde geplant. uq

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